Eine Pflegekraft wird im Rahmen der Mitarbeiter-Impfung im Krankenhaus Bethel Berlin gegen das Corona-Virus geimpft. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Kay Nietfeld)

SWR1 Hörer*innen diskutieren

Deshalb sind SWR1 Hörer gegen eine Impfpflicht

Stand
AUTOR/IN
Dorothee Zeißig
Uwe Gradwohl

Der bayrische Ministerpräsident Markus Söder hat eine Debatte über eine Impfpflicht für Pflegekräfte angestoßen. Was spricht dafür, was dagegen? Die SWR1 Hörer*innen diskutieren das Für und Wider.

Ansteckend trotz Corona-Impfung?

Aktuell ist noch unklar, ob ein Geimpfter weiterhin andere Menschen mit dem Coronavirus anstecken kann oder nicht. Das müsste vor einer Impfpflicht aber geklärt sein, findet SWR1 Hörer Ralf Gück.

»Zahlen hierzu fehlen noch völlig. Daher kann eine Gefährdung von Anderen als Argument für eine Impfpflicht aktuell überhaupt nicht in Frage kommen.«

Corona-Impfstoffmangel in Deutschland

Ein weiteres Argument gegen eine Impfpflicht ist die Tatsache, dass der Impfstoff knapp ist, sagt SWR1 Hörer Martin Weissenberger aus Lörrach. Er arbeitet selbst auf einer Intensivstation mit Coronapatienten:

»Viele, so wie ich auch, würden sich ja impfen lassen, haben aber keine Möglichkeit dazu.«

Ähnlich sieht es auch SWR1 Hörerin Elke Berndt aus Leinfelden-Echterdingen:

»Eine Impfpflicht für Pflegekräfte halte ich für schwierig, zu einem Zeitpunkt, an dem ein Mangel an Impfstoff herrscht. Ich finde es wichtiger, gute Aufklärungsarbeit zu machen.«

Impfpflicht könnte Mangel an Pflegepersonal verschlimmern

Aufklärung statt Zwang hält auch SWR1 Hörerin Heidi Michel für den besseren Weg:

»Man kann doch mit dem Pflegepersonal zuerst mal in Ruhe sprechen, um es zu überzeugen. Auf ruhige Art und nicht immer mit dem Vorschlaghammer über die Presse oder andere Medien von außen draufhauen.«

Zwei Fläschchen mit Corona-Impfstoff stehen auf einem Tisch nebeneinander, daneben liegt eine Spritze. (Foto: Colourbox, 48803990)

Eine Impfpflicht würde aus Sicht von SWR1 Hörerin Heike Vitzthum zeigen, wie Politiker die Pflegekräfte missachten. Sie ist selbst seit 39 Jahren Krankenschwester und arbeitet unter anderem auch mit Covid-19-Patienten.

»Außer Mundschutz gibt es keinen Schutz für uns. Positive Kollegen arbeiten weiter. Selbst die, die sich impfen lassen wollen, bekommen keinen Impftermin. Wir haben den Eindruck, dass wir Kanonenfutter sind, aber keine Menschen, die es sich lohnt zu schützen.«

Eine Impfpflicht könnte den Mangel an Pflegekräften noch verschlimmern, befürchtet SWR1 Hörerin Yvonne Pfänder aus Schwäbisch Hall:

»Ich bin selber Krankenschwester auf einer Intensivstation und werde mich nicht impfen lassen und ich kenne noch ein paar, die das auch nicht machen werden. Eine Impfplicht wäre der sogenannte 'Tropfen auf den heißen Stein', die berufliche Laufbahn doch noch zu ändern.«

Spätfolgen durch Corona-Impfung?

SWR1 Hörer Stefan aus Schiltach sagt, vor allem junge Kolleg*innen hätten Angst vor etwaigen Spätfolgen, die durch eine Imfpung gegen das Coronavirus ausgelöst werden könnten.

»Ich bin Altenpfleger, arbeite im Pflegeheim und habe mich nach langem Hin und Her impfen lassen. 70 Prozent der Pflegekräfte haben sich bei uns impfen lassen. Sollte die Impfpflicht kommen, habe ich die Sorge, dass viele Kollegen ihren Job an den Nagel hängen. Was machen wir dann?«

Auch andere Berufe haben Corona-Risiko

SWR1 Hörerin Judith Hertell stößt sich außerdem daran, dass es in der Diskussion um eine Impfpflicht nur um Pflegekräfte geht. Auch Ärzt*innen, das Reinigungspersonal oder Röntgenassistent*innen könnten das Virus im Krankenhaus oder in den Pflegeheimen weitertragen. Aber:

»Die Pflege hat leider die schlechteste Lobby, deswegen ist sie der Sündenbock und soll herhalten. Würde Söder eine Impfpflicht für Ärzte vorschlagen, wäre der Gegenwind sicherlich stärker.«

Stand
AUTOR/IN
Dorothee Zeißig
Uwe Gradwohl