Turnerin Elisabeth Seitz vom MTV Stuttgart setzt sich für längere Outfits der Sportlerinnen ein.  (Foto: IMAGO, IMAGO / ZUMA Wire)

Exklusive Umfrage des SWR

Knappe Kleidung und nackte Haut: Warum sich Sportlerinnen andere Outfits wünschen

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Wenn die deutsche Rekordmeisterin Elisabeth Seitz turnt, geht es eigentlich um sportliche Höchstleistungen. Eigentlich - denn bei jedem Wettkampf schwingt die Angst mit, dass ihre knappe Kleidung verrutscht und sexistische Fotos entstehen.

Der Salto auf dem Schwebebalken, kopfüber durch die Luft oder der Spagatsprung. Elisabeth Seitz (MTV Stuttgart) würde sich gerne einfach auf den Sport konzentrieren. Gar nicht so einfach, wenn während des Wettkampfes Fotografen ihre Kameras auf ihren Schritt richten. Entsprechende Bilder hat sie von sich schon veröffentlicht gesehen. "Schönes Turnen hat nichts damit zu tun, dass man das auch geil findet", ärgert sie sich.

"Wenn nur minimal was verrutscht, ..."

Früher habe Seitz noch gedacht, es sei ja ganz normal, als Turnerin in ihrem hautengen, knappen Outfit zu turnen. Mittlerweile fühlt sie sich darin aber nicht immer wohl und hinterfragt die engen Turnanzüge. Nur wenige Zentimeter Stoff bedecken den Bereich zwischen den Beinen. "Wenn nur minimal was verrutscht, dann sieht jeder mehr, als er sehen sollte."

Mehr Stoff im Schritt

Gerade für jüngere Sportlerinnen sei es schwierig, ihr mögliches Unbehagen zu äußern. Die erfahrene Elisabeth Seitz (27 Jahre) aber bringt ihre Ängste und Sorgen zum Ausdruck. Sie hat das Gefühl, erhört zu werden und hofft, dass in kleinen Schritten vielleicht sogar auch andere Outfits "normal" werden. Vor allem "nach unten hin" wünscht sie sich "mehr Stoff" - für das eigene Wohlbefinden beim Turnen, aber eben auch, um Fotografen oder Zuschauern die Chance zu nehmen, mehr zu sehen als sie sehen sollten.

Knappes Trikot und der Kommentar "tiefer Einblick"

Sonja Zimmermann spielt beim Mannheimer HC und in der Hockey-Nationalmannschaft. Die 21-Jährige trug bei einem Länderspiel gegen die Niederlande 2019 ein tief ausgeschnittenes Trikot. Damit bekamen die Fotografen mehr zu sehen, als sie sehen sollten. Ein entsprechendes Foto ihres Ausschnitts landete in den sozialen Netzwerken. Die Kommentare bezogen sich dann nicht nur auf das Sportliche, sondern eben auch auf den Ausschnitt. "Tiefe Einblicke" war dort zu lesen. Solche Sachen bekommt sie mit und spürt es auch. "Man braucht ein dickes Fell", sagt Zimmermann. Ein Schneider habe dann die Träger des Trikots gekürzt. Als Neuling im Nationalkader wusste sie von dieser Möglichkeit vorher nicht.

Dass die Hockeyspielerinnen in Röcken spielen, stört Zimmermann hingegen überhaupt nicht, ganz im Gegenteil: "Natürlich kann man jetzt darüber streiten, warum zieht man denen nicht auch Hosen an, aber ich fühle mich in den Röcken super." Zudem ist unter dem Rock eine Art Radlerhose eingenäht.

Elisabeth Seitz kontrolliert Fotos im Netz

Gerade nach größeren Wettkämpfen sucht Elisabeth Seitz nach Fotos von ihr im Netz. So hatte sie auch das Foto gefunden, bei dem ihr in den Schritt fotografiert wurde. Dafür zu sorgen, dass diese Fotos immer gelöscht werden, sei kaum möglich. Wenn doch, meldet sie sich und versucht zu erreichen, dass solche Fotos im Netz verschwinden.

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