Eine Person beim Erfrierungsschutz der Heilbronner Aufbaugilde (Archivbild 2022) (Foto: SWR)

Nicht genug freie Betten

Bedarf groß wie nie: Not-Unterkunft in Heilbronn muss Obdachlose abweisen

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Peter Wedig

Von Jahr zu Jahr steigen die Übernachtungszahlen im Heilbronner Erfrierungsschutz. Dieses Jahr mussten erstmals Menschen abgewiesen werden, weil es keinen Platz mehr gab.

Seit dem 1. November ist der Erfrierungsschutz der Aufbaugilde in Heilbronn geöffnet und der Bedarf ist so hoch wie nie. Erstmals mussten sogar Wohnungslose abgewiesen werden, weil es keine freien Betten mehr gab. Das sorgt bei den Bedürftigen für Diskussionen, wer einen Platz bekommen sollte und wer nicht.

Bedarf steigt seit Jahren

Es gibt Vergleichszahlen jeweils aus dem November: 2021 waren es noch 85 Übernachtungsgäste. Ein Jahr später, 2022, waren es dann bereits 235. Diesen November waren es sogar 313 Übernachtungsgäste. Dadurch reicht der Platz nicht mehr für alle, die eine Unterkunft suchen. Teilweise können die Menschen noch provisorisch mit einer Isomatte im Gang auf dem Boden schlafen.

Diese Anzahl, die bringt uns natürlich an Grenzen.

Der Erfrierungsschutz ist kein Ganztagesangebot, sondern öffnet erst abends um 20 Uhr. Das liegt auch daran, dass er komplett von Ehrenamtlichen betrieben wird. Wenn er dann aufmacht, warten die Menschen oft bereits vor der Tür.

Ein Zimmer mit Betten im Erfrierungsschutz Heilbronn (Foto: SWR)
Insgesamt stehen 16 Betten im Erfrierungsschutz im Heilbronner Freibad Neckarhalde zur Verfügung.

"Neue Dimension erreicht"

Dieses Jahr gibt es aber eine neue Dimension, sagt Gerald Bürkert, Geschäftsführer der Aufbaugilde Heilbronn: Mittlerweile stehen die Menschen in Gruppen nicht nur lange an, bevor der Erfrierungsschutz öffnet, sondern sie diskutieren auch untereinander, wer dort übernachten dürfe und wer nicht.

Das hat eine Dimension erreicht, die uns noch einmal vor ganz neue Herausforderungen stellt.

Immerhin, die Diskussionen blieben bisher immer friedlich. Falls der Platz nicht reichen sollte, so Bürkert, versuchen die ehrenamtlichen Mitarbeitenden eine andere Lösung zu finden. Zum Beispiel bietet die Stadt eine Unterkunft im Salzgrund an, auch da gibt es weitere Schlafmöglichkeiten. Die Polizei nimmt Kontakt mit der Unterkunft auf und vermittelt die Menschen, die einen Unterschlupf und ein Bett für die Nacht suchen, dorthin.

Forderung nach mehr Sozialwohnungen

Das Einzige, was helfen könnte, so Bürkert, ist es, mehr Sozialwohnungen zu bauen. Denn vor allem Menschen mit wenig Geld hätten kaum Chancen auf dem Wohnungsmarkt. Und falls es doch mal ein passendes Angebot gebe, würden häufig Menschen mit Arbeit Arbeitslosen vorgezogen.

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