Eine Studie hat Daten zur weltweiten Lebenserwartung aus den letzten 31 Jahren zusammengefasst. Sie beschreibt auch, wie die Corona-Pandemie die Sterblichkeit beeinflusst hat. (Foto: IMAGO, IMAGO)

Erster Jahrestag: Ende der Corona-Maßnahmen in Deutschland

Wie hat Corona die Lebenserwartung weltweit beeinflusst?

Stand
AUTOR/IN
Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)
ONLINEFASSUNG
Martina Janning

Eine Studie hat Daten zur weltweiten Lebenserwartung aus den letzten 31 Jahren zusammengefasst. Sie beschreibt auch, wie die Corona-Pandemie die Sterblichkeit beeinflusst hat.

Audio herunterladen (2,8 MB | MP3)

Wie hat sich die Lebenserwartung in den Jahren von 1990 bis 2021 verändert? Das haben Forschende der University of Washington anhand weltweiter Daten aus den letzten 31 Jahren analysiert. Ihre Studie beschreibt auch, welchen Einfluss die Corona-Pandemie auf die Lebenserwartung hatte.

In der Corona-Pandemie sind weniger Kinder gestorben als befürchtet

Die Forschungsteam hat die Sterblichkeit für fast 300 Todesursachen in mehr als 200 Ländern geschätzt. Als Grundlage dafür dienten ihnen die verfügbaren Daten, die zum Beispiel aus Autopsien, Volkszählungen und Krebsregistern vorliegen.

In den letzten Teil des Untersuchungs-Zeitraumes - von 1990 bis 2021 - fällt die Corona-Pandemie. Auf diese Zeit hat das Forschungsteam nochmal genauer geschaut.

Wie erwartet, zeigt sich eine deutliche Delle in der weltweiten Lebenserwartung während der Corona-Pandemie. Die Sterblichkeitsraten bei Erwachsenen stiegen 2020 und 2021 ordentlich an.

Aber die Kindersterblichkeitsraten auch in der Pandemiezeit weltweit weiter gesunken. Anders als zunächst befürchtet, sind nur wenige Kinder an COVID-19 gestorben. Die Sterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren ist zwischen 2019 bis 2021 um weitere sieben Prozent gesunken.

Während der Corona-Pandemie sind mehr Erwachsene verstorben als in den Jahren davor. Es sind aber weniger Kinder an Corona gestorben als befürchtet. Weltweit ist die Lebenserwartung von Kindern weiter gestiegen. (Foto: IMAGO, imago images/Imaginechina-Tuchong)
Während der Corona-Pandemie sind mehr Erwachsene verstorben als in den Jahren davor. Es sind aber weniger Kinder an Corona gestorben als befürchtet. Weltweit ist die Lebenserwartung von Kindern weiter gestiegen.

Die Todesursachen während der Pandemie

In ihrer Studie zeigen die Forschenden der University of Washington, dass Covid-19 im Jahr 2020 dritthäufigste Todesursache  war. Ein Jahr später - 2021 - stand Covid 19 dann sogar auf Rang 2 der häufigsten Todesursachen.

Bis einschließlich 2019 sah diese Liste anders aus - auf Platz eins war und ist weltweit die koronare Herzkrankheit. Das sind verengte Herzgefäße, die häufig einen Herzinfarkt auslösen. Sie wurde im Zeitraum vor der Pandemie direkt gefolgt vom Schlaganfall, der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (kurz COPD) und Infektionen der unteren Atemwege.

Regionale Unterschiede bei der Lebenserwartung

Insgesamt ist die weltweit gemittelte Lebenserwartung zwischen 2019 und 2021 während der Corona-Pandemie um 1,6 Jahre gesunken.

Aber es gab deutliche regionale Unterschiede: In Südostasien, Ostasien und Ozeanien hat sich die Lebenserwartung kaum oder gar nicht vermindert. In Lateinamerika und der Karibik mit 3,6 Jahren am stärksten.

In Lateinamerika hat Corona die Lebenserwartung weltweit am stärksten beeintächtigt. Sie sank während der Corona-Pandemie um 3,6 Jahre. Symbolbild: Frau mit Kind in BogotaKolumbien. (Foto: IMAGO, imago images/VWPics)
In Lateinamerika hat Corona die Lebenserwartung weltweit am stärksten beeintächtigt. Sie sank während der Corona-Pandemie um 3,6 Jahre.

Anstieg der Lebenserwartung vor allem durch weniger Darminfektionen

Im gesamten Untersuchungszeitraum seit 1990 bis 2021 ist die Lebenserwartung aber trotz der Corona-Delle um 6,2 Jahre gestiegen ist. Dazu haben unter anderem eine Verbesserung der Lebensumstände vieler Menschen und Fortschritte in der medizinischen Behandlung geführt.

Den größten Einfluss hatte der Rückgang der weltweiten Todesfälle durch Darminfektionen. Das allein hat rein rechnerisch zu einer Steigerung der weltweiten Lebenserwartung von etwas über einem Jahr geführt.

Auch die Verringerung von Infektionen der unteren Atemwege hat weltweit gerechnet fast ein Jahr mehr Lebenserwartung gebracht.  Zudem hat auch die kontinuierlich sinkende Sterblichkeit durch Schlaganfälle und Herzkrankheiten geholfen, die weltweite Lebenserwartung zu verbessern, so die Forschenden.

Hauptursache für die weltweit gestiegene Lebenserwartung ist der Rückgang von tödlichen Darminfektionen. Sauberes Trinkwasser hat einen großen Anteil daran. Im gesamten Untersuchungszeitraum der Studie ist die Lebenserwartung trotz der Corona-Pandemie um 6,2 Jahre gestiegen. Symbolbild: Mädchen holt Wasser. Tansania (Foto: IMAGO, imago images/auslöser-photographie)
Hauptursache für die weltweit gestiegene Lebenserwartung ist der Rückgang von tödlichen Darminfektionen. Sauberes Trinkwasser hat einen großen Anteil daran.

Mehr zum Thema Lebenserwartung

Feature Alterndes Japan – Szenen aus einem Land im Umbruch

Japans Bevölkerung schrumpft rasant. Die Geburtenrate ist niedrig. Arbeitskräfte fehlen, die wirtschaftliche Produktivität geht zurück. Doch es gibt hier und da Auswege aus der Krise. Von Malte Jaspersen

SWR2 Feature SWR2

Stand
AUTOR/IN
Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)
ONLINEFASSUNG
Martina Janning