Der Traum, mit Tieren zu sprechen, ist so alt wie die Menschheit selbst. Lange war er genau das: ein Traum. Doch es scheint, als könnte der Traum jetzt endlich Realität werden, sagt der Forscher Felix Effenberger.
Er ist einer von zahlreichen Forschern weltweit, die die Sprache der Tiere entschlüsseln wollen. Dabei ist Effenberger selbst kein Biologe, sondern Mathematiker – und Experte für Künstliche Intelligenz. Effenberger arbeitet in einem internationalen Forschungsprojekt, dem sogenannten Earth Species Project. Das Projekt ist ambitioniert: Das Ziel ist nichts weniger als die Entschlüsselung sämtlicher Sprachen des Tierreichs. Möglich machen soll das Künstliche Intelligenz.
So können wir unsere Tiere besser verstehen
KI muss vor dem Übersetzen zunächst Muster erkennen
Sprache, egal ob von Mensch oder Tier, ist nichts anderes als ein regelmäßiges Muster in einem großen Datenhaufen, sagt Felix Effenberger. Und KI ist besonders gut darin, so ein Muster zu erkennen und zu reproduzieren. Wer schon mal mit ChatGPT oder einem anderen KI-Chatbot geredet hat, weiß das.
Effenberger und seine Kollegen glauben, dass KI nicht nur in menschlicher Sprache Muster erkennen kann, sondern auch beispielsweise in Vogelgezwitscher, Delfingeräuschen oder Hundegebell.
In Tiergeräuschen mithilfe Künstlicher Intelligenz Datenmuster zu entschlüsseln ist allerdings nur ein erster Schritt. Effenberger will Tiere nicht nur verstehen, sondern irgendwann auch mit ihnen reden können. Deshalb entwickelt er mit seinem Team gerade einen KI-Chatbot für Zebrafinken, eine Art ChatGPT für Vögel. Aktuell ist das noch Zukunftsmusik – auch weil sich dabei ganz ungeahnte Probleme ergeben könnten.
Tiere kommunizieren oft nonverbal
Ein ZebrafinkGPT, das mit Vögeln plaudert, während wir Menschen ahnungslos bleiben, ist nur eine mögliche Herausforderung. Eine andere besteht darin, dass Kommunikation nicht ausschließlich über Geräusche läuft. Noch mehr als bei uns Menschen unterhalten sich Tiere nämlich oft nonverbal:
Für die Forscher um Effenberger bedeutet das ein mühsames Datensammeln nicht nur von Tierlauten, sondern auch ein langwieriges Katalogisieren von Bewegungsmustern oder Duftmarken. Ein Mammutprojekt, an dem sie mit Biologen und Verhaltensforschern auf der ganzen Welt zusammenarbeiten.
Doch selbst wenn am Ende alles klappt, könnte der Menschheitstraum, mit Tieren zu sprechen unerfüllt bleiben. Ob sich etwa ein Delfin wirklich interessieren würde für die Themen, die uns Menschen umtreiben?
Die Entschlüsselung von Tierkommunikation mithilfe von KI soll Positives bewirken
Aber vielleicht brauchen wir am Ende überhaupt kein exaktes Verständnis tierischer Sprache. Im Jahr 1972 veröffentlicht der Biologe Roger Payne eine Schallplatte mit Walgesängen. Die Platte macht Platin, fasziniert die Menschheit – und führt zu den ersten internationalen Einschränkungen des Walfangs. Felix Effenberger hofft, dass seine Arbeit eines Tages einen ähnlichen Effekt haben könnte: