Sarai Linder (Foto: IMAGO, Imago)

Fußball | Frauen-Bundesliga

Wenn Träume wahr werden: Sarai Linder und die TSG Hoffenheim

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Markos Kastanis

Nach Geschichten wie der von Sarai Linder sucht man im Profi-Fußball oft vergebens: Die 24-jährige Außenverteidigerin ist bei der TSG Hoffenheim nicht nur absolut gesetzt. Sie ist auch ein echtes Eigengewächs.

Doch der Reihe nach: 1999 kam Sarai in Sinsheim zur Welt, wuchs gemeinsam mit ihrer Familie - Mama, Papa und den drei Geschwistern - im nahegelegenen Hilsbach auf. Ganz in der Nähe zum örtlichen Sportplatz. Fußball war in der Familie schon damals ein Thema, ihre beiden Brüder spielten im Verein. Ihnen ist es quasi zu verdanken, dass Sarai im Alter von sechs Jahren auf einem Abschlusskick ihrer Geschwister zum ersten Mal gegen den Ball tritt und Eindruck hinterlässt: "Der Trainer meines Bruders meinte, ich solle doch mal ins Training kommen. Das war quasi der Anfang."

Früh übt sich

Dass sie in einer reinen Jungen-Mannschaft spielte, störte Sarai damals nicht. Mit Papa Lars als späteren Trainer kommen Sarais Qualitäten bereits beim SV Hilsbach zum Vorschein: "Sie hat schon immer hinten links oder rechts in der Abwehr gespielt und hat die Jungs geärgert, dass sie keine Tore schießen konnten."

Die TSG Hoffenheim: Eine Herzensangelegenheit

Sarais Talent blieb nicht lang unentdeckt. Bei einem Turnier in Sankt Leon wird die TSG Hoffenheim auf die damals 11-Jährige aufmerksam. Diese lädt sie zum Sichtungstag ein. Dort bestätigt Sarai den ersten Eindruck und wechselt 2010 in die Hoffenheimer Nachwuchsabteilung. Für die Außenverteidigerin ein besonderer Schritt: "Ich habe immer die Spiele der TSG Hoffenheim in der Bundesliga verfolgt, war auch mal Einlauf- und Ballkind."

Dass es auch Mädchenfußball gibt, war Sarai bis dahin nie bewusst. "Die Männer waren sehr präsent", erzählt sie. "Ehrlich gesagt, wusste ich nicht mal, dass es eine Nationalmannschaft gibt - bis ich das erste Mal selber nominiert wurde im U-Bereich." Sowohl bei der TSG als auch bei der Nationalmannschaft durchläuft Sarai sämtliche Juniorinnen-Teams, entwickelt sich stetig weiter. All das zuhause, unweit ihres Elternhauses.

Sarai Linder (Foto: IMAGO, Claus Bergmann)
Sarai Linder 2014 bei einem Länderspiel der U-16 in Lübeck gegen Dänemark

"Ich bin dankbar, dass ich nie von der Familie weg musste. Es ist schön, wenn man in seinem Umfeld bleiben kann, wenn man nicht schon mit elf oder zwölf in ein Internat muss."

College in Florida statt Hoffenheim

Ihr Nest verlässt Sarai im Alter von 21 Jahren das erste Mal. In den USA kickt sie im Rahmen ihrer Ausbildung für ein College in Florida, ohne zu wissen ob und wann sie wieder zurück nach Hause kommen möchte: "Es war schon ein sehr harter Weg, dem Verein zu sagen, dass ich mal was anderes machen will. Ich fragte mich: wenn nicht jetzt, wann dann?"

Sarai Linder (Foto: Instagram/sarailinder)
Sarai Linder während ihrer Zeit auf einem College in Florida

Aus den Augen, aber nicht aus dem Sinn

Als Sarai im gleichen Jahr über Weihnachten nach Hause fliegt, besucht sie ihre ehemaligen Mannschaftskolleginnen auf dem Sportplatz. In Gesprächen mit den Verantwortlichen des Vereins erwähnt Sarai, dass sie sich schon vorstellen könne, wieder zurückzukommen: "Und dann haben sich die Ohren gespitzt;" erinnert sie sich lachend zurück.

Die offenen Türen bei ihrem Herzensverein - der letzte Impuls, den Sarai braucht, um wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Die richtige Entscheidung, wie sich mittlerweile herausgestellt hat. Bis heute hat die 24-jährige Außenverteidigerin über 100 Spiele für den Bundesligisten gemacht und ihren Traum verwirklicht. "Ich sehe Fußball als mein Hobby. Ich habe gesagt, wenn ich irgendwann Fußball als Arbeit sehe, höre ich auf."

Sarais Art auf und neben dem Feld wird in Sinsheim geschätzt

Ihre Art und ihre Spielweise lassen Stephan Lerch, den Trainer der TSG Hoffenheim, und ihre Mitspielerinnen in den höchsten Tönen von der 24-Jährigen sprechen. "Sie lässt ihr Herz auf dem Platz", so der Trainer. "Wir haben sie früher immer die Feuerwehrfrau genannt, weil sie hinten immer wieder alles abläuft", sagt TSG-Kollegin Fabienne Dongus. Und laut der defensiven Mittelfeldspielerin Jana Feldkamp ist Sarai ein Familienmensch, "sehr fleißig und hilfsbereit".

"Sie lässt ihr Herz auf dem Platz."

Die Nationalspielerin Sarai Linder

Ihre Einstellung macht Sarai Linder zur Nationalspielerin. Ihr Highlight: Das Länderspiel gegen Wales am 27. Oktober in Sinsheim, vor der eigenen Haustür und vor den Augen der ganzen Familie - inklusive Torvorlage und 5:1-Heimsieg: "Ich musste aufpassen, dass mir keine Träne runterläuft. Das war schon sehr emotional für mich. Gänsehaut pur."

Den Traum vom Profi verwirklicht, beim Herzensverein absolut gesetzt und Nationalspielerin - alles erreicht, könnte man meinen. Oder etwa nicht? "Ich würde mit Hoffenheim gerne mal einen Titel holen. Egal ob Pokal oder Meisterschaft. Einfach etwas, was in die Vereinsgeschichte eingeht, wo man sich immer daran erinnern kann."

Zeit für Erinnerungen mit der TSG hat Sarai noch genug. Mit ihrer Treue und Hingabe für den Klub ist sie selbst bereits ein Teil der Vereinsgeschichte geworden.

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