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Digitalisierung verstehen – Die dritte Entdeckung der Gesellschaft (2/2)

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Ralf Caspary
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Der Soziologe Prof. Armin Nassehi verfolgt einen spannenden Ansatz bei der Analyse der Digitalisierung. Er fragt im Gespräch mit Ralf Caspary: Wie muss eine Gesellschaft ticken, die bereitwillig die Digitalisierung vieler Lebensbereiche zulässt?

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Die Digitalisierung ist kein Paradigmenwechsel

Die digitale Gesellschaft beginnt bereits im 19. Jahrhundert, nicht technisch, aber mental. Die moderne Gesellschaft benötigte neue Daten und Informationen: Wie viel Weizen brauche ich für eine Stadt? Wie viele Felder müssen in der Gegend sein? Wie viele Bauern müssen sie bestellen? Welche Transportwege brauche ich, damit es jeden Tag Brötchen für alle gibt? Und wie viele Lehrer braucht man eigentlich in einer Gesellschaft, die literarisiert werden muss?

So entsteht ein Vorläufer des digitalen Denkens über Mittelwerte, Daten, Statistiken und über Muster. Dies gilt auch für die Selbstkontrolle. Wenn man etwa sagt, wegen des Smartphones und seiner Apps habe die Epoche der Selbstdisziplinierung begonnen, weil wir nun fortwährend unsere Schritte und Kilos zählen, so ist das falsch. Die Selbstdisziplinierung ist von Beginn an ein wichtiges Element in der bürgerlichen Gesellschaft. Das bürgerliche Subjekt ist per se ein Subjekt, das sich selbst kontrollieren und disziplinieren muss.

Das Gehirn ist ein Mustererkennungsapparat

Die Analyse von gesellschaftlichen Strukturen mithilfe von Mustererkennung ist früh in der modernen Gesellschaft angelegt. Sie ist sogar in den neuronalen Strukturen unseres Gehirns eingeschrieben. Das Gehirn erkennt Muster. Und es benötigt von der Außenwelt nur wenige Daten, um sich sogleich auf die Suche nach allgemeinen Mustern zu machen. Genauso funktioniert die Künstliche Intelligenz: Auch sie greift nur auf wenige Daten zurück, um Muster erkennen zu können.

Processing Digital Identity (Foto: IMAGO, agsandrew via www.imago-images.de)
Die Analyse gesellschaftlicher Strukturen mithilfe von Mustererkennung ist sogar in den neuronalen Strukturen unseres Gehirns eingeschrieben

Digitale Technik führt zu neuen Fragen an unsere Gesellschaft

Die digitale Technik führt dazu, dass wir zu einer neuen Reflexivität kommen. Wir müssen uns fragen: Was bedeutet es eigentlich, wenn eine KI auf Röntgenbildern Muster von Krebs erkennen kann? Was erkennt sie da wirklich? Wir müssen fragen: Was ist mit den ganzen Entscheidungsprozesse, die wir einer KI überantworten, etwa beim autonomen Fahren? Wer ist schuld, wenn ein Unfall passiert? Das führt zu neuen Fragen und dann wieder zu neuen Beschreibungen unserer Gesellschaft.

Digitalisierung

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Das Sozialforschungsinstitut Forsa hat im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) bundesweit 1.310 Schulleiter*innen befragt zum Thema Digitalisierung – 250 davon aus Baden-Württemberg. Demnach sollte noch mehr investiert werden in digitale Geräte und deren Wartung.

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