LGBTQ+-Rechte

Internationaler Tag gegen Trans- und Homophobie: Deutschland zeigt Willen zur Besserung

Stand
INTERVIEW
Kalle Hümpfner
MODERATOR/IN
Philine Sauvageot

Beleidigungen, Verunglimpfungen, auch physische Gewalt – leider allzu häufige Erfahrungen queerer Menschen, fast überall. Auch hierzulande ist die Mehrheitsgesellschaft noch weit von einem tatsächlich toleranten Umgang mit diesen Personen entfernt. Daran erinnert der Internationale Tag gegen Homo-, Bi- und Transphobie.

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Gewalt gegen LGBTQ+-Community auf dem Vormarsch

Man verzeichne tatsächlich einen Anstieg der gewalttätigen Übergriffe, etwa auf Teilnehmer*innen von Veranstaltungen zu Pride-Veranstaltungen wie dem Christopher Street Day (CSD).

Die Dunkelziffer bei diesen Übergriffen sei sehr hoch, sagt Kalle Hümpfner vom Bundesverband Trans im Gespräch mit SWR2: „Nur ein Bruchteil der Vorfälle wird tatsächlich zur Anzeige gebracht“. Hümpfner verweist auf eine EU-weite Erhebung, wonach nur rund jeder zehnte Übergriff gemeldet würde.

Im europäischen Vergleich liege Deutschland bei der Gleichstellung queerer Personen nur im Mittelfeld, auf dem 15. Platz. Besser machten es etwa Malta, Belgien und Dänemark, wo sowohl die Maßnahmen zur Gleichstellung queerer Menschen als auch zur Gewaltprävention weit vorangeschritten seien.

Demo 2014 zum Internationalen Tag gegen Homophobie und Transphobie in Berlin (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Geisler-Fotopress | Michaela Ellguth/Geisler-Fotopress)
Im europäischen Vergleich besteht Nachbesserungsbedarf: In Sachen LGBTQ+-Rechte liegt Deutschland innerhalb der EU nur im Mittelfeld.

Deutschland: Willen zur Besserung

Man sehe in Deutschland durchaus den guten Willen zur Verbesserung, so Hümpfner mit Blick auf jüngste Initiativen der Bundesregierung. Allerdings sei „in den Jahren zuvor nichts passiert“. Man begrüße beispielsweise, dass die Bundesregierung mit Sven Lehmann inzwischen einen Queer-Beauftragten eingesetzt habe.

Andererseits warte man immer noch auf die Umsetzung konkreter Schritte. Hümpfner nennt als Beispiel das lange geforderte Selbstbestimmungsgesetz, das die bürokratischen Hürden für trans Personen abbauen soll, etwa bei der Änderung des Namens und der Geschlechtszuordnung in Ausweisdokumenten. Diese soll künftig über eine Selbstauskunft beim Standesamt möglich sein. Bislang ist dafür ein Gerichtsverfahren und zwei Gutachten erforderlich, die Kosten müssen die Betroffenen in der Regel selbst tragen.

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