Pfarrer Alfred Tönnis holt jungen aus Syrien nach Oberschwaben.

Von Aleppo nach Bad Buchau

Katholischer Pfarrer holt Waisenkind aus Syrien

Stand

Pater Alfred Tönnis will einer Familie aus Bad Buchau (Kreis Biberach) helfen, einen Zweijährigen zu adoptieren. Dafür reist er nach Syrien und holt den Jungen ab.

Pater Alfred Tönnis, Pfarrer der Seelsorgeeinheit Bussen, reist nach Syrien, um dort den zweijährigen Mohammed Omar abzuholen. Der Junge ist Vollwaise. Sein Vater ist im Krieg vermisst, seine Mutter und seine Schwester sind bei einem Verkehrsunfall im August vergangenen Jahres ums Leben gekommen. In Syrien hat der Junge keine Verwandten mehr und lebt deshalb bei einer Pflegefamilie. Die Familie seines Großonkels, die in Bad Buchau lebt, möchte ihn nun adoptieren. Dabei hilft ihnen Pater Alfred Tönnis.

Familie Hourie flüchtete aus Syrien

Tönnis ist 63 Jahre alt und lebt seit knapp 30 Jahren in Oberschwaben. Immer wieder machte er in der Vergangenheit durch soziale Projekte auf sich aufmerksam. So auch 2014, als er sich mit der Stiftung "Heimat geben" für Geflüchtete engagiert und sie in ehemaligen klösterlichen Räumen in Oggelsbeuren im Kreis Biberach unterbrachte.

Unter den ersten Familien die dort ankamen, war auch Familie Hourie aus Syrien. Kafaa und Mohammed Hourie leben mit ihren Kindern Omar, Shaira, Maja und Maria mittlerweile in Bad Buchau. Die 34-Jährige hilft ehrenamtlich bei der Arbeit mit Geflüchteten, der 39-Jährige arbeitet als Kfz-Mechaniker. Der kleine Mohammed Omar ist ihr Großneffe.

"Seit dem Tod seiner Mutter haben wir immer Kontakt per Videochat mit Mohammed Omar gehabt, damit er uns sieht."

Lange Behördenwege

Parallel treibt Familie Hourie mit Pater Alfred Tönnis Hilfe die Adoption mit syrischen und hiesigen Behörden voran: In Syrien musste die Verwandtschaft nachgewiesen und die Zustimmung des geistlichen Scharia Gerichtes eingeholt werden. Auch das Regierungspräsidium Tübingen und das Biberacher Jugendamt haben im Oktober grünes Licht gegeben. Pater Alfred Tönnis reist am Montag über den Libanon nach Syrien.

"Das ist die größte menschliche Herausforderung meines Lebens."

Im Gepäck habe er viel Gottvertrauen, die wichtigen Unterlagen, Windeln, Feuchttücher, Süßigkeiten und Kinderbücher, sagt Tönnis. Im Libanon kennt er sich aus, denn er hat das Land in den vergangenen Jahren oft bereist.

Ein Chauffeur fährt den Pfarrer von Beirut vier Stunden lang an die syrische Grenze. Wenn er dort ein entsprechendes Visum bekommt, fährt er bis Aleppo. Ansonsten nähme er Mohammed Omar an der Grenze in Empfang, sagt Tönnis. Über Beirut soll es dann am Samstag, 12. November, zurück nach Deutschland gehen.

"Mohammed Omar hat keine Familie mehr in Syrien. Und ich freue mich, wenn das Kind da ist, hier lebt und alles lernt."

Bei Familie Hourie in Bad Buchau ist die Vorfreude groß. Die Kinder Omar, Shaira, Maja und Maria können es kaum abwarten, ihren kleinen Bruder in Bad Buchau begrüßen zu können.

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