Zwei, der sieben Igel-Babys, die in der Igelstation in Schömberg (Kreis Calw) aufgepäppelt werden. (Foto: SWR, Ghiba)

Viele Igel brauchen im Raum Bodensee-Oberschwaben Hilfe

Igel-Auffangstationen sind im Dauerstress

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Igel-Auffangstationen am Bodensee und in Oberschwaben sind in diesem Herbst noch voller als sonst. Vor allem Igelbabys müssen aufgepäppelt werden.

Ehrenamtliche Igel-Pflegerinnen und -Pfleger haben derzeit alle Hände voll zu tun. Vor allem Jungtiere brauchen Hilfe, berichtet der Verein "Welt der Igel e.V.", in dem sich zahlreiche private Igel-Auffangstationen zusammengeschlossen haben, dem SWR.

Igelmütter werden meist vom Mensch vertrieben

Grund für die große Anzahl zu pflegender Tiere sei der warme Sommer, so Sandra Gleich, zweite Vorsitzende von "Welt der Igel e.V." Die Igel hätten deswegen früher Junge bekommen als sonst. Die Igelmütter seien dann aber häufig vertrieben worden oder ums Leben gekommen. Vor allem durch Gartenarbeiten des Menschen, die in diesem warmen Herbst noch bis spät in den Oktober möglich waren.

Igelbabys werden per Hand aufgezogen

Übrig sind nun zahlreiche geschwächte Igelbabys, die mühsam per Hand aufgezogen werden. Die Kleinen müssen zum Teil alle zwei Stunden gefüttert werden, berichtet Sandra Gleich von "Welt der Igel e.V.", die selbst eine Igel-Auffangstation in Gammertingen (Kreis Sigmaringen) betreibt. Danach brauchen sie eine Bauchmassage, damit die Verdauung funktioniert. Das sei zeitaufwändig und nur mit viel Leidenschaft zu leisten.

Ein Igelbaby auf einer Menschenhand (Foto: Pressestelle, Facebook/Welt der Igel e.V.)
Vor allem Igelbabys brauchen im Moment Hilfe.

Ehrenamtliche händeringend gesucht

Neue ehrenamtliche Helferinnen und Helfer werden deswegen dringend gesucht. Besonders wertvoll seien Menschen, die schon Erfahrung mit der Pflege von Wildtieren hätten, so Sandra Gleich. Diese erfordere viel Wissen, bei Igeln zum Beispiel was die Ernährung angeht. Igel seien reine Insekten- und Fleischfresser. Obst, Getreide und Milch seien nicht geeignet für die Tiere. Auch die Gabe von Floh-Medikamenten für Hunde oder Katzen sei gefährlich.

Igel hätten es zunehmend schwer in der Nähe des Menschen, so der Verein. Zwar seien sie sogenannte Zivilisationsfolger, also Tiere, die sich vor langer Zeit an ein Leben im Umfeld des Menschen gewöhnt und angepasst hätten. Der Trend zu Steingärten und zur Gartenpflege, bei der Laub und Totholz sofort weggeräumt würden, mache den Tieren das Leben aber immer schwerer. Der Einsatz von Gartengeräten wie Motorsensen oder Mährobotern ende oft tödlich für die Igel.

Bei der Igel-Pflege unbedingt Experten-Rat einholen

Wer einen Igel findet und den Eindruck hat, dass das Tier Hilfe braucht, soll sich daher unbedingt an Igel-Experten wenden, so der Appell. Die Mitglieder von "Welt der Igel e.V." könnten zur Not auch per Telefon Anweisungen und Tipps geben. Der Verein mit Sitz in Baienfurt (Kreis Ravensburg) hat unter anderem Auffangstellen in Langenargen (Bodenseekreis), Bad Saulgau (Kreis Sigmaringen) oder Wangen (Kreis Ravensburg).

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SWR