Gemeinschaft im Nordschwarzwald

Ökodorf: gemeinsam leben und die Landwirtschaft der Zukunft erforschen

Stand
REDAKTEUR/IN
Christiane von Wolff

Eine Lebensgemeinschaft in Schernbach im Nordschwarzwald hat sich vorgenommen, zu zeigen: es gibt eine Landwirtschaft, die Böden nicht ausbeutet und dem Klima nicht schadet.

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Wir wollten nachhaltig leben, enkeltauglich, und wir wollten einfach sehr verbunden leben miteinander. 

Hof Sonnenwald in Schernbach: praktische Forschungsarbeit

Die Lebensgemeinschaft in Schernbach-Seewald im Schwarzwald wurde 2019 gegründet und leistet auf ihrem Hof Sonnenwald wertvolle und praktische Forschungsarbeit: Mehrere Projekte werden von zwei Hochschulen, einem Max-Planck-Institut und der Universität Hohenheim begleitet. Die Erkenntnisse werden überprüft und festgehalten. 

Landwirtschaft produziert nicht nur Lebensmittel, sondern sie erhält auch eine lebenswerte Umwelt.

Das Ökodorf-Konzept: Selbstversorger durch eigene Landwirtschaft

Seit 2019 baut die Gemeinschaft Lebensmittel an – jetzt wird soviel geerntet, dass sie sich im Großen und Ganzen von den eigenen Feldern ernähren kann. Überschüsse gehen an Restaurants und Bioläden. Auf die Fläche und Quadratmeter gerechnet ist der Ertrag der regenerativ bewirtschafteten Äcker höher als der Ertrag auf Monokulturanlagen.

Wir haben mehr Ertrag, aber es ist auch viel schwieriger, den zu ernten. Können wir höhere Löhne zahlen, damit wir Leute finden, die das machen? Oder nutzen wir neue, intelligente Technologien, um zu kompensieren, dass es immer weniger Leute gibt, die physisch arbeiten wollen? Das ist schade, denn eigentlich macht es total viel Spaß, draußen zu arbeiten.

Wendige Roboter könnten in Zukunft beim komplexeren Bearbeiten und Ernten der Agroforstfelder unterstützen. Dann könnte diese Form der Landwirtschaft auch für kleinere Familienbetriebe attraktiv werden.  

Fotos von der Ernte im Ökodorf Sonnenwald in Schernbach (Foto: Birgit Betzelt Fotografie)
Die Gemeinschaft Sonnenwald versorgt sich selbst, baut seit 2019 Obst und Gemüse an. Bild in Detailansicht öffnen
Fotos von der Ernte im Ökodorf Sonnenwald in Schernbach (Foto: Birgit Betzelt Fotografie)
Martin ist 70 und lebt in der Gemeinschaft: Martin: "Es ist ein Traum, auch wenn ein Traum nicht ohne Kanten oder Enttäuschungen ist. Aber hier zu wohnen und mit den Menschen zusammen zu sein, hat für mich wirklich was von gutem Leben." Bild in Detailansicht öffnen
Fotos von der Ernte im Ökodorf Sonnenwald in Schernbach (Foto: Birgit Betzelt Fotografie)
Mehrere Projekte auf dem Hof werden von Hochschulen, dem Max-Planck-Institut und der Uni Hohenheim begleitet. Bild in Detailansicht öffnen
Fotos von der Ernte im Ökodorf Sonnenwald in Schernbach (Foto: Birgit Betzelt Fotografie)
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Fotos von der Ernte im Ökodorf Sonnenwald in Schernbach (Foto: Birgit Betzelt Fotografie)
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neuer Teich auf dem Ökohof Sonnenwald in Schernbach (Foto: SWR)
Immer wieder entsteht Neues: hier ein sog. Lichtteich, bei dem das Sonnenlicht bis auf den Boden des Teichs gelangt. Bild in Detailansicht öffnen
Mitglieder des Hof Sonnenwald in Schernbach. So wie auf dem Hof Sonnenwald könnte die Landwirthschaft der Zukunft aussehen. (Foto: Gemeinschaft Sonnenwald Schernbach e.G.)
Ein Teil der Gemeinschaft Sonnenwald in Schernbach im Nordschwarzwald. Bild in Detailansicht öffnen

Das Ökodorf-Konzept: wohnen in WGs

Zur Gemeinschaft und dem Ökodorf Sonnenwald gehören etwa 80 Erwachsene und 20 Kinder. Sie wohnen in Wohngemeinschaften, verteilt auf mehrere Häuser. Im Ökodorf gibt es u.a. einen Naturkindergarten, ein Café, ein Seminarhaus, eine Werkstatt, eine Maschinenhalle, einen Melkstand und eine Käserei. Und: eine lange Warteliste von Menschen, die auch gerne auf den Hof ziehen möchten. Doch alle Plätze sind im Moment belegt.

Das Ökodorf-Konzept: gemeinsame Arbeit und Gemeinschaftskasse

Die Mitglieder bewirtschaften gemeinsam Ackerflächen, Grünland und Wald. Manche arbeiten Vollzeit auf dem Hof, andere nur in ihrer Freizeit, weil sie zum Beispiel einer anderen Arbeit in Freudenstadt nachgehen. Jeder zahlt in eine Gemeinschaftskasse ein – im Moment durchschnittlich 900 Euro pro Kopf pro Monat für Wohnen, zugekaufte Lebensmittel und die Hofbewirtschaftung.

Jeder zahlt in eine Gemeinschaftskasse. Die Formel heißt: Gib' so viel, wie Du von Herzen geben kannst und wie viel Du geben willst!

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