ART Müllwagen in Trier (Foto: SWR)

Mülltransport in der Region Trier

Wasserstoff statt Diesel: Kommt der klimafreundliche Antrieb für Müllautos?

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Sebastian Grauer
Foto von Sebastian Gauer, Redakteur bei SWR Aktuell im Regionalbüro Traben-Trarbach (Foto: SWR)

Müllautos, die mit Diesel betrieben durch Städte und über Land fahren und die Luft verpesten - das soll bald Vergangenheit sein. Die klimafreundliche Lösung könnte Wasserstoff sein.

Maximilian Monzel ist seit 21 Jahren Chef des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Region Trier (A.R.T.). Der Zweckverband ist nach eigenen Angaben für rund 300.000 Mülltonnen an der Mosel, in der Eifel und im Hunsrück zuständig.

Die Sammelfahrzeuge fahren im 14-Tage-Rhythmus alle Haushalte an. Der A.R.T. setzt dabei noch Müllautos mit einem Dieselmotor ein. Das soll sich in Zukunft ändern. Es gibt Pläne, die Autos mit Strom zu betreiben, der aus Wasserstoff produziert werden soll - doch so einfach ist das nicht.

Maximilian Monzel ist seit 21 Jahren Chef des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Region Trier (A.R.T). (Foto: Zweckverband Abfallwirtschaft Region Trier)
Maximilian Monzel ist seit 21 Jahren Chef des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Region Trier (A.R.T).

SWR Aktuell: Herr Monzel, warum Wasserstoff?

Maximilian Monzel: Wasserstoff sagt man derzeit nach, dass es der Energieträger ist, mit dem fossile Energieträger ersetzt werden können. Mit Wasserstoff kann man Strom erzeugen, mit dem man dann beispielsweise ein Auto antreibt. Das Gute an Wasserstoff ist, dass er frei verfügbar ist. Man kann ihn zudem zu unterschiedlichen Zeitpunkten einsetzen und flexibel produzieren, anders als das bei Windenergie oder Sonnenenergie der Fall ist, wo man darauf angewiesen ist, dass der Wind weht und die Sonne scheint. Wir brauchen Strom, aber auch dann, wenn es dunkel ist und kein Wind weht.

SWR Aktuell: Das hört sich gut an. Wo ist der Haken?

Monzel: Zum einen der hohe Stromaufwand, den man benötigt, um Wasserstoff zu gewinnen und den, um den Wasserstoff zu transportieren. Der Wasserstoff muss dorthin, wo er gebraucht wird. Das ist deswegen eine Herausforderung, weil Wasserstoff nur unter bestimmten Bedingungen transportiert werden kann. Wenn diese nicht erfüllt sind, können Gefahren entstehen. Die große Aufgabe wird deswegen auch sein, genug Strom zu erzeugen, um den Wasserstoff produzieren und transportieren zu können.

SWR Aktuell: Wie soll das gelingen?

Monzel: Klar ist, wir werden in Zentraleuropa nicht in der Lage sein, diesen Strom zu produzieren. Die Produktion von Wasserstoff ist ein weltweites Projekt. Wir werden hierzu vor allem mit Ländern in Afrika zusammenarbeiten müssen. Dort gibt es genug Platz. In der Sahelzone beispielsweise spielen Abstandsregeln beim Bau von Windrädern keine Rolle. Solaranlagen können dort ebenfalls effektiv arbeiten, weil es viel mehr Sonnenkraft gibt. Der fertig produzierte Wasserstoff käme dann zu uns und könnte dann durch Pipelines weitergeleitet werden.

SWR Aktuell: Könnte man den Wasserstoff nicht direkt auch hier erzeugen?

Monzel: Mit dieser Möglichkeit beschäftigen wir uns. Wir prüfen beispielsweise, wie wir mit Biogas Energie erzeugen können, um den Wasserstoff herzustellen. Die Frage, die wir also zuerst klären müssen, ist nicht, welches Fahrzeug schaffen wir an, sondern wie kommen wir hier an den aus Wasserstoff produzierten Strom, mit dem wir dann die Fahrzeuge laden können.

SWR Aktuell: Und wenn das alles geklärt ist, dann können die E-Müllautos bestellt werden?

Monzel: Grundsätzlich beschäftigen wir uns auch mit der Frage, welche Art von Abfallsammelfahrzeuge wir anschaffen wollen. Diese müssen für die entsprechenden Strecken auch geeignet sein. In Trier gibt es nur eine richtige Steigung, die Wege sind kurz. In der Eifel gibt es für wenig Abfall lange Strecken. Dort braucht man große Lkw, um Fahrten zum Umschlagstandort zu vermeiden.

Wir sind aktuell mit Vierachsern unterwegs, die mit Diesel betrieben werden. Fahrzeuge ähnlicher Größe mit einem E-Antrieb oder Brennstoffzellen gibt es derzeit gar nicht. Wir haben das mal ausgerechnet. Würden wir die jetzigen verfügbaren E-Fahrzeuge nutzen, bräuchten wir etwa ein Drittel mehr Lkw. Das wiederum würde auch eine Kostensteigerung von 30 Prozent bedeuten. Der Bürger müsste diesen Preis zahlen und das will er natürlich nur in einem begrenzenden Umfang. Was uns zur Grundsatzfrage bringt: Sollen wir Vorreiter der Nachhaltigkeit sein und finanziellen Mehraufwand in Kauf nehmen oder sollen wir möglichst günstig unsere Leistung anbieten?

SWR Aktuell: Wie sehen Ihre Pläne für die kommenden Jahre aus?

Monzel: Wir wollen innerhalb der nächsten Jahre unseren Fuhrpark im Bereich der Nutzfahrzeuge umstellen. Ziel wird es dabei auch sein, eine Technologie umzusetzen, damit wir nicht unterschiedliche Strukturen aufbauen müssen. Dabei haben wir natürlich auch im Auge, dass die Gebühren bezahlbar bleiben müssen.

SWR Aktuell: Was ist Ihre Hoffnung für die Zukunft?

Monzel: Ich hoffe, dass die Tankstellenbetreiber, die Fahrzeuganbieter und Anlagenbauer so schnell sind, dass wir auf Standardlösungen zugreifen können. Mein Kerngeschäft ist der Joghurtbecher und die Mülltonne. Dass ich mich mit der Produktion von Wasserstoff beschäftige, ist eigentlich schon ein Fehler im System. Wir müssen mehr in die technologische Entwicklung investieren, damit sich die Fachleute mit dem Aufbau eines Wasserstoffnetzes beschäftigen und Techniken entwickeln, die für uns dann verfügbar sind.