Vor vier Jahren begann der erste Lockdown. Am Freitag, den 22. März 2020 lief die Nachricht in der Tagesschau: Wegen der Ausbreitung des Coronavirus wurde in fast allen Bundesländern die Schließung ihrer Schulen und Kindertagesstätten beschlossen oder der Unterricht eingestellt. Millionen Eltern in Deutschland würden sich von nächster Woche an selbst um die Betreuung ihrer Kinder kümmern müssen. Am Montag sei der letzte Schultag.
Alles nur ein Betreuungsproblem für die Eltern. So klang das damals. Alles nur ein Betreuungsproblem für die Eltern. So klang das damals. Rosalie Holzschuh erinnert sich anders.
Für Schülerin Ilayda Tek, die jetzt ihr Abitur macht, war die Einsamkeit das größte Problem:
Isolation während der Pandemie führte zu psychosozialen Schäden
Kinder und Jugendliche galten vor vier Jahren als möglicherweise tödliches Infektionsrisiko, Schulen als Brandbeschleuniger. Statt Schulstunden im Klassenzimmer wurde eine neue Form des Unterrichts erfunden: Homeschooling.
Mehr schlecht als recht. Mit wackeligem Internet – oft ohne Kontakt zur Schule. Spielen, Sport, alles, was in Gruppen hätte stattfinden können war verboten. Aus heutiger Sicht ein Fehler, sagt der Freiburger Medizinethiker, Professor Giovanni Maio.
Zahl der Depressionen bei Jugendlichen nahm stark zu
Wie sehr Kinder und Jugendliche gelitten haben, wurde erst hinterher klar. Vor allem Mädchen wurden krank. Die Zahl der Corona-Depressionen bei Jugendlichen stieg steil an – um bis zu 70 Prozent – auch in Baden-Württemberg. Noch schlimmer: es gab kaum Hilfe und nicht genug Klinikplätze.
Luca Grimm ist heute Schülersprecherin am Burghardt-Gymnasium Buchen:
Mit anderen gründete Luca Grimm eine Mental Health AG. Das Motto: Auch reden hilft, wenn man erkennen kann, dass andere dieselben Probleme haben. Und auch ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass man sich deswegen nicht schämen muss kann helfen.
Folgen der Schulschließungen sind noch heute spürbar
Schulsozialarbeiterin Ina Reschke hat das Projekt damals unterstützt und sagt:
Was sie unter anderem auch daran erkennt, dass sie sich seit Ende der Pandemie vor Terminen kaum noch mehr retten kann. Und die Politik? Die Baden- württembergische Kultusstaatssekretärin Sandra Boser sieht die Entscheidungen von damals heute kritisch.
Im Nachhinein sei die Länge der Schulschließung sicherlich ein Problem gewesen, so Boser. Das sei auch heute noch zu spüren, wenn es um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ginge oder um Lernrückstände. Heute würde deswegen sicherlich mit anderen Maßnahmen gearbeitet werden.
Anders gesagt: Sollte es noch einmal zu einer ähnlichen Situation kommen, dann muss jedem, der das will, bewusst sein, dass Schulschließungen eben nicht nur ein Betreuungsproblem sind, sondern handfeste gesundheitliche Folgen haben können.