Sollte der Karlsruher SC so etwas wie eine innere Stimme besitzen, sie dürfte wohl so ähnlich klingen wie die von Paul Nebel. "Ich hatte schon die ganze Woche über ein gutes Gefühl", freute sich der Offensivspieler des KSC am späten Samstagabend im Interview mit SWR Sport.
Nebel und Co. hatten gerade den FC St. Pauli im Topspiel der 2. Fußball-Bundesliga mit 2:1 (1:1) bezwungen, ein Dämpfer für den Spitzenreiter aus dem hohen Norden und ein dickes Ausrufezeichen der Badener. "Wir hatten uns vorgenommen, dem Tabellenführer zu zeigen, dass wir zuhause sehr schwer zu schlagen sind", sagte Nebel: "Das sind genau die Abende, für die man Fußball spielt."
Franke bringt KSC in Führung, Irvine gleicht für St. Pauli aus
Ein Abend, an dem der Spielverlauf einige Höhepunkte bereithalten sollte. Innenverteidiger Marcel Franke hatte Karlsruhe mit seinem zweiten Saisontor bereits in der zweiten Spielminute in Führung gebracht, doch die Gäste glichen noch vor der Pause durch Jackson Irvine aus (37.).
Doch nach dem Seitenwechsel standen die Zeichen nach und nach auf KSC-Heimsieg: erst durch den Treffer von Nebel (69.) und kurz darauf auch durch den Platzverweis gegen St. Paulis Hauke Wahl, der in 77. Minute wegen wiederholten Foulspiels Gelb-Rot sah.
Gondorf: "… dann kann man auch weiterklettern"
"Wir haben zum richtigen Moment das Führungstor gemacht", analysierte Jérôme Gondorf. Für den Karlsruher Kapitän, der nach der Saison seine Profikarriere beenden wird, war es das letzte Abendspiel unter Flutlicht: "Ich wollte das alles noch einmal aufsaugen und die Mannschaft hat ihr Übriges dazugetan."
An seiner Entscheidung würde sich auch durch einen solchen Abend im Wildpark nichts ändern, sagte Gondorf. Die Tatsache, dass der KSC aktuell als Tabellensechster nur noch sechs Punkte hinter Aufstiegsaspirant HSV liegt, offenbar auch nicht. "Nach oben schauen darf jeder, der möchte", so der 35-Jährige: "Wenn wir so weitermachen, dann kann man auch weiterklettern."
Keine neuen Ziele beim KSC
Ähnlich äußerte sich auch Karlsruhes Trainer Christian Eichner, der nach dem Sieg gegen St. Pauli sogar kurz nach unten schaute und seinem Club den Klassenerhalt attestierte. "Das ist ein Moment, in dem erst einmal das eine oder andere abfällt", sagte Eichner: "Wir werden versuchen, die Saison bestmöglich abzuschließen – da sind noch sechs Schleifen zu drehen. Und dann werden wir sehen, was wir dafür bekommen."
Siegtorschütze Nebel, noch bis Sommer von Bundesligist FSV Mainz 05 ausgeliehen, wollte sich ebenfalls nicht auf eine Kampfansage Richtung Relegationsplatz einlassen. "Es bringt nichts, wenn wir uns jetzt ein Ziel setzen", sagte der 21-Jährige: "Es ist wichtig, jedes Spiel gewinnen zu wollen. Man hat gesehen, dass wir gegen jeden Gegner mithalten können – und uns vor keinem verstecken müssen." Auf die innere Stimme sollte man bekanntlich ja öfter hören.