Schild von Forstverwaltung im Wald, welches vor dem Fuchsbandwurm warnt. (Foto: IMAGO, IMAGO / blickwinkel)

Parasiten

Wie schütze ich mich vor dem Fuchsbandwurm?

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INTERVIEW
Beate Grüner, Infektiologin an der Uniklinik Ulm
MODERATOR/IN
Jochen Steiner
Jochen Steiner, SWR2 Moderator (Foto: SWR, Oliver Reuther)
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Elisabeth Theodoropoulos

Die Erkrankung mit dem Fuchsbandwurm ist selten, aber langwierig. Die Infektiologin Beate Grüner berichtet, wie man sich verhalten sollte, um das Infektionsrisiko zu minimieren.

Jochen Steiner, SWR2 Impuls im Gespräch mit der Infektiologin Beate Grüner von der Uniklinik Ulm.

SWR2 Impuls: Über welche Lebensmittel, beziehungsweise Pflanzen im Wald, kann man sich denn überhaupt mit dem Fuchsbandwurm infizieren?

Beate Grüner: Infizieren kann man sich theoretisch über alles, was bodennah wächst, so dass der Fuchskot dahin gelangen kann. Deswegen wäre es bei Bärlauch also theoretisch möglich. Brombeeren wachsen zum Beispiel zu hoch. Tatsächlich ist es nur für ungewaschene Erdbeeren durch Fallkontrollstudien belegt worden. Für Heidelbeeren, andere Waldbeeren und Pilze konnte tatsächlich kein Zusammenhang gezeigt werden. Vorsichtiger sein sollte man eher beim sogenannten Küchengarten, also im Vorgarten oder Kräutergarten, wo man Dinge anbaut, die man vielleicht auch mal nicht wäscht und direkt verzehrt. Also da ist ein Risiko gegeben.

Ist es eine gute Möglichkeit, um den Fuchsbandwurm und die Eier loszuwerden, die Beeren und Blätter vor dem Verzehr zu waschen?

Beate Grüner: Auf jeden Fall! Also das Wichtigste ist einfach eine Basishygiene, also Händewaschen nach Tätigkeiten im Freien, auf Feld, Wald und Wiese. Alles, was die Fuchsbandwurmeier aus der Natur an den Mund bringt und zum Verschlucken führt, sollte man eben verhindern. Also waschen von allem bodennahen Obst oder Gemüse ist auf jeden Fall sinnvoll. Und eben Händewaschen. Einer der größten weiteren Risikofaktoren, ist tatsächlich der freilaufende, wildernde Hund, der natürlich auch Kontakt zu Kot von Füchsen hat. Da ist es am wichtigsten, auf Hygiene zu achten.

Körbchen mit Bärlauch im Wald. (Foto: IMAGO, IMAGO / Shotshop)
Selbst gesammelter Bärlauch sollte vor dem Verzehr immer gut gewaschen werden.

Wie groß ist denn die Gefahr, wenn ich einige Fuchsbandwurmeier trotz Waschen mitesse, dass ich dann auch wirklich erkranke?

Beate Grüner: Das Risiko, dass man sich erstmal infiziert, ist recht gering. Und was noch wichtiger ist, das Risiko, wenn man infiziert ist, tatsächlich auch zu erkranken, ist auch sehr gering. Maximal einer von hundert Infizierten entwickelt eine Fuchsbandwurm-Erkrankung, die auch behandelt werden muss.

Wie erfolgt dann die Infektion? Wie wird aus dem Wurmei dann unter Umständen ein Krankheitsbild?

Beate Grüner: Also man verschluckt das Ei. Dann ist es im Darm, und penetriert die Darmwand und kommt mit den Blutgefäßen in die Leber und dort bleibt diese Larve, „hängen“. Die Larve kann sich entwickeln, wird aber auch vom Immunsystem erkannt und bekämpft. Und bei den meisten Menschen funktioniert das. Wirklich erkranken tun dann Menschen, die immungeschwächt sind, auch ältere Menschen. Und dann bildet sich das Larvengewebe des Fuchsbandwurms, also körperfremdes parasitäres Gewebe. Dieses entzieht sich dann der Kontrolle des Immunsystems des Körpers.

Fuchsbandwürmer in infizierter Leber (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / Zoonar | Dr. Norbert Lange)
Auch im Südwesten Deutschland kann man mit dem Fuchsbandwurm in Kontakt kommen. Letztlich erkranken jedoch sehr wenige an dem Parasiten.

Ist es dann so, dass vor allem die Leber befallen wird?

Beate Grüner: Quasi immer, weil wie gesagt, das Wurmei kommt vom Darm über den Blutkreislauf in die Leber, und deswegen erkrankt in quasi 99 Prozent zuerst die Leber. Ganz selten tritt die Krankheit auch mal primär auch mal woanders auf.

Wie sieht eine Behandlung beziehungsweise Therapie aus, wenn es diagnostiziert wurde?

Beate Grüner: Der Haken ist oft, dass man es eben frühzeitig findet. Wenn man einen Leber-Herd findet, dann besteht die Behandlung in aller Regel zuerst aus einer medikamentösen Therapie. Das ist dann ein Anti-Wurmmittel, das das Wachstum aufhält. Parallel dazu macht man sich ein komplettes Bild, auch eine Antikörperbestimmung, um die Diagnose zu sichern. Und wenn es also günstig liegt, am Rand der Leber oder nicht zu groß ist, kann es der Chirurg mit einer Operation herausschneiden.

3D Illustration der inneren Organe. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Zoonar | ersin arslan)
Die Leber ist das größte innere Organ des Körpers.

Wie groß ist für uns Otto-Normal-Bürger hier im Sendegebiet des SWR die Gefahr, dass ich mit dem Fuchsbandwurm in Kontakt komme? Gehören wir zur Risikogruppe?

Beate Grüner: Vermutlich für den Kontakt eher ja. Zumindest wenn man einigermaßen naturnahe lebt in dem Gebiet, wo der Fuchsbandwurm etabliert ist. Die Biomasse ist doch relativ groß. Es gibt mehr Füchse, viele befallene Füchse. Und wenn man sich tatsächlich auch mal im Freien aufhält, auch mal ein Picknick macht und vor allem, wie gesagt auch Hundehalter mit freilaufenden Hunden oder wenn man diesen Garten bewirtschaftet, kann man mit dem Fuchsbandwurm in Kontakt kommen. Auch Land- und Forstwirte gehören zur Risikogruppe. Trotzdem erkranken weiterhin sehr wenige.

Jugendliche beobachten einen Fuchs an einem See bei Sonnenuntergang. (Foto: IMAGO, IMAGO / Bildgehege)
Der Fuchs kommt in Deutschland quasi flächendeckend vor.

Viele sind infiziert, aber nur sehr wenige erkranken dann?

Beate Grüner: Genau. Viele haben Kontakt doch davon infiziert sich nur ein Bruchteil. Infiziert, bedeutet das Ei ist dort tatsächlich in der Leber. Man kann auch mal einen positiven Antikörpernachweis haben, aber keine oder nur eine sehr kleine, komplett verkalkte Leberläsion, die schon abgestorben ist. All diese Möglichkeiten gibt es und wirklich nur maximal ein Prozent entwickelt diese behandlungsbedürftige Infektion, meist auch eher bei Risikofaktoren.

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Jochen Steiner, SWR2 Moderator (Foto: SWR, Oliver Reuther)
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