Die G7-Agrarminister treffen sich mit dem Agrarminister der Ukraine in einem Konferenzraum im Schloss Hohenheim.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod)

Folgen des russischen Angriffskriegs

G7-Gipfel in Stuttgart: Özdemir sichert Ukraine weitere Hilfe beim Getreideexport zu

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Die G7-Agrarminister diskutieren über die Folgen des Ukraine-Kriegs für die Ernährungssicherheit. Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir hat der Ukraine Unterstützung zugesichert.

Seit Freitag treffen sich die Landwirtschaftsminister aus den G7-Staaten zu Beratungen in Stuttgart-Hohenheim. Dabei geht es vor allem um den Angriff Russlands auf die Ukraine und die Folgen für die Ernährungssicherheit.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sicherte der Ukraine als Gastgeber des zweitägigen Treffens Unterstützung der G7-Gruppe zu. Ziel sei es, über Schienenwege, Straßen oder die Donau so viel Getreide wie möglich aus den vollen Silos in der Ukraine zu retten und auf die Teller der Menschen in Not zu bringen, sagte Özdemir nach den Beratungen der G7-Agrarminister mit ihrem ukrainischen Amtskollegen Mykola Solskyj.

Özdemir wirft Putin vor, Hunger als Waffe einzusetzen

Allerdings könne man nicht alles kompensieren, was durch den russischen Angriffskrieg an Transportwegen blockiert werde. Der Bundeslandwirtschaftsminister warf dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, den Hunger als Waffe einzusetzen, indem er die Ukraine als wichtigen Weizenlieferanten ausschalte. Dies sei eine besonders widerliche Variante der Kriegsführung.

Nach Angaben von Agrarminister Solskyj lagern in der Ukraine derzeit 20 Millionen Tonnen Getreide, die wegen der russischen Blockade von Lieferwegen und Häfen nicht exportiert werden können. Er deutete an, dass baltische Häfen für den Getreideexport genutzt werden sollen.

So äußerte sich Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir am Freitagabend im Interview mit dem SWR:

Ukraine ist bedeutender Weizenexporteur - Preise steigen

"Der Hafen von Odessa muss gesichert werden, er darf nicht fallen", führte Özdemir aus. Es sei gut, wenn die Ukraine militärisch erfolgreich sei. Er habe von Solskyj eine Einladung in die Ukraine angenommen. Einzelheiten dazu blieben zunächst offen. Die Ukraine ist traditionell ein bedeutender Weizenexporteur. Die Getreidemärkte sind wegen des Kriegs weltweit angespannt, die Preise gehen nach oben.

Der ukrainische Ressortchef Solskyj machte deutlich, dass die Frage von Getreideausfuhren seines Landes eine große Bedeutung habe. "Davon hängen auch die Preise ab, die Verbraucher weltweit zahlen müssen in den nächsten Monaten." Özdemir betonte an der Seite von Solskyj, die Ernährungssicherheit in Deutschland sei zwar gesichert. Das Land müsse aber Verantwortung übernehmen, auch international.

Özdemir warnt vor "Folgen für die globale Ernährungssicherung"

"Wir brauchen das Getreide auf dem Weltmarkt und die Ukraine braucht die Silos für die kommende Ernte", sagte er beim G7-Agrarministertreffen. Der Krieg in der Ukraine habe "gravierende Folgen für die globale Ernährungssicherung."

Deutschland hat in der Runde der G7, der sieben wichtigsten Industriestaaten, zurzeit den Vorsitz. Der Gruppe gehören neben der Bundesrepublik die USA, Kanada, Frankreich, Großbritannien, Italien und Japan an.

Ukrainischer Agrarminister befürchtet "große Verluste" bei Weizenernte

Der ukrainische Agrarminister Solskyj befürchtet wegen des russischen Angriffskriegs in seinem Land "große Verluste" bei der diesjährigen Weizenernte. "Die Situation bei Mais ist ein bisschen besser", sagte er. Trotzdem gehe es um große Mengen von bis zu 40 Millionen Tonnen Getreide, die zusätzlich exportiert werden müssten. "Das wird eine Herausforderung sein, weil die Mehrheit der ukrainischen Häfen nicht funktioniert", sagte der ukrainische Minister. Er bat um Hilfe: "Im Alleingang können wir diese Aufgabe nicht lösen."

Kretschmann sieht "Gefahr einer Hungerkrise"

Bereits am Donnerstag bei einem gemeinsamen Abendessen der G7-Teilnehmer äußerte sich Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zur Thematik: "Wir leben in schwierigen Zeiten", sagte er. Kretschmann bezog sich im Folgenden auf die Klimakrise, die Corona-Pandemie und den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Ich denke als Folge all dieser Geschehnisse besonders an die Gefahr einer großen Hungerkrise", so Kretschmann. Es sei eine Landwirtschaft vonnöten, welche die natürlichen Lebensgrundlagen schütze und erhalte. "Nur ein gesundes, gut funktionierendes Ökosystem sichert langfristig unsere Ernährung", sagte der Ministerpräsident.

Auch andere Themen stehen bei G7-Treffen auf dem Plan

Außer über die Folgen des Ukraine-Krieges wollen die Landwirtschaftsminister auch über Lieferketten und Antibiotikaresistenzen sprechen. Zudem will man über nachhaltige Landwirtschaft reden, um Ressourcen zu schonen und negative Auswirkungen auf Klima oder Böden zu verringern. Zum Abschluss ist eine Erklärung geplant, die dann beim G7-Gipfel der Staats- und Regierungschefs auf Schloss Elmau in Bayern im Juni beraten werden soll.

Ein weiteres G7-Treffen findet derzeit an der Ostsee in Weissenhaus statt. Dabei warnte auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) vor einer weltweiten Ernährungskrise. Die G7-Staaten dürften andere Länder nicht im Stich lassen. Bei der Konferenz wollen die Außenministerinnen und Außenminister der G7-Staaten noch bis Samstag über den Krieg und Themen wie die Corona-Pandemie beraten.

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