„Es gibt kein Land, in dem es der Jazz so schwer hatte wie in Deutschland“, sagen Reinhard Kungel und Andreas Heinrich. Die beiden Filmemacher haben sich jahrelang auf die Spur des deutschen Jazz in der Vergangenheit und der Gegenwart gemacht, am 7. September kommt ihre Film-Dokumentation „Jazzfieber – The Story of German Jazz“ in die Kinos.
Erster Film über die deutsche Jazz-Geschichte
Ob man Jazz deutsch oder englisch ausspricht, darüber kann diskutiert werden. Verschiedene Meinungen dazu lassen sich im Dokumentarfilm „Jazzfieber – The Story of German Jazz“ anhören. Klaus Doldinger antwortet ganz logisch: „Entscheidend sind die Töne, die da rauskommen“, zitiert der Produzent Andreas Heinrich den Saxophonisten.
Zusammen mit Reinhard Kungel hat er den Film produziert, Kungel schrieb das Drehbuch und führte Regie. Bis dato gab es keinen Film über die Jazz-Geschichte in Deutschland. Das wollten die beiden ändern, doch es war ein langer und zäher Kampf, so Kungel.

Steiniger Weg
Fast zwölf Jahre dauerte die Entstehung des Films, erzählt Kungel. Denn die Nachfrage bei Musik-Filmen sei sehr gering „da verdreht jeder Redakteur die Augen“, meint der Regisseur. Doch SWR-Redaktuer Harald Letfuß, selbst Jazz-Liebhaber, war hier anderer Meinung, der Film müsse gemacht werden, erzählt Andreas Heinrich.
Trailer zu „Jazzfieber – The Story of German Jazz“
„Kulturdenkmal der Protagonisten der ersten Stunde“
Während der langen Entstehungszeit kam es zu einigen Todesfällen, Max Greger, Hugo Strasser, Paul Kuhn, Coco Schumann, Peter Thomas, Rolf Kühn und Karl-Heinz Drechsel geben im Film ausführliche Interviews, sind aber mittlerweile verstorben. Dadurch wurde laut Heinrich „der Film tatsächlich auch ein Stück weit ein Kulturdenkmal geworden ist für diese Protagonisten der ersten Stunde.“
Dass keine Frauen der deutschen Jazzgeschichte in dem Film auftauchen hat einen ähnlich traurigen Grund, denn die wichtigsten Verterinnen waren zu Drehbeginn schon verstorben, erklärt Kungel. Zwar hätten sie gerne Caterina Valente eingeladen, so sie gibt, laut Kungel, seit 40 Jahren keine Interviews mehr.
Kontext in der heutigen Zeit durch junge Musikerinnen und Musiker
Als Gegenpol zur früheren Jazzgeschichte werden im Film fünf junge Musikerinnen und Musiker von deutschen Jazz-Hochschulen begleitet. Jakob Bänsch, Caris Hermes, Alma Naidu, Niklas Roever und Mareike Wiening sichten im Tourbus Archivaufnahmen und Jazzinterviews der Jazz-Pioneere und setzen das Ganze in den heutigen Kontext.

Für die deutsche Jazz-Geschichte der heutigen Zeit bräuchte es eine Fortsetzung, einen „Rundumschlag“ wollten und konnten Kungel und Heinrich gar nicht bieten „eine chronologische Darstellung der Geschichte des Jazz hierzulande ist gar nicht möglich.“
Zu sehen ist der Film ab dem 07.09. in den deutschen Kinos.
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