Fahnder von Staatsanwaltschaft, Zoll und Polizei haben einen grenzüberschreitenden Doping-Ring gesprengt (Foto: Getty Images, Thinkstock -)

Rattengift als Dopingmittel

Strychnin im Sport

Stand
AUTOR/IN
Christoph König
ONLINEFASSUNG
Ulrike Barwanietz
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)

Der kirgisische Gewichtheber Izzat Artykov wurde als erster Medaillengewinner der Spiele von Rio de Janeiro des Dopings überführt. Seine Bronzemedaille ist weg und der Sportler wird gesperrt. Der Stoff, der in seinem Blut nachgewiesen wurde, hat eine lange Tradition, vor allem jedoch als Rattengift: Strychnin.

Doping im Gewichtheben ist an und für sich keine Überraschung, nur der Stoff Strychnin vielleicht, ist er doch eigentlich als Wirkstoff in Rattengift bekannt. Aber Strychnin hat auch eine lange Tradition als leistungssteigernde Substanz.

Olympische Spiele 1904 in St. Louis. Der Amerikaner Thomas Hicks quält sich im Marathonlauf. Er war schon zusammengebrochen, denn Wasser trank man damals nicht während des Rennens. Das galt als schlechter Stil.

Ratte (Foto: SWR, SWR -)
Strychnin wird auf der internationalen Dopingliste geführt, es wurde früher auch als Rattengift verwendet und ist vor allem dafür bekannt geworden

Der Trainer verabreicht ihm also einen besonderen Cocktail: Ein rohes Ei mit ein paar Schluck Brandy, dazu ein Milligramm Strychnin. Mehrfach trinkt Thomas Hicks diese Mischung.

Eier, Brandy und Rattengift

Nach drei Stunden und 28 Minuten erreicht er dann das Ziel. Von Helfern gestützt und von Halluzinationen gepeinigt gewinnt er die Goldmedaille.

Schon damals wussten Ärzte: Strychnin ist nicht nur giftig. Wenn die Dosis stimmt kann man den Stoff als Medikament gebrauchen, zum Beispiel bei Appetitlosigkeit, bei Hexenschuss, bei Fieber oder Darmträgheit.

Auch im Freizeitsport wird gerne gedopt. (Foto: SWR, SWR -)
Gewichtheber Izzat Artykov musste jetzt seine Medaille abgeben: Zum Verhängnis wurde ihm ein großer Nachteils von Strychnin als Dopingmittel, es ist im Körper noch lange nachweisbar

Strychnin ist auch ein Rauschmittel. Es fördert Farbwahrnehmung und Euphorie – und eben die Leistung eines Sportlers - und steht auf der Verbotsliste der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA unter dem "Spezifische Stimulanzien".

Die Dosis macht das Gift

Deshalb muss der Gewichtheber Izzat Artykov jetzt seine Medaille abgeben. Zum Verhängnis wurde ihm ein großer Nachteil von Strychnin als Dopingmittel: Es ist im Körper noch lange nachweisbar.

Dieses Problem hatte der Marathonläufer Thomas Hicks bei den Spielen von 1904 natürlich noch nicht. Als er als Olympiasieger kurz nach dem Ziel zusammenbrach und von vier Ärzten behandelt werden musste, hatte er noch Glück, mit den paar Milligramm Strychnin im Blut.

Tödlich wird das Gift erst bei einer deutlich höheren Dosis…

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Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)