Flaggen der NATO und von Russland: Ausgelöst durch Russlands Krieg gegen die Ukraine wollen die NATO-Länder massiv aufrüsten. Kehrt die atomare Abschreckungspolitik aus Zeiten des Kalten Krieges zurück? (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / NurPhoto | Jakub Porzycki)

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Die Rückkehr des Wettrüstens – Raketen, Flugabwehr, Atomwaffen

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Andrea Rehmsmeier
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Die NATO-Länder haben in Folge des russischen Kriegs gegen die Ukraine angekündigt, massiv aufzurüsten. Die Sorge vor einem atomaren Weltkrieg ist groß.

Dabei bestand nach dem Ende des Kalten Krieges die Hoffnung, dass die nukleare Abschreckung ausgedient hat: Der Abrüstungs-Vertrag INF von 1987 sollte das Ende der Mittelstreckenraketen besiegeln. US-Präsident Barack Obama sprach gar von "Global Zero", einer nuklearwaffenfreien Welt bis 2030.

Aktuell jedoch scheint Rüstungskontrolle überholt. In Deutschland könnte bald wieder über die Stationierung von Mittelstreckenraketen diskutiert werden.

NATO und Militär

Folgen des Ukraine-Kriegs Zeitenwende in Finnland – NATO statt Neutralität

Beim NATO-Gipfel in Madrid steht der Beitritt Finnlands oben auf der Agenda. Durch die geplante Mitgliedschaft verändert sich das Verhältnis zwischen Finnland und Russland deutlich.

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Sicherheitspolitik Die Zukunft der NATO und die Folgen für Europa

Defender 2020 ist zwar abgebrochen, aber die NATO bleibt bei ihrem Plan, große Militär-Manöver an der Grenze zu Russland abzuhalten. Kann Diplomatie die drohende Aufrüstung verhindern?

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Reihe

Zeitenwende Neue Aufrüstung (2/3) – Wie die Bundeswehr sich für den Ernstfall wappnet

Marode und kaputtgespart – die Bundeswehr gilt nur bedingt als einsatzfähig. Angesichts der russischen Drohungen soll sich das ändern. Landesverteidigung ist wieder wichtig.

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Zeitenwende Neue Aufrüstung (3/3) – Wie die Gesellschaft kriegstüchtig werden soll

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius wünscht sich einen Mentalitätswechsel bei den Deutschen. Sie sollen "kriegstüchtig" werden. Und tatsächlich: Angesichts des russischen Kriegs floriert die Rüstungsindustrie, die Bundeswehr erfährt eine neue Wertschätzung.

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Friedensbewegung

10.10.1981 Erhard Eppler – Leitfigur der Friedensbewegung

10.10.1981 | Innerhalb der SPD gehörte Erhard Eppler dem linken Flügel an. Im Grunde dem Flügel, der den Ansichten der 1980 gegründeten Partei der Grünen sehr nahestand.

Archivradio-Gespräch Die deutsche Friedensbewegung – Was bleibt vom Pazifismus?

Am 10. Juni 1982 demonstrieren in Bonn eine halbe Million Menschen gegen die NATO. Es ist der Höhepunkt der deutschen Friedensbewegung. Heute ist es ruhiger um sie geworden. Wo stehen deutsche Pazifisten angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine?

Das Wissen: Archivradio SWR Kultur

Archivradio: mehr Tondokumente

12.6. 1987 Ronald Reagan in West-Berlin: "Mr. Gorbatschow, tear down this wall!"

12.6.1987 | US-Präsident Ronald Reagan ist zum Staatsbesuch in der Bundesrepublik. Er besucht West-Berlin und hält vor dem Brandenburger Tor eine Rede. Am Ende fordert er den sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbartschow auf, die Mauer abzureißen. Die Rede wird simultan übersetzt.

5.12.1994 Russland garantiert Souveränität der Ukraine – ist aber gegen NATO-Osterweiterung

5.12.1994 | Nach dem Ende der Sowjetunion sortiert sich Osteuropa neu. Dabei gibt es große Themen zu klären: Das eine sind Atomwaffen. Die Ukraine, Belarus und Kasachstan besitzen welche – noch aus der Zeit, als sie zur Sowjetunion gehörten. Die Ukraine ist Anfang der 1990er Jahre faktisch die drittgrößte Atommacht der Welt. So viele Atomstaaten – das halten viele für gefährlich. Deshalb kommt es zu einem Abkommen: Die drei Ex-Sowjetrepubliken verzichten auf Atomwaffen, unterzeichnen also den Atomwaffensperrvertrag. Im Gegenzug verpflichten sich die anderen Vertragsstaaten, vor allem die USA und Russland, die Souveränität dieser drei Länder zu achten. Dieses Abkommen läuft im Völkerrecht unter dem Namen „Budapester Memorandum“ – denn es wurde auf dem Treffen der damaligen KSZE (Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, heute: OSZE) im Dezember 1994 vereinbart.
In der Berichterstattung spielt es damals allerdings kaum eine Rolle, denn andere Themen beherrschen die Konferenz sind strittiger: Da ist zum einen der Jugoslawienkrieg, der nur wenige hundert Kilometer von Budapest entfernt, zum anderen die von den USA beabsichtigte NATO-Osterweiterung. US-Präsident Bill Clinton wirbt in Budapest dafür, Helmut Kohl unterstützt ihn. Russlands Präsident Boris Jelzin ist dagegen. Er befürchtet, so erklärt er 5. Dezember in Budapest, dass die Nato-Osterweiterung die Demokratie in Russland gefährde. Reporter ist ARD-Korrespondent Michael Herde.

3. bis 5.4.2009 Barack Obamas Vision einer atomwaffenfreien Welt

3. bis 5.4.2009 | Als Ende 2008 Barack Obama zum neuen US-Präsidenten gewählt wird, setzen viele große Hoffnungen in den jungen Charismatiker. Wie sehr er Menschen begeistern kann, zeigt sich auch bei seinem Europa-Besuch Anfang April 2009. Obama ist noch keine drei Monate im Amt und überrascht die Welt mit einem großartig klingenden Plan, den er auf einer Rede vor 4.000 Jugendlichen am 3. April in Straßburg erstmal nur andeutet: Er werde beim EU-USA-Gipfel in Prag Vorschläge für eine Welt ohne Atomwaffen unterbreiten.
Nicht nur die Jugendlichen in Straßburg sind begeistert, auch der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier zeigt sich erfreut über dieses "Signal von großer Tragweite". Endlich sei das Abrüstungsthema wieder auf der Tagesordnung.
Barack Obama reist von Straßburg weiter zum NATO-Gipfel nach Baden-Baden und von dort weiter zum EU-USA-Gipfel nach Prag. Dort führt er seinen Gedanken vor 20.000 Zuschauern noch etwas weiter aus.
Noch im selben Jahr bekommt er für seine Abrüstungsideen den Friedensnobelpreis – von dem später viele sagen werden, dass das viel zu früh war. Denn rückblickend betrachtet war es nicht mehr als ein großes Versprechen: eine charismatische Rede, aus der nichts weiter wurde.