Beziehungsforscherin Prof. Erika Alleweldt

"Freundschaft pflegen heißt in Kontakt bleiben"

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Steffi Stronczyk
Steffi Stronczyk (Foto: SWR)
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SWR1

Freundschaften sind für uns sehr wichtig – wir fühlen uns einander verbunden, teilen schöne und auch traurige Momente miteinander. Das stärkt auch unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden im Allgemeinen.

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Wie Sie Freundschaften eingehen und richtig pflegen, weiß Erika Alleweldt. Sie ist Professorin für Soziale Arbeit und Sozialpädagogik an der Hochschule für angewandte Pädagogik in Berlin und forscht zum Thema "Freundschaften".

Über die Bedeutung von Freundschaft

SWR1: Wenn man sich so gut wie nie sieht, sich also nur schreibt, kann man das dann tatsächlich auch als Freundschaft bezeichnen? 

Prof. Erika Alleweldt: Ja, das ist in der Tat ungewöhnlich, weil gerade Freundschaften vom gemeinsamen Tun leben. Nun könnte man sagen, das Briefe schreiben, der Austausch, die Kommunikation, das ist das, was sozusagen Gegenstand dieser Freundschaft ist. Und wenn das gelingt, das aufrechtzuerhalten und in diesem Austausch zu bleiben, dann kann man durchaus von einer Freundschaft sprechen.

Das Problem ist, wenn zu wenig Gemeinsamkeit oder gemeinsamer Alltag da ist, dass dann die Freundschaften auseinandergehen oder auslaufen.

Wenn man Menschen danach fragt "Was bedeutet Freundschaft für Sie?", dann ist die Antwort meist Vertrauen, über alles reden können, ehrlich zueinander sein und da sein für den anderen — also schon auch ein sehr hohes Ideal.

Freundschaften knüpfen

SWR1: Kann man sich Freundschaften suchen oder müssen die sich einfach ergeben? 

Alleweldt: Sowohl als auch. Wenn Menschen regelmäßig zusammenkommen, wie in der Schule, im Sportverein oder am Arbeitsplatz, dann gibt es Möglichkeiten, Freundschaften zu knüpfen.

Das heißt aber auch, ich muss trotzdem offen sein. Sich nur hinzustellen und zu sagen, ich möchte jetzt Freunde finden, das kann scheitern. Dafür ist unsere Gesellschaft zu differenziert oder auch separiert. Wir brauchen stattdessen Gelegenheitsstrukturen, wo wir immer wieder auch auf Menschen stoßen, um uns aneinander zu gewöhnen, um daraus dann Freundschaften entstehen zu lassen. 

Deswegen wird es mit zunehmendem Alter auch schwieriger, Freundschaften oder Menschen zu finden, die Freundschaften eingehen. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass man familiär gegebenenfalls gebunden und — oder auch — beruflich gebunden ist.

Freundschaft (Foto: picture-alliance / Reportdienste, dpa Bildfunk, picture alliance / Zoonar | Erik Reis - IKOstudio)
Freundschaften leben von gemeinsamen Erlebnissen und gegenseitigem Vertrauen.

Freundschaften richtig pflegen

SWR1: Es heißt, Freundschaften soll man pflegen. Wie geht das am besten? 

Alleweldt: Freundschaft pflegen heißt, in Kontakt bleiben.

Wenn wir noch mal auf die Brieffreundschaft zu sprechen kommen, dann nimmt man sich Zeit für den anderen, da macht man sich Gedanken über den anderen. Das ist ganz wichtig, immer wieder zusammenzukommen. Nicht nur, um den anderen sozusagen auf dem neuesten Stand zu halten, sondern um mit dem anderen ins Gespräch zu kommen, damit dieses Vertrauen auch weiterhin trägt. 

Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Steffi Stronczyk.

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