In Karlsruhe kamen 2024 genauso viele Besucher in die Freibäder wie 2023

Bäderchef Oliver Sternagel zieht Bilanz

Interview: Personalmangel bleibt größtes Problem in Karlsruher Freibädern

Stand
Autor/in
Mathias Zurawski
Mathias Zurawski

Die Freibad-Saison war durchwachsen. In Karlsruhe wurden die schlechten Besucherzahlen im Mai und Juni durch den sonnigen August ausgeglichen. Der Personalmangel bleibt größtes Problem.

Für die meisten Freibäder war der Sommer 2024 kein besonders guter Sommer. Die ersten Monate der Saison waren verregnet. Der sonnige August konnte in Karlsruhe den schlechten Saisonstart im Mai und Juni wenigstens ausgleichen. In die Karlsruher Freibäder kamen genauso viele Gäste, wie im vergangenen Jahr. Größtes Problem für den Karlsruher Bäderchef Oliver Sternagel bleibt der Personalmangel. Am Sonntag schließen auch hier die Freibäder.

SWR Aktuell: Oliver Sternagel, vor der Saison gab es einige Fragezeichen in den Karlsruher Freibädern. Die Suche nach Personal war wieder ein Thema. Oder auch der Regen zu Beginn. Wie bewerten Sie diese Saison?

Aus unserer Sicht war sie erstmal sehr zufriedenstellend. Das höchste Gut für uns ist, dass es keine besonderen Vorkommnisse gab, also keine schweren Unfälle. Wir sind sehr froh, dass wir da gut über die Saison gekommen sind.

SWR Aktuell: Wie hat sich die Saison dargestellt was die Gästezahl betrifft?

Der August war sehr gut. Allerdings haben wir die höheren Besucherzahlen immer vor den Ferien, wir bemerken immer einen Knick während der Sommerferien. Da sind wohl doch viele Gäste aus Karlsruhe und Umgebung im Urlaub. Aber wir haben noch einiges aufgeholt nach dem schlechten Saisonstart. Wir haben in der Summe die selben Besucherzahlen wie im Vorjahr.

SWR Aktuell: Wie war die Personalsituation? Vor Saisonstart gab es wieder die Befürchtung, dass Sie möglicherweise Öffnungszeiten anpassen müssen, sprich: Bäder früher schließen oder gar nicht aufmachen.

Es war sehr, sehr schwierig. Wir mussten in einem Freibad, in Rappenwört, weil es unser größtes ist, ein bisschen mit den Öffnungszeiten jonglieren. Wir mussten später aufmachen. Das war natürlich nicht zufriedenstellend, weder für uns, noch für unsere Gäste. Aber wir haben es dann doch geschafft, während den Ferien morgens zu öffnen, sodass die Leute wirklich früh ins Bad gehen konnten. Es hat auch zu einer Entzerrung von Schlangen oder Ähnlichem geführt. Insgesamt war es eine gute Saison. Aber Personal ist unser größtes Problem. Das wird sich aus meiner Sicht auch in Zukunft nicht ändern. Es geht nicht nur um Fachkräfte, die uns fehlen, sondern es geht primär einfach um Menschen, die gerne arbeiten würden.

SWR Aktuell: Was können sie tun? Es gibt Aktionen, mit denen Sie Personal werben. Sie versuchen alles Mögliche. Hat das etwas gebracht? Und was kann man zusätzlich tun, um Leute zu gewinnen?

Wir versuchen aus unserer Sicht alles, was möglich ist. Von Online-Geschichten bis zu klassischer Werbung. Wir sprechen die Leute direkt bei uns in den Bädern an. Es gibt Prämien bei uns für diejenigen, die Mitarbeiter werben. Wir haben da ein ganz großes Portfolio. Aber es ist einfach schwierig, wie in vielen anderen Berufen auch, Leute zu bekommen, die am Wochenende arbeiten wollen und bereit sind, dann zu arbeiten, wenn die anderen Freizeit haben. Und ich glaube, das ist momentan bei vielen nicht angesagt.

SWR Aktuell: Schauen wir aufs nächste Jahr. Die Situation insgesamt ist angespannt. Personal ist ein großes Problem. In der Stadt Karlsruhe ist auch das Thema Geld ein Problem. Wie planen Sie mit Blick auf das nächste Jahr? Geht es in den Freibädern so weiter, wie wir es in diesem Jahr gesehen haben?

Also aus meiner Sicht geht das so weiter. Wir denken auch über Investitionen in den Bädern nach. Wenngleich es keine großen Investitionen in neue Rutschen oder Ähnliches gibt, gibt es doch einiges zu tun. Wir werden wieder versuchen, alle unsere Freibäder zu öffnen. Das Sonnenbad öffnet wieder als eines der ersten Freibäder in Deutschland. Das wird uns mit Sicherheit auch gelingen. Aber wie die Öffnungszeiten sein werden, das kann ich momentan beim besten Willen nicht sagen. Ich würde unterm Strich sagen: Geld ist kein Problem. Aber Personal. Das ist auch in Zukunft das, wo wir wirklich schauen müssen, wie wir es überhaupt noch hinbekommen.

SWR Aktuell: Sie sagen "Geld ist kein Problem". In Karlsruhe ist die Aussage zumindest mal erstaunlich. Der Stadt geht es finanziell überhaupt nicht gut. Warum sagen Sie als Bäderchef, dass für Sie Geld kein Problem ist?

Das ist vielleicht ein bisschen flapsig. Aber wir haben seit über zehn Jahren einen Korridor mit dem selben Defizit für alle Bäder. Und das ist schon erstaunlich, weil in der Zeit ziemlich viel passiert ist: Inflation, Tariferhöhungen, Gas, Wasser, alles ist extrem teuer geworden. Da sind wir schon ziemlich stolz, dass wir dieses Niveau halten konnten. Zum anderen sind Freibäder wichtige Infrastruktur für eine Stadt. Und wir sehen das ja an unseren Gästen, wie glücklich und happy die sind, bei warmen Temperaturen ins Bad zu gehen. Wir brauchen nicht nur Museen und andere kulturelle Einrichtungen. Ich denke, Bäder und ähnliche Freizeiteinrichtungen spielen eine sehr, sehr große Rolle für das Wohlbefinden der Bevölkerung. Und ich glaube, da haben wir in Karlsruhe sehr, sehr viel zu bieten. Das Flaggschiff, unser Europabad, das wir kostendeckend betreiben und das sogar Überschüsse erwirtschaftet, hilft natürlich, diesen finanziellen Korridor zu halten.

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