Christian Bruhn 2023 (Foto: IMAGO, IMAGO / Future Image)

Schlagerlegende

Christian Bruhn ist der Herr der Ohrwürmer

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Hans-Jürgen Finger
Hans-Jürgen Finger (Foto: SWR, Alexander Kluge)

"Marmor, Stein und Eisen bricht" oder "Wunder gibt es immer wieder" - zwei von tausenden Melodien aus der Feder des Christian Bruhn. Der Komponist schuf Ohrwürmer am laufenden Band.

Auf mehr als zweitausend Melodien und rund hundert Werbemusiken beläuft sich die Bilanz des Komponisten, Textdichters und Produzenten Christian Bruhn.

Früh übt sich, wer ein Meister werden will. Bereits im Alter von vier Jahren war ihm das Staunen der Zuhörer sicher, wenn er am häuslichen Klavier vor sich hin klimperte. Seine Verwandten gaben die Hand darauf, dass er bereits damals die ersten eigenen Melodien spielte. Insofern war es für seine Mutter keine Frage, ihren Sprössling auf seinem musikalischen Weg zu unterstützen. So lernte er noch vor dem ABC das Notenlesen.

Malen und spielen

Die Kindheit verbrachte er bis 1945 in Kärnten und während dieser Zeit erhielt er starke musikalische Eindrücke durch die österreichische Volksmusik. Nach Kriegsende kehrte er in seine Geburtsstadt Hamburg zurück und gründete im Alter von 13 Jahren eine Schülerkapelle. Trotz der musikalischen Talente drängte der Vater darauf, dass er einen "ordentlichen" Beruf erlernen müsse und so absolvierte der folgsame Sohn eine Malerlehre. Dennoch blieb er der Musik treu, studierte Komposition, Klavier und Klarinette und tourte später als Pianist in verschiedenen Jazz-Combos durch die Lande. Hierbei bekam ein Gefühl dafür, was beim Publikum "ankommt".

Christian Bruhn (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa -)
Christian Bruhn daheim

Ein Team mit Georg Buschor

In München fand er seine erste Anstellung bei der kleinen Schallplattenfirma "Tempo", bei der auch seine ersten eigenen Veröffentlichungen erschienen. In diese Zeit fällt auch die Begegnung mit dem Texter Georg Buschor, "dem ich im Leben am meisten verdanke", erinnert sich Christian Bruhn in seiner Autobiographie. Die beiden bildeten für die nächsten 15 Jahre ein unschlagbares Team. Gleich die erste gemeinsame Arbeit - "Midi-Midinette" gesungen von Conny Froboess - wurde ein Hit, der auch international Früchte trug.

Drei Matrosen, zwei Italiener

"Der Georg hausiert ständig mit Zeilen, was meiner Arbeitsweise sehr entgegenkommt, findet sich doch auf eine gute Zeile rasch eine gute Melodie". Eines Tages hatte der Texter eine Geschichte über ein Schiff, das nur drei Matrosen hat, dabei. Bruhn komponierte den Anfang, aber so recht wollte es nicht werden, so dass die begonnene Arbeit verworfen wurde. Wenig später hatte Buschor eine neue Zeile auf die Melodie erdacht, die "Zwei kleine Italiener" lautete. Damit war ein Evergreen geboren, der 1962 bei den Deutschen Schlagerfestspielen den 1. Platz belegte. Zwei Jahre später gelang erneut der Sieg dieses Wettbewerbs mit "Liebeskummer lohnt sich nicht".

Drafii Deutscher (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa -)
"Dam Dam"... Drafi Deutscher und sein Komponist (1969)

Wunder gibt es immer wieder

Eines Abends im Jahr 1970, kurz vor Einsendeschluss zum Grand Prix d’Eurovision de la Chanson, erhielt Christian Bruhn einen Anruf des Texters Rudolf Günter Loose: "Du, wir haben da noch eine angefangene Country-Nummer, die heißt 'Wunder gibt es immer wieder'. Die sollten wir einreichen. Mach‘ eine schöne Festival-Musik dazu, vielleicht etwas langsamer, bedeutender, ich kann ja den Text ändern, wenn’s nötig ist". Innerhalb weniger Stunden schrieb Christian Bruhn eine Melodie mit einem gewaltigen, spannungsgeladenen Intro, dazu ein Arrangement mit Bigband und Streichern. Der Arbeit Lohn war ein glänzender 3. Platz beim Song-Contest. Die Interpretin Katja Ebstein zeigte sich auch noch Jahre nach dem Erfolg von dem Lied begeistert. Dies war zugleich der Startpunkt für eine jahrelange enge Zusammenarbeit mit der Sängerin, die er 1972 auch heiratete.

La Paloma zieht immer

Seit Anbeginn ihrer Erfolgsserie in Deutschland war Christian Bruhn der Komponist und das "musikalische Gewissen" von Mireille Mathieu. Es begann mit "Hinter den Kulissen von Paris", worauf Hit auf Hit folgte. Als die scheinbar ewig sprudelnde Quelle erfolgsträchtiger Melodien einmal zu versiegen drohte, gab ihm der Textdichter Georg Buschor einen guten Rat: "Also wenn man keine Ideen mehr hat, dann muss man halt wieder mal 'La Paloma' machen." Dieser Einfall zündete und so entstand "La Paloma ade", wovon mehr als eine Million Schallplatten über die Ladentische gingen.

Ich bin nur glücklich, wenn ich arbeiten kann

Eisenbahn-Fan

Darüber hinaus schrieb Christian Bruhn Musiken für Werbespots (u. a. "Beste Bohne", "LBS", "Milka", "McDonalds", "Pril") und unzählige Kinderlieder. Sich etwas für Kinder auszudenken, ist nämlich seine Lieblingsbeschäftigung - "Die sind mein Persönlichstes" sagte er darüber. Dass dem Vielbeschäftigten, der auch noch langjährig im Aufsichtsrat der GEMA und im Vorstand des Deutschen Komponistenverbandes tätig war, Zeit für die Pflege seiner Hobbys blieb, mag erstaunen. Neben Literatur, Kabarett und dem Wandern ist für den erklärten Eisenbahn-Fan das Fahren mit der Eisenbahn sein größtes Steckenpferd.

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