Die Probenkapsel der NASA-Mission, kurz nach dem sie auf der Erde aufkam. (Foto: Pressestelle, NASA/Keegan Barber)

Krümel aus dem All

Probe von Asteroid Bennu – bislang Wasser und Kohlenstoff entdeckt

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Uwe Gradwohl
Uwe Gradwohl, Leiter der Redaktion SWR Wissen Aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)
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Elisabeth Theodoropoulos

Eine NASA-Sonde hat während eines Vorbeiflugs an der Erde eine Kapsel abgeworfen in der Asteroidengestein ist. Bei der Pressekonferenz wird berichtet: der Probenbehälter ist, entgegen der Planung, noch gar nicht geöffnet. Dennoch gibt es schon erste Erkenntnisse.

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Die Landung hat für viel Aufsehen gesorgt und die Kapsel, in der das Asteroidengestein drin sein sollte, wurde gleich nach der Landung in ein Speziallabor gebracht, um sie zu öffnen. Aber: Der Behälter ist, entgegen der Planung, noch gar nicht offen. Trotzdem jubeln die NASA-Leute über das, was ihnen begegnet ist.

Große Freude trotz bisher ungeöffnetem Probenbehälter

Beim nur fünf Sekunden dauernden Kontakt der Sonde mit dem Asteroiden wurde wohl derart viel Material von der Asteroidenoberfläche aufgewirbelt, dass es sich nicht nur im Probenbehälter selbst sammelte, sondern sich auch rund um den Behälter im Inneren der Sonde niederschlug. Für die Wissenschaftler ein paar unverhoffte Bonus-Gramm Asteroidenkrümel – und auch diese sammeln sie jetzt vorsichtig Körnchen für Körnchen ein – und der eigentliche Probenbehälter wird entsprechend später geöffnet.

Wissenschaftler arbeiten an der Probenkapsel in einem Cleanroom. (Foto: Pressestelle, NASA/Keegan Barber)
Die bisherigen Arbeiten finden noch um den Probenbehälter herum statt, da die wertvollen Asteroidenkrümmel eingesammelt werden, die außerhalb des Behälters gelandet sind.

Die Arbeiten gestalten sich auch deshalb etwas mühsam und langwierig, weil die zu öffnende Kapsel in einer Glasbox liegt, von Stickstoff geflutet und nur mit Hilfe von in die Glaswände eingelassenen Handschuhen angefasst werden kann. All diese Sicherheitsmaßnahmen sorgen dafür, dass die Krümel aus dem All nicht von irdischer Luft und deren Bestandteilen verunreinigt werden können. 

Material könnte Hinweise darauf liefern, wie sich die Erde entwickelt hat

So außergewöhnlich wertvoll sind die Körnchen deshalb, weil sie Hinweise darauf liefern könnten, wie jenes Material zusammengesetzt war, aus dem sich vor mehr als vier Milliarden Jahren die Gesteinsplaneten Merkur, Mars, Venus und auch die Erde entwickelt haben.

Ein Container transportiert die kostbare Ware. (Foto: Pressestelle, NASA/Keegan Barber)
Ein Container transportiert die kostbare Ware.

Die Ergebnisse erster schneller Analysen elektrisieren die wissenschaftliche Community bereits: So wurde in Bennus tiefdunklem Gestein mit fünf Gewichtsprozenten der höchste Kohlenstoffgehalt festgestellt, der jemals bei außerirdischem Gestein gemessen wurde. Gefunden wurden auch Mineralien in deren molekularer Struktur auch Wassermoleküle verbaut sind. Unter UV-Licht zeigte sich außerdem die typische Fluoreszenz von organischen Verbindungen. All das zusammen lässt die Forscher hoffen, dass sie bei weiteren Untersuchungen die Frage beantworten können, ob bei Einschlägen von Asteroiden auf der jungen Erde auch die Vorläufer von Molekülen, die für die Entstehung von Leben notwendig sind, auf die Erde gekommen sein könnten. 

Gestein ist für aktuelle und zukünftige Forschungszwecke

Das in Sonde und Probenbehälter enthaltene Gestein wird in den kommenden Monaten katalogisiert. Mit Hilfe dieses Katalogs können Forschende Gesteinsproben für ihre Arbeit anfragen. Positiv beschieden werden Anfragen aber nur, wenn die mit ihnen verbundene Forschung von einem wissenschaftlichen Gremium als entsprechend wichtig eingestuft wird.

Ein Teil des Asteroidengesteins wird an die kanadische und die japanische Raumfahrtbehörde abgegeben. Japan ist die erste Nation der es gelungen war, wenige Gramm Asteroidengestein zur Erde zurückzubringen, und davon wiederum ging ein Teil in die USA. OSIRIS-Rex dagegen bringt nun mit über 250 Gramm so viel Material, dass ein kleiner Teil sogar schon bald in den großen wissenschaftlichen Museen in den USA ausgestellt wird.  

Demonstration eines Asteroideneinschlags des NASA Space Centers in Houston. (Foto: IMAGO, IMAGO / IP3press)
Demonstration eines Asteroideneinschlags des NASA Space Centers in Houston.

Eine Portion Asteroidenmaterial wird für Jahrzehnte im Johnson Space Center in Houston unberührt eingelagert – damit auch Forschende zukünftiger Generationen mit noch besserer Technik als der heutigen mit diesem Material forschen können. Dort, im Johnson Space Center, befindet sich das Gestein von Bennu in guter Gesellschaft. Von Sonden eingefangene Teilchen des Sonnenwinds und kosmischer Staub warten dort ebenso noch auf ihren Einsatz für die Forschung wie einige seit mehr als einem halben Jahrhundert unberührte und von den Apollo-Missionen zur Erde gebrachte Proben von Mondgestein. 

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