Wer Sport treibt, kann eigentlich nichts falsch machen. Sport macht glücklich, Sport hält gesund und Sport macht fit für die Schule. Das fängt schon bei den ganz Kleinen an: Eine Studie der Technischen Uni München zeigt, dass Sport die Konzentration von Grundschülern verbessert. Beteiligt waren über 6500 Schülerinnen und Schüler.
Hängen schulischen Leistung und körperlichen Fitness von Grundschülern zusammen?
Die Münchner Studie untersuchte die Konzentrationsfähigkeit der Kinder. Das ist nur eine Komponente dessen, was die tatsächliche schulische Leistungsfähigkeit eines Kindes ausmacht, erklärt der Sport- und Gesundheitswissenschaftler Dr. Torsten Schulz, der die Studie geleitet hat. Die Studie liefert allerdings Hinweise, dass die körperliche Fitness eng mit der Konzentrationsleistung zusammenhängt.
Was bedeutet eine hohe Konzentrationsfähigkeit?
Wer sich besser konzentrieren kann, lässt sich weniger von kleinen Ablenkungen irritieren. In der Regel können Menschen mit einer hohen Konzentrationsfähigkeit länger bei einer Sache bleiben oder eine kurzfristige Beschäftigung konzentrierter ausführen. Beides wurde im Testverfahren der Studie explizit überprüft.
Sport könnte Schullaufbahn bestimmen
Die Konzentrationsfähigkeit der Grundschüler wurde über einen Zeitraum von fünf Jahren beobachtet. Dadurch konnten die Forschenden auch den schulischen Werdegang der Kinder nachvollziehen.
Das Ergebnis: Kinder mit einer besseren Fitness landeten eher auf ein Gymnasium oder eine Mittelschule. Schüler:innen mit einer schlechteren Physis gingen unter anderem auf die Hauptschule.
Bei der Interpretation des kausalen Zusammenhangs ist allerdings Vorsicht geboten, betont Schulz. Denn es gebe auch andere sozioökonomische Faktoren, die eine Rolle spielen könnten. Zum Beispiel, ob die Eltern das Kind für Sport motivieren und gegebenenfalls auch andere schulische Leistungen unterstützen können.
Schulen sollen Bewegungskultur fördern
Einen Zusammenhang zwischen der Fitness des Kindes und der Wahl der weiterführenden Schule hat die Studie zeigen können. Und auch wenn die genauen Ursachen für diesen Zusammenhang Raum für Spekulationen lässt, kann man das Studienergebnis in jedem Fall zum Anlass nehmen, Kinder und Jugendliche mehr zu Sport und Bewegung zu animieren, so Schulz.
Er plädiert dafür, nicht nur Sport zu fördern, sondern auch eine Bewegungskultur im Alltag und in der Schule zu fördern – zum Beispiel durch aktive Pausen zwischen den Schulstunden. Dazu sollten die Kinder durchschnittlich drei Stunden Sport in der Grundschule haben.
Waren Kinder durch die "Zwangspause" während der Corona-Pandemie gefährdet?
Durch den Lockdown konnten Schülerinnen und Schüler lange Zeit nicht mehr zur Schule, verpassten damit auch den Sportunterricht. Hinzu kam, dass Sportvereine ihren Betrieb vor Ort pausieren mussten und sich Kinder zeitweise nicht einmal privat in Gruppen zum Fußball spielen treffen konnten. All das legt nahe, dass sich Kinder während der Pandemie möglicherweise weniger bewegt haben. Hat das dann auch Konsequenzen für deren Konzentrationsfähigkeit?
Nicht unbedingt, meint Schulz, denn es gab auch viele Möglichkeiten, sich umzuorientieren. Viele Lehrkräfte haben sich angestrengt, den Sportunterricht im Rahmen der Corona-Einschränkungen weiterzuführen. Vereine boten Aktivitäten online an. Jetzt wo die Corona-Maßnahmen gelockert sind können diese Ausgleichsmöglichkeiten vielleicht sogar den alltäglichen Sport ergänzen, um die Konzentrationsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen durch Sport nachhaltig zu fördern.