FCK-Ikone Sepp Stabel im SWR Sport Podcast "Nur der FCK" (Foto: SWR)

Fußball | 2. Bundesliga

FCK-Ikone Sepp Stabel: Ohne Handschuhe im Tor mit selbstgekauftem Trikot

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Sebastian Zobel
Bild von Sebastian Zobel, Redakteur im SWR Studio Kaiserslautern (Foto: SWR)
Stefan Kersthold

Sepp Stabel war die Nummer 1 im FCK-Tor und danach der stille Vertreter von Ronnie Hellström. In den Achtzigern als Trainer an der Seitenlinie und bis heute im Ehrenrat hält er seinen Roten Teufeln die Treue.

"Ich weiß, dass man Spiele verlieren kann. Es geht mir aber darum, wie man Spiele verliert. Das war nicht das Gesicht, das wir von unseren Spielern kennen. Es war kein Aufbäumen da, es war zu wenig Selbstvertrauen in der Mannschaft", zeigt sich FCK-Ikone Josef "Sepp" Stabel im SWR Sport Podcast "Nur der FCK" enttäuscht von der Leistung der Mannschaft bei der Heimniederlage gegen Kiel.

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Er könne nicht verstehen, dass das Selbstvertrauen nach einer zwischenzeitlich starken Phase innerhalb von kurzer Zeit wieder weg sei. "Es war, als hätte man bei einigen Spielern den Stecker gezogen, die dann einfach nichts mehr auf die Platte bringen." Die Selbstkritik und Selbstreflexion bei den Spieler sei allerdings da. Das gefalle ihm sehr gut.

Fehlen dem FCK Typen?

Wieder aus dem Tief herauszukommen, geht nach Meinung von Ex-Trainer Stabel nur mit vielen persönlichen Gesprächen. Ihm fehle aktuell jemand, der auf dem Platz vorangehe. "Das, was wir vom FCK kennen, auch mal einen umhauen, das fehlt im Moment. Das ist das, was auch die Leute erwarten." Dementsprechend wurde auch das Publikum auf dem Betzenberg beim Spiel gegen Kiel schnell unruhig und es gab Pfiffe. "Wir haben zu viele Rückpässe gespielt. Die Leute sehen, wir liegen 0:2 zurück und dann kommt noch ein Rückpass und noch ein Rückpass", so Stabel.

FCK-Torwart ist "ein armer Kerl"

Wieder hat der FCK verloren, wieder musste Torhüter Julian Krahl mehrfach hinter sich greifen. "Im Moment fühle ich mit dem Julian Krahl, das ist für mich ein ganz armer Kerl", sagt Stabel. "Wir haben jetzt 14 Spiele und 28 Gegentore und noch nicht einmal zu Null gespielt. Da kriegst du kein Selbstvertrauen." Als junger Torwart brauche Krahl auch die Sicherheit seiner Vorderleute, das sei im Moment nicht gegeben.

Auch wenn Krahl zuletzt in der einen oder anderen Situation etwas unsicher gewirkt hat, Torwart-Ikone Stabel würde ihm weiter das Vertrauen schenken: "Gehen wir mal davon aus, wir wechseln jetzt die Torleute. Wenn dann dem Andreas Luthe was passiert, haben wir zwei verunsicherte Torhüter. Das ist eine ganz schwere Entscheidung und letztendlich ist der Torwart immer das schwächste Glied."

Sepp Stabel - Ein Pirmasenser wird zur FCK-Ikone

Sepp Stabel wurde 1948 in Pirmasens geboren, kam 1967 auf den Betzenberg und lernte ganz andere Trainingsbedingungen kennen, als sie die Spieler heute haben. An spezielle Torwarthandschuhe war damals nicht zu denken. Gespielt wurde lange Zeit mit blanken Händen, oder Stabel musste sich selbst aushelfen: "Ich bin dann ins Kaufhaus und habe mir Wollhandschuhe gekauft. Im Winter, wenn es nass war, waren die überzogen mit Eis. Dann noch die schweren, geschnürten Lederbälle dazu." Als die Roten Teufel an einem Dienstagabend gegen die Glasgow Rangers spielten, besorgte sich Stabel auf eigene Faust einen hellblauen Pullover, weil es keine eigene Torwartausrüstung gab.

Stabel und Hellström - FCK-Konkurrenten, die zu Freunden wurden

Obwohl der Schwede Ronnie Hellström Stabel 1974 aus dem FCK-Tor verdrängte, entstand zwischen den beiden eine enge Freundschaft, von der Stabel bis heute schwärmt. "Wir waren immer zusammen, haben uns ausgetauscht, uns gegenseitig geholfen. Die Freundschaft hat bis zu Ronnies Tod gehalten."

Das Torhüter-Duo war sich euch einig, wenn es darum ging, die eigenen Kräfte sinnvoll einzuteilen. So kamen sie bei einem der vielen verhassten Waldläufe unter Trainer Erich Ribbeck auf eine besondere Idee. Die Feldspieler hatten die Torhüter wie sonst auch schnell abgehängt. Als Stabel und Hellström dann zwei Waldarbeiter entdeckten, überredeten sie sie kurzerhand, sie mit dem Traktor zurück auf den Betzenberg zu fahren.

FCK Keeper Sepp Sabel pariert in der Saison 196869 einen Elfmeter des Dortmunders Wolfgang Paul (Foto: IMAGO, Imago/ Ferdi Hartung)
FCK-Keeper Sepp Sabel pariert in der Saison 1968/69 einen Elfmeter des Dortmunders Wolfgang Paul.

Zurück am Stadion versteckten sich die beiden auf der Toilette, bis die anderen Spieler von ihrem Lauf zurück waren. "Dann haben wir uns Wasser ins Gesicht und auf die Kleider gemacht, damit wir richtig verschwitzt aussahen und sind dann in die Kabine, aber erst, nachdem die anderen fast schon beim Duschen waren. Wir haben gehechelt, als wären wir am Ende."

Tanzabend in Kolumbien endet mit Pistole am Kopf

Einmal blickten die Freunde Stabel und Hellström sogar gemeinsam den Tod ins Auge. Als der FCK auf einer großen USA- und Südamerikatour unterwegs ist, macht das Team Station in Kolumbien. An einem Abend hat die Mannschaft frei und Ausgang. Stabel und Hellström verschlägt es in ein Tanzlokal. Da Stabel begeisterter Tänzer war, forderte er eine der Damen dort zum Tanz auf. "Bis dann einer auf mich zukam und mir einen Revolver an die Schläfe gehalten hat. Der hat mir dann auf Englisch gesagt: Du tanzt nicht mit meiner Frau, hau ab!" Stabel und Hellström machten sich danach schleunigst aus dem Staub: "So schnell waren wir noch nie."

Sepp Stabel, der doppelte FCK-Trainer

Bis zu seinem Karriereende 1980 machte Sepp Stabel über 100 Spiele für seinen FCK und stand 74 mal in der Bundesliga zwischen den Pfosten. Nachdem er die Handschuhe an den Nagel gehängt hatte, wurde er Trainer. Im Sommer 1987 verpflichtete Jürgen "Atze" Friedrich Stabel als Trainer für die Amateure. Bis im November das Telefon klingelte und Friedrich, nach der Entlassung von Hannes Bongartz, seinen Angestellten beförderte. Stabel übernahm fortan auch die Profis.

Sepp Stabel in der Bundesligasaison 198081 als Assistent von Trainer Karl-Heinz Feldkamp (Foto: IMAGO, Imago/KIcker/Liedel)
Sepp Stabel (re.) in der Bundesligasaison 1980/81 als Assistent von Trainer Karl-Heinz Feldkamp.

Was zunächst nur als Übergangslösung gedacht war, sollte am Ende mehr als anderthalb Jahre dauern. Kurios: Da es noch keinen Ersatz für die Amateure gab, trainierte Sepp Stabel beide Teams: "Ich habe dann mittags die Profis trainiert und abends die Amateurmannschaft und das bis kurz vor Weihnachten und ohne Assistent, ganz alleine." In der heutigen Zeit wäre das wohl undenkbar.

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