Ein Igel auf Waldboden. (Foto: Imago/blickwinkel)

Mildes Wetter stört Winterschlaf der Igel

Igelnothilfe plädiert für ganzjährige Futterstellen

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AUTOR/IN
Rebecca Lüer

Die Igelnothilfe in Bermatingen-Ahausen (Bodenseekreis) appelliert an Tierfreunde und Gartenbesitzer, ganzjährig Igel-Futterstellen einzurichten. Der milde Winter mache den Igeln zu schaffen.

Temperaturen bis zu 17 Grad werden am Silvesterwochenende in der Region Bodensee-Oberschwaben erwartet. Für Igel, die den Winter eigentlich verschlafen, ist das ein großes Problem. Denn entweder sie fallen erst gar nicht in den Winterschlaf, oder sie wachen mitten im Winter wieder auf, mit dramatischen Folgen, sagt Helga Weißkopf von der Igelnothilfe:

Helga Weißkopf bekommt auch in diesen Tagen immer wieder Notfälle gemeldet. Igel, die unterernährt oder krank auf Terrassen oder im Garten gesichtet werden und dringend Hilfe brauchen. Gut ein Dutzend kleine und größere Igel pflegt sie aktuell bei der Igelnothilfe. Sie betreut außerdem Privatleute und andere Pflegestellen, die laut Weißkopf teils bis zu 15 Igel bei sich aufgenommen haben.

Klimawandel macht Igeln das Leben schwer

Helga Weißkopf sieht neben der zunehmenden Zersiedelung der Landschaft vor allem den Klimawandel als großes Problem für die kleinen stacheligen Wildtiere. Eigentlich beginne die Winterschlaf-Zeit bei Igeln Mitte November und ende erst im März oder April. Dabei fahre der Igel seine Körpertemperatur, die im Wachzustand der des Menschen gleicht, bis auf wenige Grad herunter, ebenso die Herz- und Atemfrequenz.

Wache ein Igel nun wegen milder Temperaturen während der Winterzeit auf, fahren Körpertemperatur, Herz- und Atemfrequenz wieder hoch, und das verbrauche sehr viel Energie. Deshalb müsse der Igel auf Futtersuche gehen, was noch mehr Energie verbrauche, weil die Tiere wegen mangelndem Futterangebot häufig viele Kilometer zurücklegen müssten. Oftmals hätten Igel auch nicht ausreichend Winterspeck angefuttert und würden auch deswegen wach, so Weißkopf.

Appell an Tierfreunde und Gartenbesitzer

Helga Weißkopf plädiert deshalb dafür, ganzjährig Futterstellen für Igel einzurichten. Auch im Sommer sei dies sinnvoll, da das Klima immer heißer und trockener werde: Würmer, die auf dem Igel-Speiseplan stehen, ziehen sich deshalb tiefer in die Erde zurück, und es gebe auch sonst immer weniger Insekten. Auch an Wasserschalen sollten Igelfreunde und Gartenbesitzer denken, das freut auch Vögel, Schmetterlinge oder Bienen. Wenn die Igel im Winter kein Futter finden, fressen sie laut Weißkopf häufig die Reste, die von Vogelhäuschen auf den Boden fallen, wie etwa Haferflocken. Damit nähmen die Tiere aber durch Vogelkot Darmparasiten auf, die ihnen dann zusätzlich zu schaffen machten.

Helga Weißkopf gibt auch Menü-Tipps: Neben Igelfutter empfiehlt sie Trocken- und Nassfutter für Katzenkinder mit hohem Fleischanteil oder ganz ohne Getreide. Bei Nassfutter eher Paté oder Pastete, weil manche Igel bei Soßen-Nassfutter zu Durchfall neigten. Andere Igelschützer empfehlen auch gut durchgekochtes Rührei.

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