Sterilisation bei Frauen – Lisa hat keinen Kinderwunsch

Stand
Autor/in
Vivica Jungels
Rieke Spang
Rieke Spang

„Ich hatte nie einen Kinderwunsch.“

Lisa hat sich schon früh bewusst gegen Kinder entschieden. Jetzt, mit 33 Jahren, ist sie dafür auch einen drastischen Weg gegangen: Sie hat sich die Eileiter komplett entfernen lassen. „Ich habe mit 14 die Pille genommen – mit 18 wollte ich mir keine Hormone mehr antun.“

Eine Spirale konnte Lisa nicht eingesetzt werden. Der Frauenarzt rät ihr damals, abzuwarten, ob der Kinderwunsch noch kommt. „Aber für mich war damals schon klar: Ich will das nicht. Nach dem tausendsten Panik-Schwangerschaftstest wegen verspäteter Regel habe ich dann gedacht: Das kanns doch nicht sein: Wenn ich schwanger würde, wäre die Entscheidung immer eine Abtreibung gewesen. Warum muss erst ein Leben entstehen, damit man mir glaubt: OK, du willst wirklich keine Kinder?!“

Sterilisation bei jungen Frauen

Sich als junge Frau ohne Kinder und ohne medizinischen Grund sterilisieren zu lassen, ist kein einfacher Weg. Erst braucht es eine Überweisung des Frauenarztes, wofür Lisa lange gekämpft hat. Dann findet sie ein Krankenhaus, das den Eingriff durchführt. Auch das ist keine Selbstverständlichkeit. Bei der OP wurden ihre Eileiter entfernt und somit der Transportweg der Eizelle bzw. der Spermien unterbrochen. Ihre Eierstöcke und damit der Hormonhaushalt bleiben unberührt, auch ihre Regelblutung bekommt Lisa noch.

Frauen ohne Kinderwunsch – ein Tabu

Für Lisa war schon früh klar, dass sie keine Kinder möchte. Als freischaffende Illustratorin braucht sie Ruhe und Freiheit. Ein Kind passt da einfach nicht rein, sagt sie. „Wenn man seinen Job gerne mag und sagt: Das erfüllt mich und ich bin glücklich mit dem, was ich mache – da ist ein Kind einfach eine Lebensumstellung, auch eine finanzielle Herausforderung. Und das wäre mir einfach zu anstrengend, mir ist meine persönliche Freiheit zu wichtig.“

„Ich finde Kinder nicht furchtbar – ich finde es nur worst case für mich, eins zu haben.“

Klassisches Lebensmodell: Familie mit Kind

Dass für viele Menschen Kinder einfach dazugehören, versteht und respektiert Lisa. „Ich freue mich auch darauf Tante zu werden – aber Mutter-Gefühle waren bei mir einfach nie da.“ Dennoch stößt Lisa oft auf Unverständnis. „Da kommt dann oft: ‚Hast du dir das auch gut überlegt?‘ – Ich diskutiere ja auch nicht mit Frauen, die einen Kinderwunsch haben, ob sie sich das gut überlegt haben.“

„Ich bin ein Fan von endgültigen Entscheidungen.“

Das sei ein bisschen wie mit ihren Tattoos. „Ich möchte nicht in der ständigen Angst leben: Was ist, wenn ich das dann mal bereue? Wenn ich so denken würde, dann hätte ich mir nie eines stechen lassen.“ Viele Leute, sagt Lisa, könnten einfach nicht akzeptieren, dass es nicht nur ein Lebensmodell gibt, das man wie eine Schablone auf jeden Menschen übertragen kann.

Für sie war die Sterilisation der richtige Weg. „Nach der OP sind mir wirklich Gebirgsbrocken vom Herzen gefallen. Mein Freund möchte auch keine Kinder, er hätte sich auch sterilisieren lassen. Aber ich will Entscheidungen nicht outsourcen.“

Lisa kämpft dafür, dass Selbstbestimmung, wie bei der frühen Sterilisation von Frauen, gesellschaftlich akzeptiert wird. Denn am Ende, sagt sie, hat jeder Mensch das Recht, glücklich zu sein – ob mit oder ohne Kinder.

Mehr Heimat

Wie kann Inklusion im Sport gelingen? Yannick erzählt von der Inklusiven Ballschule für Kinder.

Yannick hat vor 4 Jahren eine Idee: Eine Ballschule im Bahlinger Sport Club für Kinder mit und ohne Behinderung. Der 24-Jährige erzählt, über das wöchentliche Training: