Hund und Plüschtier (Foto: IMAGO, Panthermedia)

Forschung zu Gehirnreaktionen

Echter Hund oder Plüschtier – Was wirkt wie auf den Menschen?

Stand
AUTOR/IN
Ralf Caspary
Annemarie Neumann

Die Nähe und der Kontakt zu Tieren lösen bei Menschen Reaktionen aus. Ein Forschungsteam aus Basel hat untersucht, inwiefern sich dabei echte Tiere von Plüschtieren unterscheiden.

Unterschiedliche Reaktion zeigt sich in Gehirnaktivität

In der Studie der Universität Basel wurde untersucht, was im Gehirn eines Menschen passiert, wenn dieser ein Plüschtier oder ein echtes Tier ansieht, berührt und streichelt. Durch die sogenannte Nahinfrarot-Spektroskopie wurden die Aktivitäten im oberen Bereich der Stirn, dem frontalen Kortex, gemessen. Dieser Bereich des Gehirns ist für verschiedene Aufgaben zuständig: Darunter fallen die Aufmerksamkeit, das Arbeitsgedächtnis, die Problemlösung, aber auch soziale und emotionale Prozesse. Dieser Bereich ist im Gehirn gut vernetzt. Er empfängt er Signale und gibt Signale an sensorische oder emotionsverarbeitende Bereiche weiter.

Plüschtier-Löwe (Foto: IMAGO, Gottfried Czepluch)
Der Plüschlöwe Leo hatte in der Studie eine gefüllte Wärmflasche im Bauch, um etwa die gleiche Temperatur wie der Hund zu haben. Dennoch sind die Gehirnreaktionen weniger stark ausgeprägt.

Beim Experiment zeigte sich zwar, dass die Begegnung egal ob echt oder Kuscheltier, ein gleiches Aktivitätsmuster im Gehirn aufzeigten. Bei Kontakt mit dem echten Hund erfolgten im Gehirn aber deutlich mehr Reaktionen als bei dem Plüschlöwen. Je intensivier der Kontakt zum Tier war, umso größer war der Unterschied in der Reaktion.

Keine allgemeingültigen Aussagen durch Studie möglich

Die Forschenden haben verschiedene Theorien aufgestellt, warum die Reaktionen unterschiedlich ausfallen. Dabei beziehen sie sich meist auf die Bindung zu echten Tieren. So könnte ein echtes Tier wie der Hund spannender sein und grundsätzlich mehr Emotionen als der Plüschlöwe auslösen.

älterer Herr schmust mit seinem Hund (Foto: IMAGO, Design Pics)
Hunde werden oft bei tiergestützten Therapien eingesetzt. Denn die Interaktion mit Hunden senkt Studien zufolge menschliche Stressparameter wie Puls oder Blutdruck.

Die Ergebnisse der Studie sind aber mit Vorsicht zu betrachten. Eine Verallgemeinerung auf die Sozialkompetenz müssen weitere Studien zeigen, so die beteiligte Psychologin Rahel Marti. Denn die Untersuchung beschränkte sich auf nur 19 Frauen und Männer.

Ich würde auf jeden Fall darauf hinweisen, dass es eher eine erste Studie ist, die unbedingt noch bestätigt werden muss.

Tiere im Einsatz für den Menschen

Aber auch in der Praxis werden bereits sowohl echte als auch künstliche Tiere in der Therapie eingesetzt. Die Paro-Robbe, ein Plüschtierroboter aus Japan, interagiert mit Menschen und findet in der Altenpflege, besonders bei Demenzerkrankten Anwendung.

Die Wissenschaft ist sich jedoch gerade bei Robotertieren über Wert und Wirkung nicht einig. Auch ist es schwierig, die Vergleichbarkeit von einem Roboter zu den unbeweglichen Plüschtieren einzuschätzen, so Marti. Gerade in diesem Einsatzgebiet bleibt es also vorerst eine ethische Frage, ob echte Tiere, Tierroboter oder unbewegliche Kuscheltiere zum Einsatz kommen sollen.

Die Roboter-Robbe Paro interagiert mit Menschen. (Foto: IMAGO, Thomas Müller)
Über zahlreiche Sensoren kann die japanische Paro-Robbe Berührungen, Geräusche und Stimmen erkennen und darauf reagieren. Zum Beispiel beim Streicheln beginnt Paro zu schnurren.

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