Max Brückner überlebte die Bombardierung von Mainz 1945 nur dank einer Warnung

Stand
Autor/in
Christian Jakob
Julius Bauer
Julius Bauer Vorstellung

Es ist der 27. Februar 1945. Max Brückner ist 14 Jahre alt, als über Mainz die Bomben fallen. Die Warnung seines Onkels rettete ihm damals wahrscheinlich das Leben.

Max Brückner überlebte die Bombardierung von Mainz 1945 nur dank einer Warnung
Max Brückner überlebte die Bombardierung von Mainz 1945 nur dank einer Warnung

„In der Luftwarnung wurde durchgesagt: Ein schwacher Kampfverband im Raum Bacharach im Anflug auf Mainz. Das war das Signal für ihn zu sagen: ‚Heute gehen wir am besten mal in den Keller.‘“

Schon am 1. Februar hätte Mainz zerstört werden sollen, doch die Bomben verfehlten ihr Ziel größtenteils. Diesen Angriff hatte die Familie in ihrem Hauskeller überlebt. Zwei Bomben schlugen in der Nähe ein. Da wussten sie: Der eigene Keller bietet nicht genug Schutz.

„Wir hätten den zweiten Angriff im Keller des Hauses auch gar nicht überlebt.“

Gerade so schaffte es die Familie dann beim zweiten Angriff in den bombensicheren Luftschutzkeller. „Wir waren kaum im Keller hinter der ersten Tür, da fiel eine Bombe direkt auf den Keller drauf. Dann ging das Licht aus, einige Türen waren zerfetzt. Die Bevölkerung, die dort Zuflucht gesucht hatte, ist in den hinteren Teil des Kellers geflüchtet – und das bei Dunkelheit – es war ein echtes Chaos.“

Zerstörte Häuser in Mainz 1945 nach Luftangriff

Nach nur 16 Minuten war der Luftangriff vorbei. „Wir haben natürlich zuerst den Weg zum eigenen Haus gesucht und haben schon nach wenigen Metern gemerkt: An das Haus kommen wir heute nicht mehr ran. Es war ein einziger Trümmerhaufen. Auf dem Trümmerhaufen – und das Bild vergesse ich nie – lag der Dachstuhl, lichterloh brennend.“

Zerstörte Gebäude in Mainz 1945 nach Luftangriff

 „Ich war damals 14 Jahre alt. Da weiß man noch nicht wirklich, was man verloren hat und wie es weitergeht. Ich hatte ja nur meine Schultasche bei dem Angriff mitgenommen. Und andere Dinge, die mir lieb und wertvoll waren, die waren halt verloren.“

Mehr als ihre Besitztümer beschäftigte die Menschen nach dem Angriff ohnehin etwas anderes: „Man konnte nur hoffen, dass die Nachbarschaft noch da war, dass sie überlebt haben. Es wusste ja keiner vom anderen: Wer ist hier raus gekommen und wer nicht.“

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Cat Calls of Mainz

Es dauerte keine fünf Minuten – Nachdem wir die ‚Aufsager‘ für den Anfang des Films aufgezeichnet haben, laufen wir zusammen mit Hannah, Lea, Isabelle und Melina von "Cat Calls of Mainz" zum Mainzer Hauptbahnhof. Das erste was passiert: Die vier werden sexuell belästigt und einer der „Heimat“-Autoren wird zum Chef der Gruppe erklärt, weil er ein Mann ist. Während der Dreharbeiten kam es zu zwei weiteren Belästigungen. Hannah, Lea, Isabelle und Melina sind Studentinnen aus Mainz, die das Projekt „Cat Calls of Mainz“ rund um den Weltfrauentag 2020 gestartet haben. Angelehnt an zahlreiche andere Cat-Calls-Projekte in der ganzen Welt: „Wir haben uns das erst eigentlich nur für eine Woche vorgenommen – Nachrichten zu empfangen und kreiden zu gehen. Dann war die Woche vorbei und wir haben gemerkt: Wow, das findet jetzt schon viel Resonanz. Dann gab es für uns keinen Grund aufzuhören.“ Kreiden gehen bedeutet, sie schreiben mit Kreide sogenannte „Cat Calls“, also in der Regel verbale sexuelle Belästigungen, mit Kreide auf die Straße. Alles Belästigungen, die jemand erlebt und ihnen auf ihrem Instagram-Kanal zugeschickt hat. „So werden Leute mit dieser sexistischen Problematik konfrontiert, die sonst das Privileg haben, damit nicht in Berührung zu kommen.“ Das sei ihnen super wichtig, sagt Lea, eine der Mitinitiatorinnen der Gruppe. Aber es geht ihnen vor allem um die Opfer. „Dass Betroffene die Möglichkeit haben, sich diesen Raum zurückzuerobern, in dem ihnen etwas Schlimmes passiert ist. Man hat so ein starkes Ohnmachtsgefühl, wenn man das im Alltag ständig erleben muss.“ So möchten sie etwas in der Gesellschaft verändern und für das Thema sensibilisieren.