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Auch wir sind das Volk! – Wie Migranten in der DDR die Wende erlebten

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Marie Sinde
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Marie Sinde
Candy Sauer

Die Vertragsarbeiterinnen und -arbeiter aus Mosambik und Vietnam blieben in der DDR weitgehend unter sich, ihre Pässe mussten sie abgeben. Nach der Wende war ihr Status oft unklar. Der Rassismus nahm zu.

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Welche Migranten lebten in der DDR?

Ob zum Studium, als Arbeitskraft oder politischer Emigrant – in den fast 41 Jahren, in denen die DDR existierte, nämlich vom 7. Oktober 1949 bis zum 3. Oktober 1990, kamen tausende Menschen aus dem Ausland in den Staat. 1989, im Jahr des Mauerfalls, waren die Angehörigen der sowjetischen Streitkräfte mit mehr als 500.000 Personen die größte Gruppe der Ausländer in der DDR. Etwa 200.000 weitere Personen aus dem Ausland hielten sich 1989 im Land auf. Rund 94.000 Personen waren als "ausländische Werktätige", später "Vertragsarbeiter" genannt, beschäftigt.

Arbeiter aus Mosambik werden 1979 im VEB Oberlausitzer Textilbetrieb Neugersdorf angelernt (Foto: IMAGO, IMAGO / Ulrich Hässler)
Arbeiter aus Mosambik werden 1979 im VEB Oberlausitzer Textilbetrieb Neugersdorf angelernt

Wie kamen die Vertragsarbeitskräfte in die DDR?

Die meisten kamen aus Vietnam und Mosambik in die DDR. Um den Fachkräftemangel auszugleichen, schloss die DDR ab den 1960ern Abkommen mit ihren sogenannten Bruderländern – darunter Angola, Algerien, Polen und Ungarn. Die DDR unterstützte junge sozialistische Staaten in Afrika und Asien, die sich von Kolonialmächten losgesagt hatten, zum Beispiel Mosambik von Portugal. Durch diese Hilfe sollten politische und wirtschaftliche Verbindungen zu den Staaten entstehen. So konnte die DDR ab Ende der 1970er beispielsweise aus Mosambik Steinkohle und Früchte importieren.

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Die Entwicklungspolitik stand unter dem Motto der "Antiimperialistischen Solidarität". In den zwischenstaatlichen Abkommen war auch der Einsatz von ausländischen Arbeitskräften in der DDR geregelt. Sie wurden damals als "ausländische Werktätige" bezeichnet. Im Gegenzug zu ihrem Arbeitseinsatz sollten sie eine berufliche Ausbildung in der DDR erhalten, um später beim Aufbau ihres Heimatlandes helfen zu können.

Ich kam hierher mit einem Auftrag. Es war wirklich so. Wir sind so drauf getrimmt: Ihr geht da hin, und zur Ausbildung, damit ihr später euer Land wiederaufbauen könnt. Und das war in meinem Kopf.

Wie lebten und arbeiteten die Vertragsarbeiter in der DDR?

Die Vertragsarbeitskräfte lebten in Wohnheimen, meist unter sich und streng kontrolliert, fernab von der restlichen Bevölkerung.

Vertragsarbeiterinnen aus Vietnam 1988 in ihrer Unterbringung im Bezirk Dresden. Die meisten Vertragsarbeiter kamen aus Vietnam und Mosambik in die DDR. (Foto: IMAGO, IMAGO / Matthias Rietschel)
Vertragsarbeiterinnen aus Vietnam 1988 in ihrer Unterbringung im Bezirk Dresden. Die meisten Vertragsarbeiter kamen aus Vietnam und Mosambik in die DDR.

Die Nachbarschaft war ganz weit weg. Aber man hat von uns gewusst, die Nachbarn wahrscheinlich 500, 700 Meter von unserem Wohnheim entfernt, sie wussten von unserer Existenz dort. Aber es hat sich keiner dahin verirrt. Also, wir waren isoliert, das nenne ich soziale Kälte.

Eine Art "Integration" war nicht vorgesehen, da die Arbeitskräfte nur auf begrenzte Zeit in die DDR kommen sollten.

Die Idee war: Die Leute sollen immer wieder zurück, auch um dort eine vermeintliche Entwicklung mitzuerzeugen, das war ja so die Gesamtidee dahinter. Und eben den internationalen Sozialismus mit aufzubauen.

Die Vertragsarbeitskräfte leisteten häufig körperlich anstrengende Arbeit. Die versprochene Ausbildung kam zu kurz. Teilweise wurde ihr Lohn nicht ausgezahlt. Mit Arbeitsniederlegungen protestieren die Arbeitskräfte und kämpfen für die Auszahlung ihres Lohns. So auch die Vertragsarbeitskräfte aus Algerien. Aufgrund der schlechten Beschäftigungsverhältnisse kündigte Algerien das Abkommen mit der DDR Anfang der 1980er auf und die Arbeitskräfte kehrten in ihr Heimatland zurück. 1989 lebten noch etwa 94.000 Vertragsarbeiterinnen und -arbeiter in der DDR, die auch die Veränderungen der Wendezeit erlebten. Keiner wusste, wie es für die Migranten weitergehen würde.

Wie erlebten Migranten die Wende?

Alles, was die Ostdeutschen in der Transformationszeit durchgemacht haben, haben die Migrantinnen früher, härter und dramatischer erlebt.

Für die Migranten begann mit dem Mauerfall eine unsichere Zeit. Sie wussten nicht, ob sie in Deutschland würden bleiben können. Sie verloren ihre Wohnheim- und Arbeitsplätze. Doch der Aufenthalt in Deutschland war an die Berufstätigkeit gekoppelt. Viele Menschen wurden in ihre Heimatländer "zurückgeführt" – unabhängig davon, ob sie in Deutschland bleiben wollten oder hier vielleicht eine Familie gegründet hatten. Mit der Zahlung einer Abfindung sollten Anreize zur Ausreise geschaffen werden.

Damals hatte man sehr, sehr bald versucht, uns aus dem Wohnheim rauszuhauen, ohne jegliche alternative Angebote zu unterbreiten. Wir hatten keine Möglichkeit, irgendwo unterzukommen.

Die Migranten mussten erleben, dass sie mit den Rufen "Wir sind das Volk" und "Wir sind ein Volk" nicht mitgemeint waren. Im Wiedervereinigungsprozess wurde die deutsche, nationale Identität genutzt, um die Zusammengehörigkeit zu begründen. Dieser Fokus auf den nationalen Charakter des "Einheitsprojektes" statt auf den demokratischen, wurde der deutschen Gesellschaft und den Migranten zum Verhängnis. Mit dem Erstarken des Nationalismus ging auch die vermehrte Ausgrenzung und Abwertung von Migranten einher.

Es hat aber auch schon relativ früh rassistische Äußerungen gegeben bei Demonstrationen. Also: "Schwarze raus aus unseren Betrieben" und ähnliches.

Bleiberecht und migrantische Selbstorganisation

Um auf ihre unsichere Lebenssituation nach dem Mauerfall aufmerksam zu machen, wurden Migranten politisch aktiv. Sie organisierten Demos und gründeten Vereine. Vor allem, um sich für das eigene Bleiberecht einzusetzen, aber auch, um dem erstarkten Rassismus etwas entgegenzusetzen.

Gegen die geplante Abschiebung von DDR-Vertragsarbeitern aus Vietnam protestierten am 11.12.1992 etwa 300 Menschen vor der Staatskanzlei in Schwerin mit einer Menschenkette.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture-alliance / dpa | Jens Büttner)
Gegen die geplante Abschiebung von DDR-Vertragsarbeitern aus Vietnam protestierten am 11.12.1992 etwa 300 Menschen vor der Staatskanzlei in Schwerin mit einer Menschenkette.

Ich weiß nur, dass wir Vertragsarbeiter, nach dem die Kündigungen ausgesprochen worden waren, nachdem es feststand, wir müssen das Land verlassen. Wir sind auch aufgebrochen. Wir haben eigene Demos organisiert, und zwar für das Bleiberecht der Vertragsarbeiter. Ich habe sogar eine Rede gehalten im Magdeburger Dom.

Nichtdeutsche Staatsbürger durften im wiedervereinigten Deutschland nicht wählen. 1988 war in der DDR das kommunale Wahlrecht für Migrantinnen und Migranten eingeführt worden. So durften sie erstmals auf kommunaler Ebene mitwählen. Ein Recht, das sie mit der Wiedervereinigung verloren. Sie erkämpften sich nun aber eine Interessensvertretung durch die sogenannten Ausländerbeiräte.

Eine migrantische Bürgerrechtsbewegungen […], die eben auch interessanterweise mit diesem Spruch "Wir sind auch das Volk" auf die Straße gegangen sind und gesagt haben: Ja, wir wollen eben auch Rechte.

1990er waren geprägt von Rassismus und Gewalt

Seit der Wiedervereinigung wurde mit der sogenannten "Asyldebatte" eine Diskussion in die gesamtdeutsche Öffentlichkeit getragen, die seit den 1980ern die "Bonner Republik" beschäftigte. Durch den ersten gesamtdeutschen Bundestagswahlkampf 1990 wurde der Zuzug von Asylsuchenden ein bestimmendes Thema in der Gesellschaft. Die Rhetorik gegenüber Migranten insgesamt verschärfte sich. Durch konservative Politiker und die Boulevardpresse wurde ein politisches Klima befördert, in dem rassistische Übergriffe als berechtigte Kritik an Missständen erschienen, wie eine Studie des renommierten Freiburger Historikers Prof. Ulrich Herbert zeigt.

Wir sind noch dabei, das zu erforschen und zu verstehen, was damals passiert ist. Aber ich glaube, es ist nicht übertrieben zu sagen, dass es damals so ein kollektives migrantisches Trauma gewesen ist, was da passiert ist.

Rechte Gewalt erschütterte in den 1990ern im gesamten Bundesgebiet das wiedervereinigte Deutschland. Die Anschläge in Hoyerswerda 1991, Rostock-Lichtenhagen 1992 und Solingen 1993 sind nur die prominentesten Beispiele. Entgegen landläufigen, auch zeitgenössischen Meinungen war diese Gewalt kein allein ostdeutsches Phänomen. Was die Statistiken der Sicherheitsbehörden zeigen: Brandanschläge und Körperverletzungen überwogen bis 1996 in den "alten Bundesländern". Das änderte sich erst Ende der 1990er. Jetzt nahmen Angriffe rechter Gewalttäter in Ostdeutschland deutlich zu.

Mehr als 300 000 Menschen aus ganz Deutschland haben am 8. November 1992 in Berlin, wie hier am Brandenburger Tor, friedlich gegen Rassismus demonstriert.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture-alliance / dpa | Zentralbild)
Mehr als 300 000 Menschen aus ganz Deutschland haben am 8. November 1992 in Berlin, wie hier am Brandenburger Tor, friedlich gegen Rassismus demonstriert.

Mosambik: Kampf um Anerkennung und Entschädigung ehemaliger Vertragsarbeiter

Seit ihrer Rückführung Anfang der 1990er gehen jeden Mittwoch die sogenannten "Madgermanes" auf die Straße in Maputo, der Hauptstadt von Mosambik. Die ehemaligen Vertragsarbeitskräfte der DDR warten noch immer auf einen beträchtlichen Teil ihres Lohns. Trotz einer Zahlung durch die Bundesrepublik in den 1990ern sind die fehlenden Lohnanteile nie bei ihnen angekommen. Auch die Rentenansprüche der Rückkehrer sind nicht geklärt, obwohl sie in das Sozialsystem eingezahlt haben. Ähnlich geht es auch den ehemaligen Vertragsarbeitskräften aus Angola.

Die "Madgermanes" demonstrieren im August 2013 in Maputo. Die ehemaligen Vertragsarbeiter der DDR ziehen jeden Mittwoch um 11 Uhr durch die Straßen der mosambikanischen Hauptstadt. Zehntausende Mosambikaner zog es nach der Unabhängigkeit 1975 in die DDR, um dort zu arbeiten. 40 Prozent des Lohns gab es sofort, 60 Prozent bekam zunächst der mosambikanische Staat zur Schuldentilgung. Später, nach ihrer Rückkehr, sollte dieser Rest ausgezahlt werden, was bisher nicht geschehen ist. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / ZB | Britta Pedersen)
Die "Madgermanes" demonstrieren im August 2013 in Maputo. Die ehemaligen Vertragsarbeiter der DDR ziehen jeden Mittwoch um 11 Uhr durch die Straßen der mosambikanischen Hauptstadt. Zehntausende Mosambikaner zog es nach der Unabhängigkeit 1975 in die DDR, um dort zu arbeiten. 40 Prozent des Lohns gab es sofort, 60 Prozent bekam zunächst der mosambikanische Staat zur Schuldentilgung. Später, nach ihrer Rückkehr, sollte dieser Rest ausgezahlt werden, was bisher nicht geschehen ist.

Im April 2023 hat der Menschenrechtsausschuss des Bundestages darüber diskutiert. Die SED-Opferbeauftrage der Bundesregierung, Evelyn Zupke, dringt auf Entschädigungszahlungen für die ehemaligen Vertragsarbeitskräfte. Bereits 2021 hatten das über 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem offenen Brief ebenfalls von der Bundesregierung gefordert. Sie unterstützen damit die Bemühungen der Initiative "Fortsetzungsausschuss Respekt und Anerkennung", die sich für die Rechte der ehemaligen mosambikanischen Vertragsarbeitskräfte einsetzt.

Ein weiterer Missstand: Eltern und Kinder wurden durch die Rückführungen nach dem Mauerfall voneinander getrennt. Während die Kinder, die in der DDR geboren wurden, in Ostdeutschland bleiben konnten, mussten einige Elternteile zurück nach Mosambik. Viele Familien suchten und suchen einander.

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Erinnerungskultur

2019, zum 30. Jahrestag des Mauerfalls, haben vor allem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler of Colour begonnen, die Lücken im Erinnern an die Wiedervereinigung aufzuzeigen und zu füllen. Vor allem aus der Wissenschaft und dem Kulturbereich.

Zugleich gibt es eine Diskussion, die sich darum bemüht, das Erinnern an diese sehr schwierige Zeit zu vereinheitlichen, als eine Art Erfolgs-, Aufstiegs- oder auch Wohlstandsgeschichte zu erzählen. Und das ist insofern problematisch, wie ich finde, weil ganz bestimmte Konfliktlinien und auch ganz bestimmte Menschen in diesen Erzählungen nicht vorkommen.

Quellen und Literatur

  • Patrice Poutrus: Ausländische Arbeitsmigrant*Innen im "Arbeiter- und Bauernstaat". Arbeitspapier aus der Kommission Erinnerungskulturen der sozialen Demokratie, 2021
  • Steffen Mau: Lütten Klein. Leben in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft, Berlin 2019.
  • Carsta Langner: "…daß niemand im Dunkeln alleine nach Hause gehen muß" – Zur Wahrnehmung rechter Gewalt in der ostdeutschen Umbruchsgesellschaft, in: Till Kössler, Janosch Steuwer (Hg.), Brandspuren. Das vereinte Deutschland und die rechte Gewalt der frühen der 1990er Jahre, Bonn 2023, S. 180 - 199.
  • Ulrich Herbert: Migration und rechte Gewalt, in: Janosch Steuwer / Till Kössler (Hrsg.): Brandspuren. Das vereinte Deutschland und die rechte Gewalt der frühen 1990er-Jahre, Bonn 2023, S. 54 - 75.
  • Janosch Steuwer / Till Kössler: Gewalttaten, Gewaltdeutungen. Historische Perspektiven auf die rechte Gewalt der frühen 1990er-Jahre. In: Janosch Steuwer / Till Kössler (Hrsg.): Brandspuren. Das vereinte Deutschland und die rechte Gewalt der frühen 1990er-Jahre, Bonn 2023, S. 24 - 51.
  • Lydia Lierke / Massimo Perinelli (Hrsg.): Erinnern stören. Der Mauerfall aus migrantischer und jüdischer Perspektive, Berlin 2020.

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24.2.1979 Erich Honecker: Freundschaftsbesuch in der Volksrepublik Mosambik

24.2.1979 | Im Februar 1979 reist eine Delegation der DDR-Regierung unter Leitung von Erich Honecker zu einem offiziellen Freundschaftsbesuch in die Volksrepublik Mosambik. Im Sinne der sogenannten "Antiimperialistischen Solidarität" unterstützt die DDR seit den 1960ern junge sozialistische Staaten in Asien und Afrika. Mosambik im Südosten Afrikas war erst 1975 unabhängig geworden von der Kolonialmacht Portugal. Honeckers Besuch in der Hauptstadt Maputo endet mit einem Freundschaftsvertrag. Mosambikaner sollen in die DDR kommen und eine berufliche Ausbildung erhalten. Die DDR wiederum erhält durch das Abkommen mit Mosambik Zugang zu Devisen und zu Rohstoffen wie Steinkohle. Die Rede von Erich Honecker anlässlich der Vertragsunterzeichnung wird am 24.2.1979 im Rundfunk der DDR ausgestrahlt.
Durch den bilateralen Vertrag kamen von 1979 bis 1989 etwa 20.000 Arbeitskräfte aus Mosambik in die DDR. Doch ein Teil ihres Lohns wurde von der DDR einbehalten - zur Tilgung der Staatsschulden, die Mosambik bei der DDR hatte. Bis heute kämpfen die ehemaligen Vertragsarbeitskräfte aus Mosambik für Entschädigungszahlungen.
Im Bild: Erich Honecker, Generalsekretär des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und Staatsratsvorsitzender der DDR, und Oliver Tambo, Präsident des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) von Südafrika, trafen am 23. Februar 1979 in Maputo in Mosambik zu einer Unterredung zusammen. Honecker hielt sich vom 22. bis 24. Februar zu einem Freundschaftsbesuch in Mosambik auf.

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