In Enkenbach-Alsenborn bei Kaiserslautern spitzte sich die Situation zu, als Unbekannte nach Beleidigungsschmierereien auf Bäumen ein abgestelltes Forstfahrzeug sprengten. Wir haben mit Günter Franz, Abteilungsleiter der Oberen Forstbehörde von Landesforsten Rheinland-Pfalz, darüber gesprochen und ihn gefragt, woher die Wut auf das Forstpersonal kommen könnte.
Sorgen um den Wald als Grund für Bedrohungen?
SWR1: Was für ein Problem haben die Leute auf einmal mit den Förstern?
Günter Franz: Grundsätzlich ist festzustellen, dass das breite Interesse am Wald da ist und dass die absolute Mehrheit nach repräsentativen Umfragen den Försterinnen und Förstern vertraut, dass diejenigen, die zuständig sind, vor Ort, den Wald gut managen.
Aber man muss auch sagen, dass aktuell, wo sich die Klimakrise im Wald auch offenkundig bemerkbar macht, bei vielen Naturfreunden und Waldbesuchenden die Sorge um den klimageschädigten Wald zum Ausdruck kommt. Da geht es dann los mit der Kritik.
Bei vielen Naturfreunden und Waldbesuchenden [kommt] die Sorge um den klimageschädigten Wald zum Ausdruck. Da geht es dann los mit der Kritik.
Die Sorge wird teilweise – ich vermute in Einzelfällen durchaus auch wider besseres Wissen – gegen Waldbesitzende und Forstleute gerichtet, denen man Profitgier, rücksichtslosen Naturschutz, Zerstörung, Ahnungslosigkeit und so weiter vorwirft.
Beleidigungen, Drohungen und sogar ein Anschlag Förster im Pfälzerwald bei Kaiserslautern werden angefeindet
Beleidigungen und Bedrohungen bekommen mittlerweile nicht nur Polizei und Rettungskräfte ab. Auch Förster bei Kaiserslautern müssen sich dem immer öfter aussetzen.
Die Reflexion, dass der eigene, oft nicht gerade emissionsarme Konsum und der eigene Lebensstil auch einen Beitrag für diese kritische Situation für die Umwelt und für die Wälder leisten, unterbleibt dabei meistens. So kommt es in Extremfällen auch zu persönlichen Anschuldigungen. Dazu, dass der Name des zuständigen Kollegen veröffentlicht wird, auf die Waldwege oder auf Baumstämme gesprüht wird, mit Attributen wie "Waldmörder" und anderen unschönen Begriffen.
Werden Förster wegen Baumfällungen bedroht?
SWR1: Woher kommt es, dass die Menschen das Gefühl haben, sie müssten jemanden persönlich angreifen, der im Grunde ja für eine Behörde arbeitet, seinen Job macht und Bäume nur fällt, wenn er es gesagt bekommt?
Franz: Wir haben es mit Fachleuten zu tun, die auch durch die Langfristigkeit des Ökosystems Wald ja nicht irgendwelche Hauruck-Aktionen machen, sondern planvoll vorgehen. [...] Trotzdem gibt es Leute, die das so nicht akzeptieren wollen.
In vielen Fällen, vermute ich, ist es der Zeitgeist. Eine zunehmende Respektlosigkeit. Fachliche Autorität wird nicht mehr akzeptiert, sondern viele leben nach dem Motto: Ich habe meine Meinung, was interessieren mich Fakten? Sie vermeiden dann eigentlich den kritisch-konstruktiven Austausch mit den zuständigen Fachleuten und mit den Waldbesitzenden, der durchaus zum Perspektivwechsel führen könnte und zu einer gegenseitigen Bereicherung. [...]
Förster Paul wird beleidigt, wenn er Bäume fällt
Paul aus Backnang arbeitet als Förster und wird für seine Arbeit von Menschen, die im Wald spazieren gehen, immer wieder angegangen und beschimpft. Das Problem in den Augen der Mitmenschen: Paul fällt Bäume.
Die Försterinnen arbeiten in guter Absicht für das Gemeinwohl, für die Natur und arbeiten langfristig. Trotzdem wird uns jetzt wie anderen Branchen auch [...] ans Schienbein getreten. Das ist noch etwas gewöhnungsbedürftig.
Franz: Profitgier-Vorwürfe gegen Förster sind unbegründet
SWR1: Da wird einem bei einer Kommune angestellten Förster Profitgier vorgeworfen. Der Mann hat gar nichts davon, wenn er Bäume ohne Ende fällen würde, oder?
Franz: Völlig richtig. Da hätte er mehr Arbeit, aber nicht mehr Verdienst. Das ist öffentlicher Dienst mit engen Spielregeln und mit einer festen Besoldung oder Bezahlung. Es gibt keine Leistungsprämien oder Mengenprämien. Also diese Vorwürfe, Profitgier mit Waldwirtschaft zu verbinden in Deutschland, sind generell völlig abwegig. [...]
Mit Information und Austausch gegen Kritiker
SWR1: Was können Sie in diesem Fall unternehmen?
Franz: Das ist jetzt anonym passiert. Da kann man relativ wenig machen. Wir können versuchen, zu informieren, proaktive Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Ansonsten intern die eigenen Kollegen versichern, dass sie, solange sie im Rahmen unserer Gesetze [...] arbeiten, dann auch den Rückhalt der Organisation haben und zeigen, man ist nicht allein.
Und immer wieder versuchen, auch offensiv über die Medien in diese informierende Rolle zu kommen und die Kritiker aufzufordern, in einen echten kritisch-konstruktiven Austausch zu gehen. Nicht anonym, nicht im Internet. [...]
Das vollständige Gespräch könnt ihr oben im Audio hören.