Musikthema

Kammermusik am Matterhorn: Das Zermatt Music Festival

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AUTOR/IN
Regine Müller

Jedes Jahr im September findet am Fuße des berühmten Matterhorns im Schweizer Kanton Wallis das Zermatt Music Festival statt. Initiiert wurde es vom Berliner Scharoun Ensemble, das sich vor genau 40 Jahren gründete. Und diesen Geburtstag feierte das renommierte Kammermusikensemble nun auch hier oben in den Schweizer Bergen. Im Zentrum standen bis zum 17. September sinfonische und kammermusikalische Auftritte gemeinsam mit den jungen Nachwuchsmusiker*innen aus der Festival-Academy.

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Vom Bahnhof zum Matterhorn: Das Scharoun-Ensemble

Zwei Wochen arbeiten und proben in dem kleinen, autofreien Ort am Fuße des majestätischen Bergs 40 Akademistinnen und Akademisten mit den acht Mitgliedern des Scharoun Ensembles.

Im Laufe seiner 40-jährigen Geschichte hat das Scharoun Ensemble viele Werke in Auftrag gegeben, der Kontrabassist und Gründlungsmitglied Peter Riegelbauer hat sie nie gezählt, schätzt aber, dass es sicher mehr als 100 sein dürften. Die Idee des Zermatt Festivals hatte ihren Vorläufer in einem wesentlich kleineren Festival im Bahnhof Rolandseck bei Bonn. Dort war das Scharoun Ensemble zwei Jahre lang Ensemble in Residence, wo es Kammermusik und einen kleinen Akademie-Betrieb gab.

„Wir hatten uns immer überlegt, Mensch, es wäre doch schön, wenn wir wieder einen Ort finden könnten, und es hat lange, lange gedauert, bis wir diesen Ort gefunden haben, und das ist dann tatsächlich Zermatt geworden.“

Breites Spektrum an Musik

Auch heute noch finden Konzerte in der Riffelalp-Kapelle statt, die auf mehr als 2000 Metern Höhe noch näher dran ist am Matterhorn und nur über die Gornergrad-Zahnradbahn zu erreichen ist. Daneben bespielt das Festival heute zwei Kirchen unten im Ort und in Hotelsälen. Das Zermatt Festival ist wesentlich größer aufgestellt als sein Vorbild im Bahnhof Rolandseck und bietet programmatisch ein breites Spektrum.

 

Wanderer am Matterhorn für das Zermatt Music Festival (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/KEYSTONE | ANTHONY ANEX)
Das Zermatt Music Festival gehört zu den außergewöhnlichsten Festivals, zumindest was die Aufführungsorte angeht. Unweit vom Matterhorn erklingt die Musik, für die Besucher ist somit Wandern angesagt.

Der Schweizer Komponist David Philip Hefti sitzt bei der Uraufführung seines Oktetts „Des Zaubers Spuren“ im Publikum, das Werk ist für die Besetzung des Scharoun Ensembles anlässlich dessen Geburtstags komponiert und wird seine deutsche Erstaufführung am kommenden Mittwoch in der Berliner Philharmonie erleben. Für Hefti ist die Zusammenarbeit ein Glücksfall.

„Jeder ist ein echter Charakterkopf, [...] der eine ist Gleitschirmflieger, der andere ist fast ein Sternekoch, wieder ein anderer ist ein absoluter Berg-Freak. Und diese Charakterköpfe, die schaffen das, trotzdem zu einer absoluten Homogenität zu verschmelzen.“

Der Zermatt-Effekt

Beim letzten Abendkonzert des Festivals ist ein sehr gemischtes Programm zu erleben: Eine Harmoniemusik nach Mozarts „Cosi fan tutte“, Hector Berlioz‘ „Les Nuis d’été“ wieder mit der Sopranistin Christiane Karg und Richard Strauss‘ „Metamorphosen“.

Dann heißt es bald Abschied nehmen. Dabei schwing der sogenannte Zermatt-Effekt mit, erzählt Peter Riegelbauer.

 „Wenn man nach zwei Wochen wieder runter ins Tal fährt, hat man erstmal Probleme, überall fahren dann wieder Autos und so, das ist ganz merkwürdig.“

Instrumente im Interview Ein Kontrabass beim Wandern

Instrumente verbringen den lieben langen Tag in ihren Koffern, in Proberäumen, in Orchestergräben. Da wird hin und wieder auch mal ein Tapetenwechsel fällig. Wir haben einen Kontrabass im Wanderurlaub besucht.

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Regine Müller