Beleidigungen, Verunglimpfungen, auch physische Gewalt – leider allzu häufige Erfahrungen queerer Menschen, fast überall. Auch hierzulande ist die Mehrheitsgesellschaft noch weit von einem tatsächlich toleranten Umgang mit diesen Personen entfernt. Daran erinnert der Internationale Tag gegen Homo-, Bi- und Transphobie.
Gewalt gegen LGBTQ+-Community auf dem Vormarsch
Man verzeichne tatsächlich einen Anstieg der gewalttätigen Übergriffe, etwa auf Teilnehmer*innen von Veranstaltungen zu Pride-Veranstaltungen wie dem Christopher Street Day (CSD).
Die Dunkelziffer bei diesen Übergriffen sei sehr hoch, sagt Kalle Hümpfner vom Bundesverband Trans im Gespräch mit SWR2: „Nur ein Bruchteil der Vorfälle wird tatsächlich zur Anzeige gebracht“. Hümpfner verweist auf eine EU-weite Erhebung, wonach nur rund jeder zehnte Übergriff gemeldet würde.
Im europäischen Vergleich liege Deutschland bei der Gleichstellung queerer Personen nur im Mittelfeld, auf dem 15. Platz. Besser machten es etwa Malta, Belgien und Dänemark, wo sowohl die Maßnahmen zur Gleichstellung queerer Menschen als auch zur Gewaltprävention weit vorangeschritten seien.

Deutschland: Willen zur Besserung
Man sehe in Deutschland durchaus den guten Willen zur Verbesserung, so Hümpfner mit Blick auf jüngste Initiativen der Bundesregierung. Allerdings sei „in den Jahren zuvor nichts passiert“. Man begrüße beispielsweise, dass die Bundesregierung mit Sven Lehmann inzwischen einen Queer-Beauftragten eingesetzt habe.
Andererseits warte man immer noch auf die Umsetzung konkreter Schritte. Hümpfner nennt als Beispiel das lange geforderte Selbstbestimmungsgesetz, das die bürokratischen Hürden für trans Personen abbauen soll, etwa bei der Änderung des Namens und der Geschlechtszuordnung in Ausweisdokumenten. Diese soll künftig über eine Selbstauskunft beim Standesamt möglich sein. Bislang ist dafür ein Gerichtsverfahren und zwei Gutachten erforderlich, die Kosten müssen die Betroffenen in der Regel selbst tragen.
Mehr queere Themen
Zeitwort 28.6.1969: Schwule demonstrieren in der Christopher Street
Eine Razzia in einer New Yorker Kneipe eskalierte in tagelangen Straßenkämpfen. Homosexuelle wehrten sich zum ersten Mal gegen Polizeiwillkür.Schwulenbewegung
Sachbuch Bunte Historie: „Queer” – Die erste queere Geschichte Deutschlands
Das Buch „Queer. Eine deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis heute“ stellt Verbindungen zwischen historischen Fakten und aktuellen Debatten her. Autor Prof. Benno Gammerl beleuchtet 150 Jahre queerer Subkultur mit vielen Quellen und Verweisen – darunter Perspektiven, die von der cis-schwulen und cis-lesbische Geschichtsschreibung bislang überschattet wurden.
Feature 42 Jahre, Großvater, Roma, schwul - Der Comedian und Aktivist Gianni Jovanovic
Wenn er auf die Bühne kommt, dann scheint Schluss mit lustig zu sein. Dabei hat er noch gar nicht angefangen. Und er sagt nur die Wahrheit: Ja, er wurde mit 32 Großvater. Ja, er ist schwul.
Gespräch Eurovision Song Contest 2023: Eine Bühne für queere Themen
Seit 1956 ist der Eurovison Song Contest ein musikalisches Treffen, bei dem es vor allem um Pop und leichte Musik geht. Aber schon lange steckt dahinter viel mehr als nur Glitzer und Show: Denn der Eurovision Song Contest ist ein verbindendes Ereignis für die queere Community. Das sagt Nadine Lange, Tagesspiegel-Redakteurin.
Queere Lyrik Autor Kevin Junk: Lyrik-Wettbewerbe sollten mehr queere Gruppen einladen
„Queere Lyrik ist kein Genre. Es ist eine Bandbreite, die es verdient hat, gezeigt zu werden“, sagt Kevin Junk, selbst Autor und Herausgeber queerer Literatur in SWR2. Lyrik-Wettbewerben sollten queere Gruppen verstärkt einladen, um so das angestrebte diverse Selbstbild zu verwirklichen.
Love On Tour 2023 Harry Styles auf Tour in Deutschland: Ein Safe Space der Queerness
Seit 2021 zieht Harry Styles mit seiner „Love On Tour“ durch die Welt, nun kommt er zu den letzten Konzerten nach Deutschland. Wie kaum ein anderer Sänger seiner Generation spielt Styles mit Geschlechterrollen, für seine queeren Fans sind seine Konzerte ein „geschützten Raum“. Der Hype um den britischen Sänger zeigt: Queerness definiert sich heute nicht mehr zwangsläufig darüber, wer mit wem schläft.