Insekten: Besserwisser-Wissen

Deshalb ist Biene nicht gleich Biene!

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AUTOR/IN
Dirk Neumann
ONLINEFASSUNG
Veronika Simon
Portraitbild von Veronika Simon, Multimedia-Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell (Foto: SWR)

"Bienensterben" und "Insektensterben" - ist das nicht das gleiche? Überhaupt nicht. Denn es gibt weltweit mehr als 20.000 Bienenarten, viele davon sind bedroht. Der Honigbiene geht es da noch ziemlich gut.

Wer "Biene" sagt, meint meistens eine ganz bestimmte Art: Apis mellifera – die Honigbiene. Honigbienen leben zu tausenden in einem Staat. Und weil sie Vorräte anlegen, um alle Mitglieder des Stocks mit Nahrung zu versorgen, gibt es bei ihnen Honig zu holen. Deshalb kam der Mensch schon vor Jahrtausenden auf die Idee, sich diese Bienenart als Nutztier zu halten.

Kleine Gruppen - kein Honig

Die meisten anderen Bienenarten sind entweder Einzelgänger oder leben in sehr kleinen Gruppen – dort gibt es keinen Honig, für die menschlichen Leckermäuler also uninteressant. Die Honigbiene begann mit dem Menschen einen Siegeszug um die ganze Welt.

Diese Art ist also ein Nutztier geworden, wie Rinder- oder Schafherden oder auch Haushühner. Deshalb fallen im Gegensatz dazu alle anderen "freien", "ungebändigten" Bienenarten unter den Sammelbegriff "Wildbienen".

Über 500 Wildbienenarten allein in Deutschland

Biene ist also keineswegs gleich Biene. Weltweit zählt man mehr als 20.000 verschiedene Wildbienenarten. In Deutschland leben immerhin über 500 Wildbienenarten.

Es gibt Sandbienen, Furchenbienen, Mörtelbienen, Mauerbienen, Steppenbienen, Langhornbienen, Pelzbienen und viele mehr. Die kleinsten sind nur wenige Millimeter lang, die Größten, wie z.B. die Blauschwarze Holzbiene, stattliche drei Zentimeter.

Wildbienen haben einen ganz beträchtlichen Anteil an der Bestäubung vieler Pflanzen. Sie ergänzen die Leistung der Honigbienen und sind auch für den kommerziellen Obstanbau wichtiger als häufig gedacht.

Bienensterben ist nicht gleich Insektensterben

Vom Bienensterben war bisher eigentlich immer nur im Bezug auf Honigbienen die Rede. Zahlreiche, von Menschen gehaltene Honigbienenvölker rund um die Welt waren und sind davon betroffen. Viren, Bakterien und vor allem der aus Asien eingeschleppte Parasit Varroa-Milbe, machen den Honigbienen das Leben schwer.

Und natürlich leiden auch Honigbienen unter den Pestiziden, die für alle Insekten schädlich sind. Inzwischen liegt Imkern aber im Trend. Viele neue Enthusiasten züchten viele neue Völker. Auch gibt es neue Methoden zur Bekämpfung der Varroa-Milbe. Die Honigbiene ist also keineswegs vom Aussterben bedroht.

Insektensterben betrifft nicht nur die (Wild-)Bienen

Ganz anders sieht es für die Wildbienen aus. Sie leiden ganz akut - wie viele Schmetterlinge, Käfer und andere Insektenarten - unter dem Insektensterben. Ihre Futterpflanzen verschwinden, geeignete Brutplätze werden zugebaut, Chemikalien in der Umwelt schwächen ihr Immunsystem oder schädigen ihre Nerven.

Noch 1950 konnte man z.B. die Schwarze Mörtelbiene mitten in Stuttgart beobachten – heute ist sie aus Baden-Württemberg so gut wie komplett verschwunden. Insofern ist das Insektensterben auch ein Bienensterben - aber vor allem ein Wildbienensterben.