Seit der Trennung von ihrem Ex-Mann vor etwa vier Jahren sieht Anna ihre 9-jährige Tochter nur jedes zweite Wochenende und in den Ferien. Sie hat sich für dieses Modell ganz bewusst entschieden, auch um ihrem Job als evangelische Pfarrerin gerecht zu werden. Doch sie bekommt nicht nur positive Reaktionen. Ihr werde vorgeworfen, dass ihr Beruf über allem stehe.
Kinder wachsen mehrheitlich bei Müttern auf
Dass viele Kinder nach einer Trennung bei der Mutter aufwachsen und Väter ihre Kinder nur am Wochenende sehen, sei gesellschaftlich akzeptiert. Anna werde dies hingegen häufig vorgeworfen.
Anna weiß, dass sie sich nicht kaputt machen will. „Es gab in meiner Lebenssituation viele Dinge, an denen ich kaputt gegangen wäre. Und irgendwann musste man gucken, wie kann ich das so leben, dass ich noch eine gute Mutter für mein Kind und ihr auch ein Vorbild bin. Damit sie, wenn sie groß ist, auch Entscheidungen trifft, die andere vielleicht nicht nachvollziehen können, die aber für sie als Mensch gut sind.“
Offener Umgang als Pfarrerin
In ihrer Gemeinde geht Anna mit dem Thema von Anfang an offen um und stößt dabei meist auf offene Ohren. „Menschen, die mit mir reden, verstehen es vielleicht nicht, nehmen es aber gut an. Das Problem sind eher die Leute, die nicht mit mir sprechen. Ich will aber kein Vorbild in Heiligkeit sein, sondern ein Vorbild in Ehrlichkeit. Das Leben ist eben auch bei einer Pfarrerin nicht immer so wie alle es sich wünschen.“