Demosanis: Hanna und Peer arbeiten ehrenamtlich als Sanitäter auf Demos

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SWR

Nur wenige Menschen gehen auf so viele Demos wie Hanna und Peer. Die beiden haben ein spezielles Ehrenamt: Sie sind Sanitäter auf Demonstrationen. Wir haben sie in Stuttgart bei einer Anti-Atomkraft-Demo getroffen.

3 Sanitäter stehen mit ihrer Ausrüstung auf einem Parkplatz (Foto: SWR)
Das Demosanitäter-Team mit der ganzen Ausrüstung
Die Demosanitäter sind bei den Demos mittendrin.
3_Demosanitäter Peer leitete den Einsatz in Stuttgart auf der Demo
Kollegin Hanna schätzt ihr Ehrenamt - ein Einsatz für die Demokratie.

"Für mich geht es auf Demos um die Menschen, mit denen ich arbeite, die vielen Menschen drumherum, um eine nette Atmosphäre. Es werden viele Reden gehalten, da bekommt man nebenbei inhaltlich viel mit."

Medizinische Hilfe auf Demos

Mit sogenannten Demosanitätern sichert der Verein Sanitätsgruppe Süd-West e.V. Demonstrationen und nichtkommerzielle Kulturveranstaltungen medizinisch ab. „Die Veranstalter nehmen oft nicht so viel Geld ein, also können sie sich einen Sanitätsdienst nicht leisten. Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, die Versammlungs- und die Meinungsfreiheit dadurch zu schützen, dass man gefahrlos auf die Demos gehen kann.“ Seine Kollegin Hanna ergänzt: „Ich glaube, dass man sich weniger Sorgen macht, auf eine Veranstaltung zu gehen, wenn man weiß, dass jemand da ist, der direkt helfen kann, wenn was passiert.“

"Ich arbeite ehrenamtlich als Arzt auf Demonstrationen, weil ich es wichtig finde, dass sich Menschen sicher einmischen können. Das gehört zu einer Demokratie dazu."

Nicht bei allen Demos dabei

Trotzdem gibt es Grenzen, sagt Peer: „Diskriminierende, rassistische oder faschistische Motive sind für unseren Verein natürlich Gründe, diese Demonstrationen nicht abzusichern.“ Aber im Notfall sind sie natürlich für alle da: „Das ist der humanistische Anspruch, den Sanitäter haben und erfüllen sollten. Wir versorgen den Demonstranten, den Gegendemonstranten, den Polizisten, den Passanten – wer halt gerade Hilfe benötigt.“

Rettungsdienst und Polizei sind nicht eins

Dass Polizei und Rettungsdienst oft als ein Team gesehen werden, findet Peer schwierig. Ihm ist vor allem eins wichtig: „Es soll niemand befürchten, dass er dadurch, dass er medizinische Hilfe in Anspruch nimmt, benachteiligt wird – wie beispielsweise durch eine Strafverfolgung. Deshalb behandeln wir alle Menschen anonym. Dieses Vertrauensverhältnis ist uns wichtig.“

"Mir ist wichtig, dass jeder Mensch seine Versammlungsfreiheit ausüben kann."

Demos hätten zwar häufig ein höheres Gefahrenpotenzial, die meisten seien aber friedlich. „Man darf sich unseren Job jetzt nicht so spektakulär vorstellen, dass hier die ganze Zeit Massen an Patienten entstehen. Das wäre sehr traurig, wenn es so wäre. Letztendlich machen wir oft normalen Sanitätsdienst und kochen auch nur mit Wasser.“

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