Wie lässt sich Musik über die Grenzen von Klassik, Jazz, Rock und Pop hinweg erklären und verstehen? Mit „Listen to this“ liefert der US-amerikanische Musikkritiker Alex Ross eine Antwort auf diese Frage und gibt interessante Einblicke in den vielfältigen Musikbetrieb. Nun ist das Buch in deutscher Übersetzung im Rowohlt Verlag erschienen.
Nicht selten haftet der „klassischen Musik“ ein modriger Geruch an. Überholt, konservativ und elitär – kurzum: von gestern. So würden viele wahrscheinlich die Klassik-Szene beschreiben. Diesem vermeintlichen „Themenpark der Vergangenheit“ stellt der Musikkritiker Alex Ross in seinem Buch „Listen to this“ eine bunte Musiklandschaft gegenüber. Er liefert Einblicke in unterschiedliche Epochen, Genres und Themenkomplexe und lässt dabei die sorgfältig gezogene Trennlinie zwischen klassisch und populär verschwimmen – etwa dann, wenn sich der absteigende Lamentobass als wahres Bindeglied zwischen den Epochen erweist:
Alex Ross vereint in diesem Buch verschiedene Texte, die er in seiner Arbeit als Musikjournalist beim Magazin The New Yorker verfasst hat. Neben Beiträgen zu kanonischen Figuren von Bach bis Cage richtet Ross auch den Blick auf Interpreten des heutigen Musikbetriebs. Die Grundlage für diese Beiträge bilden die Treffen mit den Musikerinnen und Musikern. Selbst beim Lesen wird die ungezwungene Atmosphäre dieser Begegnungen fernab aller Elfenbeintürme deutlich. So beschreibt Alex Ross das Frühstück mit der gefeierten Pianistin Mitsuko Uchida als durch und durch bodenständiges Erlebnis:
Abseits der klassischen Musik begibt sich Alex Ross aber auch auf Streifzüge durch die zeitgenössisch-populären Gefilde. Egal, ob er nun die 2. Sinfonie von Brahms behandelt oder sich mit den Songs der Band Radiohead auseinandersetzt, seine Essays sind immer sachkundig, kurzweilig und mit einem respektvollen Augenzwinkern ausgestattet.
„Listen to this“ von Alex Ross versammelt Essays, in denen einzelne Kompositionen analysiert, Interpreten gekonnt porträtiert und erhellende Blicke über den Tellerrand des Klassik-Kanons gewagt werden. Von den zahlreichen Komponisten und Stücken, die darin genannt werden, sollten man sich nicht abschrecken lassen. Musikinteressierten macht das Buch Lust auf eigene neue Hörgeschichten und abgeklärten Musikkennern eröffnet es neue Perspektiven.