Musikzentren gibt es nicht nur in Großstädten. Seit 1990 ist im oberschwäbischen Ochsenhausen im Kreis Biberach ein Kompetenzzentrum für den musikalischen Nachwuchs, die Landesakademie für die musizierende Jugend Baden-Württembergs, wie die Musikakademie mit vollem Namen heißt. Im Grünen gelegen und von alten Klostermauern umschlossen ist sie ein ganz besonderer Musikort mit über 300 Veranstaltungen und Kursen jedes Jahr.
Neues Leben für das Kloster
Ochsenhausen ist knapp 50 Kilometer von Ulm entfernt und vor allem für ein imposantes gelbes Barockkloster bekannt. Es thront über grünen Wiesen, wie aus einer anderen Zeit, im Innenhof plätschert ein Brunnen, außerhalb der dicken Klostermauern klappern Pferdehufe.
Seit über 30 Jahren hat hier die Landesmusikakademie Baden-Württembergs ihren Platz. Ihr Direktor ist Klaus Weigele, er hält die Fäden des mittlerweile großen Betriebs zusammen.
„Im Kern geht es darum, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, zu musizieren, zu singen, aber natürlich auch Lehrkräften die Möglichkeit zu geben, neue Ideen zu entwickeln.“
Auch Jodelproben sind an der Landesakademie zu hören
Ruhe und Frieden nach den Proben
Fast jeden Tag gibt es eine andere Fortbildungsmöglichkeit, zum Beispiel eine Pop und Jazz-Freizeit für Jugendliche, Grooves am Klavier für Musiklehrerinnen und Lehrer, Klassenmusizieren mit der Mundharmonika, Alphornkurs mit Orgelbegleitung, Musikspiele für den Pausenhof oder auch ein achtsam-musikalischer Morgenkreis für die KiTa.
Mehrere Generationen an Musiklehrerinnen und Lehrern hat die Landesmusikakademie Ochsenhausen in den vergangenen Jahrzehnten ausgebildet und beherbergt – mit ihren Schulklassen oder ohne. Die Akademie bietet sich zusätzlich mit ihren 82 Schlafzimmern als Herberge. Die Grundmauern des Klosters gehen auf das Jahr 1093 zurück und der ehemals spirituelle Ort strahlt immer noch Ruhe und Frieden aus. Da gerät Akademiedirektor Klaus Weigele auch nach vielen Jahren ins Schwärmen.
„Wir merken, dass jeden Tag mit in der Arbeit und auch bei den Jugendlichen, die hier im Haus unterwegs sind, dass sie fasziniert sind von dieser wunderschönen barocken Pracht, die man hier in den Gängen in den Fluren sieht, in den Deckengemälden, das ist schon ein besonderes Geschenk.“
Trailer zur Landesmusikakademie Ochsenhausen
Abschlusskonzert mit John Rutter
Beim Workshop mit der Chorlegende John Rutter singen hier im Bibliothekssaal mehr als 300 Menschen zusammen das Abschlusskonzert. Ochsenhausen ist 2023 der einzige Ort, an dem man den britischen Komponisten in Deutschland erleben kann.
Der Kurs ist offen für alle singbegeisterten Menschen egal welchen Alters und dementsprechend lange im Voraus ausgebucht. Drei Tage proben die Teilnehmenden mit John Rutter, singen seine eigene Chormusik. Diese Workshops sind auch für ihn eine besondere Form des Musizierens.
„Bei einem Workshop oder einer Konferenz triffst du die Leute bei jeder Mahlzeit, du siehst sie beim Frühstück, du sprichst mit ihnen am Ende der Probe, du lernst einander kennen, und ich denke, das ist eine ganz besondere, schöne Erfahrung.“
Kompetenzzentrum im Grünen
Der Workshop mit John Rutter zeigt, dass nicht nur Jugendliche in Ochsenhausen gefördert werden. Die Teilnehmenden sind aus ganz Deutschland, auch aus angrenzenden Ländern und machen den kleinen Landstrich im Kreis Biberach zu einem Kompetenzzentrum der internationalen Chorszene.
