Gespräch

„Ich hätte diese Stimmen draußen gebraucht“ – Autor Najem Wali zum Tag des inhaftierten Schriftstellers

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INTERVIEW
Marie Gediehn

Noch heute, 40 Jahre später bekomme er bei der Frage nach seiner Haft im Irak Gänsehaut, sagt der in Basra geborene Schriftsteller Najem Wali im Gespräch bei SWR2. Der Vize-Präsident des PEN Zentrum ist beim PEN zuständig für inhaftierte Schriftstellerinnen und Schriftsteller.

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Auf die Frage, was es brauche, um eine solche Zeit zu überstehen, sagt er: „In den Folterzellen von Saddam Hussein gab es keine Hilfsprogramme wie heute“, aber er hätte das gebraucht, damals. Wenn man wisse, es gebe Solidarität, dann habe man mehr Mut und mehr Energie, nicht aufzugeben.

Literatur ist Erinnerung

Es sei ein mühsamer Kampf, Diktatoren wollten, dass man vergesse, darauf bauten sie ihre Macht auf. Abber, betont Najem Wali: „Wir erinnern, Literatur ist Erinnerung“. Er erinnere sich immer an seine Zeit in Haft, so der Vizepräsident des PEN Zentrum und das gebe ihm die Kraft, den Kolleginnen und Kollegen zu helfen.

Der Autor betont, dass sich Schriftstellerinnen und Schriftsteller in der ganzen Welt für Gerechtigkeit und freie Gesellschaften einsetzten.

Solidarität kann Mut machen

Dafür würden sie einen hohen Preis zahlen, sie würden verfolgt, bedroht, angegriffen, eingekerkert, verbannt und nicht selten auch getötet. Diesen Menschen eine Stimme zu geben, darum gehe es. Darum appelliere man heute an die Politik, aber es gehe um Solidarität von allen Menschen.

Jeder müsse wissen: Wenn ein Schriftsteller, eine Schriftstellerin in Haft sitzt, ist niemand frei, und die Menschen in Haft sollten wissen, dass sie nicht allein seien.

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