Gespräch

Gegen die Wut der Bauern – Mehr Subventionen für kleine Betriebe, mehr Ehrlichkeit in der Sache

Stand
INTERVIEW
Wilm Hüffer

Die Landwirte hätten das Gefühl, dass die Politik die Tierhaltung in Europa komplett abschaffen will, kritisiert Autor Reinhard Kaiser-Mühlecker. Dagegen müsse man sich als Landwirt und als Tierhalter definitiv aussprechen, so Kaiser-Mühlecker weiter. Problematisch sei es zudem, dass der Green Deal ohne Einbeziehungen der Akteure, der Landwirte, entwickelt worden sei.

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Falsches Signal aus Brüssel

Die Entscheidung der EU, den Pestizid-Einsatz in der Landwirtschaft bis 2030 nicht herunterzufahren, sei eindeutig falsch gewesen, urteilt Kaiser-Mühlecker weiter: „Dass man das als Erstes aufweicht, finde ich fatal.“ Das sei ein weiteres Zeichen dafür, dass man als Landwirt nicht genau wisse, woran man sei.

Kleinere Betriebe subventionieren

Bis heute sei die Förderung landwirtschaftlicher Betriebe an die Größe der Betriebe gebunden. Das müsse sich ändern, fordert der Autor und Ökobauer Reinhard Kaiser-Mühlecker. „Die ersten 20 Hektar müssen deutlich höher subventioniert werden.“ Eine solche Maßnahme berge das Potenzial, das Bauernsterben deutlich zu verlangsamen.

European Green Deal ohne Landwirte entstanden

Deutliche Kritik übt Kaiser-Mühlecker auch an der Entstehungsweise des sogenannten Green Deal der EU-Kommission unter der Präsidentin Ursula von der Leyen, mit dem die Netto-Emissionen von Treibhausgasen bis 2050 auf null reduziert werden sollen.

„Der Green Deal ist ohne Einbeziehung der Akteure, der Landwirte geschehen.“ Grundsätzlich sei es ganz wichtig, dass es über die Zukunft der Landwirtschaft einen Dialog gäbe, so Kaiser–Mühlecker. „Es gibt keinen anderen Weg als sich zu verständigen."

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