Der Weg des Rappers Sanil: Vom Kinderheim auf die Bühne

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AUTOR/IN
Simone Müller

Salji aus Ludwigsburg hat in seinem Leben schon einiges durchgemacht: Er lebt im Kinderheim, sein Bruder stirbt jung und Salji muss mit Armut klarkommen. Jetzt startet er als Rapper Sanil durch.

Rapper Sanil (Foto: SWR)

Die letzten Worte meines Bruders waren: ‘Mach’ keine Scheiße, mach’ deine Schule, nimm deine Freunde ernst und sorg’ dich um deine Geschwister.’

Die Kindheit von Salji war hart: Mit 5 kam er in ein Kinderheim, weil seine Mutter mit der Erziehung von 10 Kindern überfordert war. Der Vater hatte die Familie bereits verlassen. In der Zeit im Heim hat er viel Einsamkeit erlebt. „Die schlimmsten Momente für mich waren, dass ich in der Schule ausgegrenzt wurde. Viele haben gesagt: ‚Du bist ein Heimkind, du hast keine Familie.‘” Dazu kam auch noch, dass er wenig Geld zur Verfügung hatte.

Ich konnte mir keine Turnschuhe leisten, in der Turnhalle war ich immer barfüßig. Und die anderen Mitschüler haben mich immer ausgelacht.

Musik als Weg, mit Problemen umzugehen

Um sich Turnschuhe kaufen zu können, ging er neben der Schule jobben. „Ich habe lange gespart, bis ich mir mit 16 oder 17 Turnschuhe kaufen konnte. Für mich war das ein Riesengeschenk.“ Die Erfahrungen verarbeitet Salji in seiner Musik. Als Rapper Sanil ist er aktuell dabei, durchzustarten. „Ich wollte Menschen darauf aufmerksam machen, wie es sich im Heim anfühlt. Viele reden nicht gerne über ihre Probleme und fressen das in sich rein. Ich habe meine Texte und Lieder aufgeschrieben und bin damit offen gewesen.“

Der Tod des Bruders war ein schwerer Schlag

Ein weiterer Schicksalsschlag, der ihn gezeichnet hat, war der Tod des großen Bruders Deniz nach einem Autounfall. Salji war damals erst dreizehn. „Ich war im Krankenhaus auf der Intensivstation. Ich habe meinen Bruder gesehen, wie er da liegt mit 1000 Schläuchen. Da bin ich rausgerannt, statt Tschüss zu sagen.“ Deniz’ Grab besucht er regelmäßig. Salji ist seinem Bruder sehr dankbar: Durch dessen Ratschläge hat sich alles zum Guten gewendet; Salji rutschte nicht ab. Die Gedanken an den Bruder stärken Salji bis heute.

Ich weiß immer, egal welche Entscheidung ich treffe: Er ist hinter mir und sagt mir, dass ich das Richtige mache.

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Simone Müller