Windräder stehen hinter einer Kirche in Oberschwaben.

Strombedarf wächst rasant

Warnung vor Stromlücke: BW-Wirtschaft fordert schnelleren Ausbau von Erneuerbaren Energien

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Matthias Breitinger

Die Industrie- und Handelskammern in BW warnen vor einer Stromlücke, falls die Erneuerbaren Energien nicht zügiger ausgebaut werden. Sie befürchten eine Abwanderung von Unternehmen.

Um den stark steigenden Strombedarf in Baden-Württemberg zu decken, muss der Ausbau der Erneuerbaren Energien im Land deutlich an Fahrt gewinnen. Das hat der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) am Montag bei der Vorlage einer Studie zum Thema gefordert.

Der Dachverband der zwölf Industrie- und Handelskammern im Land hatte die BW-Stromstudie beim Fraunhofer Institut in Freiburg in Auftrag gegeben. Demnach wird sich der Stromverbrauch in Baden-Württemberg in den nächsten 15 Jahren mehr als verdoppeln.

IHKs fordern schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren

2021 wurden 64 Terawattstunden (TWh) verbraucht, für 2040 wird je nach Szenario mit 109 bis 161 TWh gerechnet. Grund für die deutliche Steigerung sind unter anderem die Elektrifizierung im Verkehr und der Einsatz von Wärmepumpen in der Industrie.

Der BWIHK fordert daher einen deutlich schnelleren Ausbau von Windkraft und Solarenergie. Es müssten mehr Flächen zur Verfügung gestellt und Hemmnisse wie langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren beseitigt werden.

BWIHK warnt vor Abwanderung von Unternehmen

Das Land wolle fünf Jahre früher als der Bund klimaneutral werden, hänge aber beim Ausbau der erneuerbaren Energien hinterher, kritisierte BWIHK-Vizepräsident Jan Stefan Roell. "Uns droht eine Stromlücke. Das macht die Sicherung der Energieversorgung zu einem besonders herausfordernden Standortfaktor." Roell warnte vor einer Abwanderung von Unternehmen.

Allerdings wird Baden-Württemberg selbst bei einer Vervierfachung der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien viel Strom importieren müssen - die Studie kommt auf bis zu 67 TWh im Jahr, das wären rund 42 Prozent des Gesamtbedarfs.

Daher fordert der BWIHK mehr Tempo auch beim Ausbau der Stromnetze auf Übertragungs- und Verteilebene. Darüber hinaus müsse die Politik dringend Kraftwerke zur Netzstabilisierung neu bauen. Um gemeinsam Lösungen zu finden, solle die Landesregierung einen Strompreisgipfel mit allen wichtigen Akteuren abhalten.

Neue Windräder in BW: Kretschmann zweifelt an Ziel für 2024

Im vergangenen Jahr wurde die Windkraft im Land nur schleppend ausgebaut. 2023 wurden laut Branchenverbänden 15 neue Windräder in Baden-Württemberg errichtet. Für 2024 hatte die Landesregierung das Ziel gesetzt, 100 neue Windräder aufzustellen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat aber bereits angezweifelt, ob das noch realistisch ist.

Er sei dennoch "verhalten optimistisch, dass wir in diesem Jahr einen erheblichen Sprung nach vorne machen", so Kretschmann. Deutlich besser läuft im Land der Ausbau der Photovoltaik: 2023 wurde hier ein neuer Rekord im Land aufgestellt. Allerdings mahnt der Branchenverband solar cluster Baden-Württemberg auch hier mehr Tempo an.

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