Oper

Zumindest optisch beeindruckend: „Der fliegende Holländer“ am Nationaltheater Mannheim

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AUTOR/IN
Bernd Künzig

Richard Wagners Frühwerk „Der Fliegende Holländer“ ist zentral für die musikalische deutsche Romantik. Das Nationaltheater Mannheim zeigte bereits Carl Maria von Webers „Der Freischütz“, das große Vorbild Wagners, in einer Neuproduktion. Das Frühwerk des musikdramatischen Erneuerers Richard Wagners in der Regie von Roger Vontobel und der musikalischen Leitung von Jordan de Souza ist eine zwiespältige Inszenierung. Vontobel fällt zu den Figuren wenig ein. Das Bühnenbild hingegen ist spektakulär.

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„Der fliegende Holländer“ am Nationaltheater Mannheim
Das Bühnenbild triumphiert. Fabian Wendling hat eine skulpturale Installation aus Seilen mit Flaschenzügen gebaut. Sie lässt sich zu Segeln, einem Schiffsrumpf und zu Raumsäulen formen. Von oben senkt sich das skelettierte Gespensterschiff des Holländers herab. Florian Arnholt formt diesen Raum der Seile mit magischen Lichtführungen. Bild in Detailansicht öffnen
„Der fliegende Holländer“ am Nationaltheater Mannheim
Das Bildhafte dominiert über das Psychologische. Regisseur Roger Vontobel fällt zu den Figuren wenig ein. Wer dieser Holländer nun eigentlich ist, von Gott verfluchtes Monster oder existentiell Verzweifelter, das bleibt ebenso unbeantwortet wie Sentas irre Fixiertheit auf das lebendig werdende Bild des Verdammten, den Vater Daland aus reiner Geldgier ins Haus holt. Bild in Detailansicht öffnen
„Der fliegende Holländer“ am Nationaltheater Mannheim
Stattdessen verfällt Vontobel auf die unglückliche Idee, das Paar choreografisch zu doppeln. Dieses von Michael Bronczkowicz verkörperte Alter Ego des Holländers, von Senta als Living Sculpture angebetetes Bild, verheddert sich als gehäuteter Leidensmann in den Seilen. Bild in Detailansicht öffnen
„Der fliegende Holländer“ am Nationaltheater Mannheim
Beim zentralen, aus magischer Ferne aufscheinenden Duett nervt die aus allerlei klischeehaften Tanzgesten zusammengesetzte Dauerchoreografie von Zenta Hoerter. Penetrant soll das illustrieren, was sich im Inneren der Figuren abspielt. Das täuscht allerdings nicht über den Unwillen oder gar die Unfähigkeit zur Personengestaltung Vontobels hinweg. Bild in Detailansicht öffnen
„Der fliegende Holländer“ am Nationaltheater Mannheim
Die Regie strandet im frontalen Rampensingen. Das mag sängerfreundlich sein, aber nicht gerade deutungsfreudig. Die Spinnstube bleibt eine rätselhafte Arbeit an den Seilen, ausgeführt von Mädchen in Stewardessenkostümen mit Aufseherinnen. Optisch erinnert das an die Serie „Report der Magd“. Bild in Detailansicht öffnen
„Der fliegende Holländer“ am Nationaltheater Mannheim
Daniela Köhler gibt eine stimmgewaltige, für den Mädchencharakter vielleicht auch zu mächtige Senta. In der Höhe neigt sie zu Schärfe. Mit dem noblen, hellen, akkuraten Kavaliersbariton des Holländers von Michael Kupfer-Radecky ergibt das ein etwas ungleiches Paar. Bild in Detailansicht öffnen
„Der fliegende Holländer“ am Nationaltheater Mannheim
Erlösung gibt es für Wagners Frühwerk klanglich durch das Orchester und den fabelhaften Chor des Nationaltheaters. Bild in Detailansicht öffnen
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Bernd Künzig