Jubel bei den Spielern des Karlsruher SC (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

Fußball | 2. Bundesliga

Das sind die Gründe für den Höhenflug des Karlsruher SC

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Johann Schicklinski

Der Karlsruher SC ist derzeit eines der stärksten Teams der 2. Liga. Was sind die Gründe für den Höhenflug der Badener - und was ist in dieser Saison noch möglich?

Das 7:0 gegen den 1. FC Magdeburg war vor der Länderspielpause nochmal ein Ausrufezeichen, doch wer die 2. Liga etwas intensiver verfolgt weiß, dass der Karlsruher SC zu den stärksten Teams 2024 gehört. Die Zahlen untermauern das: Der KSC ist mit 17 Punkten aus neun Spielen hinter dem FC St. Pauli Zweiter der Rückrundentabelle. Das Team von Trainer Christian Eichner weist 55 Tore auf - hinter Düsseldorf (56) die zweitbeste Offensive. Die wichtigsten Gründe für den Höhenflug der Karlsruher liegen somit auf der Hand.

Die Torgefährlichkeit des Karlsruher SC

Mit dem 7:0 gegen Magdeburg hat der Klub einen fast 18 Jahre alten Vereinsrekord in der 2. Liga eingestellt. So hoch wie gegen die Gäste aus Sachsen-Anhalt hatten die Nordbadener seit der Saison 2005/2006 nicht mehr gewonnen. Es war das nächste KSC-Torfestival. Bereits am 19. (4:3 in Hamburg), am 23. (4:0 beim FCK) und am 24. Spieltag (4:0 gegen Fürth) hatte Karlsruhe seine Offensivpower in Treffer umgemünzt. 25 Tore in neun Rückrundenspielen sind im Schnitt fast drei Treffer pro Partie - ein herausragender Wert. Das zweitbeste Team der Liga, Fortuna Düsseldorf, kommt lediglich auf 19 Tore.

Die KSC-Stürmer sind in Topform

Bei Budu Zivzivadze und Igor Matanovic läuft es gerade richtig rund. Der georgische Nationalspieler Zivzivadze hat in der Rückrunde sechs Tore erzielt und zwei weitere Treffer vorbereitet - und das, obwohl der 30-Jährige nicht immer beginnen darf. Zivzivadze funktioniert aber in jeder Rolle, auch wenn er von der Bank kommt. Noch formstärker ist Matanovic. Der von Eintracht Frankfurt ausgeliehen Stürmer traf in der Rückrunde sieben Mal (insgesamt elf Tore) und gab zwei Assists (insgesamt vier Vorlagen). Dem 20-Jährigen ist das Selbstvertrauen anzumerken, der Kroate setzt sich in vielen Zweikämpfen durch, macht Bälle fest und hat so über den Abschluss hinaus großen Wert für das Spiel des KSC. Bei der Eintracht freut man sich bereits auf seine Rückkehr im Sommer.

Marvin Wanitzek, der Taktgeber

Dachte man vor der Saison, dass Neuzugang Lars Stind der Taktgeber der Offensive des Karlsruher SC werden würde, so hat diese Rolle - einmal mehr - Marvin Wanitzek übernommen. Auch, weil Stindl wegen kleinerer und größerer Verletzungen bisher noch nicht die erhofften Impulse beisteuern konnte. Wanitzek hat 24 Spiele absolviert, acht Tore und vier Vorlagen sind dabei eine bärenstarke Bilanz für einen offensiven Mittelfeldspieler. Das liegt auch am "feinen Füßchen" von Wanitzek. Er schießt die Elfmeter und die meisten Standards, viele davon sind brandgefährlich.

Die defensive Stabilität

Nicht nur die Offensive trägt zum Höhenflug bei, auch die Abwehrarbeit ist mittlerweile fast Ligaspitze. Nach 30 Gegentoren in der Hinrunde legte Trainer Eichner in der Vorbereitung auf die Rückserie großen Wert darauf, defensive Abläufe und Automatismen zu verbessern - und zwar der gesamten Mannschaft. Das hat funktioniert, nur elf Gegentreffer in den neun Rückrundenspielen sind der drittbeste Wert der Liga.

Trotzem tragen im Speziellen auch einzelne Akteure zur starken Abwehrleistung bei: Torhüter Patrick Drewes spielt bislang eine sehr gute Saison, Innenverteidiger Marcel Franke überzeugt mit Routine und Abgeklärtheit, ebenso Rechtsverteidiger Sebastian Jung. Christoph Kobald oder Marcel Beifus funktionieren, wenn sie die Chance erhalten, beide Spieler kann Eichner jederzeit ohne Kopfzerbrechen einsetzen. Mit David Herold wird ein Talent fast von Woche zu Woche besser. Einziger Wermutstropfen ist der Kreuzbandriss von Innenverteidiger Robin Bormuth.

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Die Ruhe in der sportlichen Führung

Neben der sportlichen Leistung auf dem Feld trägt auch das direkte Umfeld zum Höhenflug des KSC bei. Denn abseits der Querelen in den Führungsgremien inklusive der Abwahl von Vizepräsident Martin Müller herrscht im sportlichen Betrieb Kontinuität. Als der Klub nach nur zwölf Punkten aus den ersten zwölf Spielen auf dem Relegationsrang 16 stand, wurde Ruhe bewahrt, ebenso als es in der Hinrunde die Durststrecke von nur einem Sieg aus neun Ligaspielen gab. Coach Eichner stand nie zur Disposition, stets war man innerhalb des KSC der Meinung, dass der sportliche Turnaround in der bestehenden Konstellation kommen werde - und er kam.

Es gibt also gewichtige Gründe für den Lauf des KSC. Doch was ist in dieser Saison noch möglich? Aktuell haben die Badener sechs Punkte Rückstand auf den HSV auf dem Relegationsrang drei. Angesichts von noch acht ausstehenden Spielen und dem vorherrschenden "Flow" eine harte, aber keine unmögliche Aufgabe.

Restprogramm und Prognose

Allerdings hat es auch das Restprogramm in sich: Der KSC muss unter anderem noch gegen St. Pauli, Hannover, Schalke, Hertha BSC, Nürnberg und den SC Paderborn ran. Es wird also schwer mit ganz oben. Sollte das Team den aktuellen siebten Tabellenplatz aber halten oder sich sogar noch um einen oder zwei Ränge verbessern, so kann man auf jeden Fall von einer starken Saison des Karlsruher SC sprechen.

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Johann Schicklinski

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