Die steigenden Zinsen wirken sich auch auf den Immobilienmarkt am Bodensee und in Oberschwaben aus. Es gibt mehr Auswahl auf dem Immobilienmarkt und die Nachfrage nach Bausparverträgen steigt. Das ergab eine SWR-Anfrage bei Banken und Maklern. Wegen der steigenden Zinsen fragen insgesamt deutlich weniger Kunden Baudarlehen an, teilen etwa die Kreissparkassen in Ravensburg und Biberach mit. Die Bauherren, die es wagen, versuchen mehr Eigenkapital einzubringen. Teilweise fänden im Familienverbund Schenkungen statt, um die Finanzierung zu ermöglichen, berichtet beispielsweise die VR Bank Ravensburg-Weingarten.
SWR-Reporterin Rebecca Lüer über die Lage am Immobilienmarkt in der Region Bodensee-Oberschwaben:
Bausparvertrag wieder beliebt
Probleme mit Anschlussfinanzierungen gebe es aktuell eher keine, da die üblichen Zehn-Jahres-Verträge, die jetzt ausliefen, zu einer Zeit mit ähnlichem Zinsniveau abgeschlossen worden seien, teilt etwa die Volksbank Friedrichshafen-Tettnang mit. Allerdings: Der Bausparvertrag zur Zinssicherung erlebt derzeit eine Renaissance, sagt ein Sprecher der Sparkasse Bodensee. Ein Bausparvertrag, der nach wie vor zu günstigen Konditionen zu haben sei, würde nun auch von Menschen abgeschlossen, deren bereits laufendes Darlehen erst in ein paar Jahren ende.
Wenige Bauherren geben Bauplätze zurück
Neubauprojekte stagnieren, heißt es allenthalben, auch wegen der zeitgleich steigenden Baukosten. Laut Aussagen der angefragten Banken geben vereinzelt potentielle Häuslebauer bereits erworbene oder zugeteilte Baugrundstücke zurück. Allerdings würde im Zweifel eher das Bauvorhaben einfach erst einmal verschoben, viele Bauwillige würden abwarten.
Bestandsimmobilien hingegen seien weiter gefragt. Allerdings gebe es heute für den Verkauf einer Immobilie nicht mehr 20 bis 30 Interessenten, so die VR Bank Ravensburg-Weingarten, sondern vielleicht noch drei bis fünf. Zu einem Preisrückgang habe dieser Umstand allerdings noch nicht geführt. Zudem gibt es regional mehr Auswahl: Bei Makler Frank Baur aus Ravensburg etwa ist das Angebot nach eigenen Angaben derzeit doppelt so hoch wie letztes Jahr, bei gleichen Absatzzahlen.
Immobilien sind länger auf dem Markt
Auch, wenn ein allgemein deutlicher Preisrückgang nicht zu beobachten sei, bleiben viele Wohnungen und Häuser länger am Markt, so die Beobachtung des Sprechers der Sparkasse Bodensee. Interessenten achten laut Volksbank Friedrichshafen-Tettnang zudem verstärkt auf die Qualität: zum Beispiel auf Lage, Zustand und Energiebedarf der Immobilie. Deshalb seien bei Immobilien in schlechter Lage oder schlechtem Zustand die Preise leicht rückläufig.
Keine "Fantasieaufschläge" mehr
Und noch etwas scheint sich zu ändern, das Kaufinteressenten freuen dürfte: "Fantasieaufschläge", so Makler Frank Baur, seien nicht mehr zu erzielen und die Spitzen bei gefragten Immobilien brächen weg. Allein dies könne bei solch einer Immobilie gut und gerne 100.000 Euro weniger bedeuten als noch vor einem halben Jahr.