Spätestens seit den Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine ist die Frage, wie Deutschland unabhängig von fossilen Brennstoffen aus dem Ausland wird, aktueller denn je. Eine Möglichkeit ist der Umstieg von Erdgas auf Wasserstoff.
Die Forschungen zu Wasserstoff als Treib- oder Brennstoff laufen schon seit Jahrzehnten. Nun gibt es gleich drei Projekte in Deutschland, die Wasserstoff zum Heizen testen. Während die Versuche in Hamburg oder Bayern allerdings in extra dafür eingerichteten Versuchsfeldern stattfinden, testet der Netzbetreiber Netze BW in Öhringen (Hohenlohekreis) im bestehenden Netz - mit 30 Testhaushalten.
Projekt in Öhringen: Bis zu 30 Prozent Wasserstoff im Erdgas
Dabei befindet sich Wasserstoff in der einen und Erdgas in der anderen Leitung. In einem Container mit sehr vielen Rohren und Technik auf dem Gelände der Netze BW in Öhringen laufen sie zusammen. Es entsteht ein Wasserstoff-Erdgas-Gemisch. Im Testlauf werden dem Erdgas bis zu 30 Prozent Wasserstoff zugesetzt. Nach allen bisherigen Ergebnissen können die heimischen Gasanlagen wie gewohnt weiterheizen. Nur bei älteren Modellen seien kleine Nachrüstungen nötig, sagt Projektleiterin Heike Grüner.
Aktuell wird der Wasserstoff zugekauft. Über kurz oder lang will die Netze BW diesen aber auf dem eigenen Betriebsgelände selber herstellen, mithilfe der so genannten "Elektrolyse". Das ist ein Verfahren, bei dem aus regenerativen Energien Wasserstoff entsteht. Damit wäre der Brennstoff komplett klimaneutral. Vorausgesetzt, man bräuchte gar kein Erdgas mehr. Und genau das sei das Ziel, sagt Heike Grüner.
Ziel: In 15 Jahren nur noch Wasserstoff in den Gasleitungen
In 15 Jahren will Netze BW beziehungsweise die Muttergesellschaft EnBW komplett auf Erdgas verzichten. Ein erfolgreicher Test in Öhringen soll der erste Schritt sein.
In Phase 1 des Testlaufs versorgt Netze BW aktuell das eigene Betriebsgelände mit dem Wasserstoff-Gas-Gemisch. Die Haushalte bekommen weiter normales Erdgas. In Phase 2 sollen dann 30 Testhaushalte in der direkten Nachbarschaft über das bestehende Netz ebenfalls mit Wasserstoff im Gas versorgt werden.
Andreas Frasch ist einer der Kunden, die ab kommender Woche Erdgas und Wasserstoff ins Haus bekommen.
Frasch habe sich schon länger Gedanken über fossile Energieträger gemacht. Als der Betreiber ihn wegen des Testversuchs angefragt habe, habe er deswegen nicht lange gezögert, sagt der Öhringer.