Leben ohne Alkohol

Felix Hutt: Aus dem "Dry January" wurde ein ganzes Jahr

Stand
Das Interview führte
Steffi Stronczyk
Interview mit
Felix Hutt
Onlinefassung
SWR1

An Weihnachten und Silvester gab es viele Anlässe, um anzustoßen. Den Monat danach nutzen einige Menschen, um im Januar ganz bewusst auf Alkohol zu verzichten. Der sogenannte "Dry January" fördert zudem unsere Gesundheit und sorgt für einen besseren Schlaf. Felix Hutt hat gleich ein ganzes Jahr auf Alkohol verzichtet.

Und ist dabei geblieben. Daraus ist ein Buch geworden: "Ein Mann, ein Jahr, kein Alkohol". Über seine Erfahrung und sein Leben ohne Alkohol, hat er mit SWR1 gesprochen.

Der schwere Anfang für Felix Hutt ohne Alkohol

SWR1: Wie leicht oder wie schwer ist es Ihnen gefallen?

Felix Hutt: Anfangs sehr schwer. Deswegen kann ich mit allen mitfühlen, die im Januar auch mal versuchen zu verzichten. Aber ich kann denen auch wiederum versprechen, irgendwann kommt die Belohnung.

SWR1: Welche Momente sind Ihnen am schwersten gefallen?

Hutt: Immer in Geselligkeit, weil ich ein Geselligkeitstrinker mit meinen Freunden war. Wir hatten auch immer sehr kreativ und viele Anlässe. Vom Fußball schauen, bis zu all den Feiern. Dann wurde es im Sommer noch mal sehr kritisch als die schöne "Draußen-Trinken-Jahreszeit" losging. Das habe ich auch immer sehr genossen. Und als Münchner natürlich der ultimative Endgegner, das ist auch ein Kapitel im Buch: das Oktoberfest, auf das ich nüchtern gegangen bin.

SWR1: Wie war's?

Hutt: Ich kann im Positiven sagen, dass man auch nüchtern mitfeiern kann. Im Negativen kann ich sagen, dass man natürlich auch einige Abgründe der Menschlichkeit mitbekommt, die man sich eher erspart hätte.

Alkoholkonsum von Felix Hutt vor dem Verzicht

SWR1: Sie brauchten ja dringend diese Veränderung in Sachen Alkohol. Das heißt, Sie haben es vor Ihrem Selbstversuch auch häufiger mal übertrieben?

Hutt: Ja, wobei ich glaube, dass dieses Übertreiben im Mittelmaß der bürgerlichen Mitte liegt. Ich nenne das Alltagsalkoholiker. Klar, wird jetzt gerne mal versucht, mich ein bisschen rauszuschieben. Und zu sagen, "Ja, der Hutt war wahnsinnig unvernünftig". Aber wenn man meinen Trinkkonsum anschaut und im sozialen Kontext eines Mittvierzigers in Deutschland vergleicht, glaube ich, lag ich im Durchschnitt. Was die Sache eben so traurig und auch so gefährlich macht.

Felix Hutt in SWR1 Leute zum Dry January

Nüchtern am Vatertag im Biergarten

SWR1: Sie haben während Ihres Selbstversuchs die Orte nüchtern besucht, an denen sie zuvor getrunken haben. Beispielsweise den Biergarten am Vatertag. Was hat das mit Ihnen gemacht, die Menschen um sie herum mal anders wahrzunehmen?

Hutt: Ja, das ist ganz schlimm. Dann realisiert man, was man all die Jahre - aus meiner Sicht heute - falsch gemacht hat. Ich habe die ganzen Männer mit Bollerwagen gesehen, die schon morgens um 10 Uhr komplett betrunken waren. Das hat mich dann eher abgeschreckt.

Bei den Besuchen dieser Orte ist es mir sehr oft so gegangen, dass ich mich gefragt habe, wie konnte ich damals nur so mitmachen? Es ist kein schönes Bild, wenn man an einem sonnigen Vatertag im Biergarten sitzt, es sind Kinder drumherum, und alle sind eigentlich schon sehr gut eingepegelt. Und der Tag hat noch gar nicht so richtig begonnen.

SWR1: Trinken Sie mittlerweile wieder Alkohol?

Hutt: Nein, ich trinke keinen Alkohol mehr. Ich bin auch sehr froh, dass ich jetzt nach Beendigung meines Buchprojekts, das sozusagen auch privat genießen kann. Und das ich das jetzt nicht mehr mit dem Tagebuch die ganze Zeit begleiten muss. Ich habe mir diesen Zustand erhalten und will ihn auch weiter erhalten.

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