Der erste Computer Z3 läuft mit elektromechanischen Schaltern
Computer bestehen im Grunde aus einer Reihe von Schaltern, die sich gegenseitig an- und ausschalten können. Der deutsche Computerpionier Konrad Zuse versuchte zunächst mechanische Schalter zu verwenden, die sich allerdings ständig verhakten. Seinen ersten Prototypen, den Z1, baute er nie fertig. Im Z2 testete er dann den Einsatz von elektromechanischen Relaisschaltern und konnte dann mit dem Z3 er vor gut 80 Jahren den ersten funktionsfähigen Computer der Welt entwickeln.
Das Gerät war aber noch sehr langsam, sagt Dr. Joachim Burghartz, Direktor des Instituts für Mikroelektronik Stuttgart. Dementsprechend hat man versucht, elektronische Schalter zu entwickeln:
Erste Computer füllten ganze Räume
Der erste kommerzielle Computer, der ENIAC, setzte solche Elektronenröhren ein. Mit fast 17.500 davon beanspruchte er eine Fläche von 170 Quadratmetern und wog 27 Tonnen. Würde man ein heutiges Smartphone mit dieser Technologie bauen, dann wäre es aufgestellt etwa 400 bis 500 Meter hoch, berechnete der Buch- und Web-Comicautor Randall Munroe.
Transistor-Idee kam 20 Jahre vor der Umsetzung
Wollte man leistungsfähigere Computer bauen, dann musste etwas Kleineres her – etwas wesentlich Kleineres: Der Transistor.
Berühmt für dessen Erfindung sind heute die drei Physiker US-amerikanischen William Schockley, John Bardeen und Walter Brattain. Doch die Idee zu dem Schalter patentierte der österreich-ungarische Physiker Julius Edgar Lilienfeld bereits 1925. Damals lies sich die Idee aber noch nicht umsetzen, da die Technologie, den Werkstoff Silizium zu bearbeiten, bis dahin nur schlecht beherrscht wurde, so Burghartz.
Halbleiter sind der Schlüssel zum elektrischen Schalter
Lilienfeld erkannte, dass sich ein Halbleiter wie Silizium oder Germanium als elektronischer Schalter einsetzen ließ. Dafür müssen zwei Kontakte aus leitendem Halbleitermaterial durch eine Schicht aus zunächst nichtleitendem Material getrennt werden, den sogenannten Gap.
Wenn man diesen Gap durch ein elektrisches Feld beeinflusst, kann man einen verbindenden Kanal zwischen den Kontakten herstellen, oder diesen unterbinden – also ein Schalter, erklärt Burghartz.
Geburtsstunde des Mikrochips
Zwar waren die ersten Transistoren, die Shockley, Bardeen und Brattain bauten, noch ungefähr handflächengroß und damit nicht viel kleiner als die Elektronenröhren, aber sie wurden schnell kleiner und kleiner.
Auf dem Weg zu heutigen Computern gab es in den 50er-Jahren noch einen weiteren Durchbruch: Statt nur einem Transistor pro Silizium-Platte, begann man mehrere, direkt miteinander verdrahtete Transistoren auf einem Stück Silizium unterzubringen – die Geburtsstunde des Mikrochips. Ganze Schaltungen wurden in einem Chip verbaut.
Exponentieller Fortschritt: Transistoren werden immer kleiner
Gordon Moore erkannte ein Muster: Alle zwei Jahre verdoppelte sich die Anzahl der Transistoren pro Chip. Das wurde bekannt als Moore’s Law, Moore’s Gesetz.
Der Intel 4004, der erste kommerzielle Mikroprozessor, hatte noch 2.250 Transistoren. Über die Jahrzehnte wurden die Transistoren immer kleiner und immer mehr passten auf einen Chip. Heutige Prozessoren, haben mehr als 10 Milliarden Transistoren. Der M1 Ultra von Apple verbindet zwei Chips zu einem und kommt so sogar auf 114 Milliarden Transistoren. Mittlerweile kann man diese nur noch unter dem Elektronenmikroskop sehen.
Transistor erreicht physikalisches Limit
Allerdings kann das nicht ewig so weitergehen. Transistoren heute sind kleiner als 100 Nanometer. Das ist 500 Mal dünner als ein menschliches Haar. Viel kleiner können sie nicht mehr werden, denn sonst springt der elektrische Strom einfach von einem Kontakt zum anderen – der Schalter kann also nicht mehr ausgeschaltet werden.
Würde man den ENIAC mit seinen 17.500 Elektronenröhren aus modernen Transistoren bauen, dann wäre der ganze Computer kleiner als ein Puderzuckerkristall – und damit für das menschliche Auge nicht mehr sichtbar.
Ersetzten Quantencomputer den elektrischen Schalter?
Transistoren sind in fast jedem Gerät verbaut, mit dem wir tagtäglich zu tun haben. Und jetzt, wo die physikalischen Grenzen beinahe erreicht sind, tut sich am Horizont eine mögliche Nachfolgetechnologie auf: Quantencomputer. Sie können theoretisch mit viel weniger Bauteilen deutlich mehr Leistung erreichen, als das heute mit Transistoren möglich ist.
Doch die Technologie steckt in den Kinderschuhen. Erste Quantencomputer sind noch Einzelstücke und Forschungsobjekte. Es ist also noch nicht einmal die ENIAC-Stufe der Quantencomputer erreicht. Bis sie einmal den Transistor ablösen, wird es also noch dauern. Mit 75 Jahren gehört er also noch lange nicht zum alten Eisen – oder zum alten Halbleiter.