Gespräch

Ikone der Reform-Pädagogik: War Maria Montessori Rassistin?

Stand
AUTOR/IN
Sabine Seichter
INTERVIEW
Wilm Hüffer

„Hilf mir, es selbst zu tun“, dieses Motto wird bis heute der Reform-Pädagogik von Maria Montessori zugeschrieben. Die kontroversen Aspekte im Werk Maria Montessoris untersucht die Professorin Sabine Seichter in ihrem Sachbuch „Der lange Schatten Maria Montessoris. Der Traum vom perfekten Kind“.

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Keine individuelle, sondern eine Durchschnittsentwicklung

Montessori gilt als warmherziger Gegenentwurf zur Anfang des 20. Jahrhunderts weit verbreiteten autoritären Pädagogik, vor allem die nach ihr benannten Schulen und Kindergärten sind auch heute noch weit verbreitet. Doch sie ist nicht unumstritten.

Im Gespräch betont Seichter, dass die normale Entwicklung von Kindern im Zentrum von Montessoris Werk stand, dabei sei es ihr aber nicht um eine individuelle Entwicklung gegangen, sondern um eine statistische Durchschnittsentwicklung.

Am Ende dieser Förderung sollte das „perfekte Kind“ – ein „Messias“ – stehen. Dieses perfekte Kind sollte schön, gesund, moralisch-intellektuell vollkommen sein. Und, so Seichter, dieses perfekte Kind sollte „ein Kind der sogenannten weißen Rasse sein“, denn diese sei die „triumphierende Rasse“.

Ein nüchterner Blick auf Montessori

War Maria Montessori also Rassistin? Sabine Seichter findet, diese Frage sei schwer zu beantworten: „Sie beruft sich auf die Rassenanthropologie, die zu ihrer Zeit sehr vorherrschend war.“ In ihrem Werk habe Montessori Bilder gezeigt, mit deren Hilfe sie Menschen nach Kriterien wie normal und anormal hierarchisierte.

Für die Gegenwart, sagt Seichter, wäre es notwendig, „einen nüchternen Blick auf Maria Montessori zu werfen.“

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