Das Unternehmen ZF Friedrichshafen AG (Bodenseekreis) gliedert nach eigenen Angaben den Geschäftsbereich "Passive Sicherheitstechnik" aus. Das Ziel sei es, Investoren den Einstieg zu ermöglichen und damit neue Gelder für die Produktion und den Schuldenabbau zu gewinnen. Zu Systemen der passiven Sicherheitstechnik gehören zum Beispiel Airbags, Sicherheitsgurte und Lenkräder.
Der Bereich “Passive Sicherheitstechnik“ soll bis Ende 2023 eigenständig aufgestellt werden. Das könne auch den Einstieg externer Investoren bedeuten.
Betriebsrat reagiert überrascht und besorgt
Die Entscheidung von ZF Friedrichshafen, die Sparte "Passive Sicherheitstechnik" auszugliedern, trifft beim Betriebsrat auf Unverständnis. Die Divison stehe strategisch und finanziell gut da, so Daniel Sauerbeck, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender am betroffenen ZF Standort in Alfdorf (Rems-Murr-Kreis).
Die ZF-Division "Passive Sicherheitstechnik" machte 2021 nach Unternehmensangaben rund 3,8 Milliarden Euro Jahresumsatz mit rund 37.000 Beschäftigten weltweit. Von der Ausgliederung in Deutschland betroffen sind etwa 3.500 Mitarbeitende.
Entscheidung sorgt für "große Unsicherheit"
Es gelte jetzt die Belegschaft abzusichern, damit die Veränderungen nicht zu Lasten der Beschäftigten gingen, so Daniel Sauerbeck.
Die Division "Passive Sicherheitstechnik" sei seit der Übernahme des Geschäftsbereiches im Jahr 2015 eine kontinuierliche Erfolgsgeschichte des ZF-Konzerns, so Betriebsrat Sauerbeck weiter. Persönlich sei er deshalb verwundert über die Entscheidung.
Entscheidung für Experten nachvollziehbar
Experten sehen die Entscheidung, eine Sparte mit Milliardenumsatz und hohen Wachstumsraten auszugliedern, durchaus als sinnvoll an. Stefan Reindl von der Hochschule Nürtingen-Geislingen leitet den Bereich Automobil- und Mobilitätswirtschaft. Im Interview mit dem SWR erklärte er, warum er die Entscheidung von ZF nachvollziehen kann.
ZF: Sicherheitstechnik "nicht mehr Kerngeschäft"
In einer Mitteilung der ZF heißt es, der Geschäftsbereich "Passive Sicherheitstechnik" sei im vergangenen Jahr um 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen und wachse weiter, gehöre aber nicht zum Kerngeschäft des Autozulieferers.
Von der Ausgliederung und dem Einstieg von Investoren verspricht sich der Konzern am Bodensee neues Geld. Geld, das gebraucht werde, so ein Konzernsprecher gegenüber dem SWR.
Das Ziel: In Produktion investieren und Schulden abbauen
ZF müsse Milliardenaufträge im Bereich E-Mobilität abarbeiten und deswegen in die Produktion investieren und diese industrialisieren. Gleichzeitig werde weiter in Forschung und Entwicklung investiert, so der Sprecher. Und ZF müsse weiter Schulden abbauen. Diese waren beispielsweise vor zwei Jahren entstanden bei der Übernahme des Bremsenherstellers Wabco für gut sechs Milliarden Euro.