Umwelt

Tiefseebergbau schädigt die Meere

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AUTOR/IN
Thomas Samboll
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Antonia Weise

Der Boden der Tiefsee ist übersät mit Gesteinsbrocken, die Kobalt, Nickel, Kupfer und Mangan enthalten. Vor allem Mangan ist ein beliebter Rohstoff für die Industrie. Umweltschützer sehen den Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee kritisch.

Rohstoffbergung mit einer Art Riesen-Staubsauger

Um die wertvollen Rohstoffe wie Mangan zu bergen, braucht man Spezialgeräte, die auch bei extremem Druck und großer Kälte in der Tiefsee funktionieren. So einen Kollektor, der wie eine Art Riesen-Staubsauger die Manganknollen vom Meeresboden aufsagt, wollten die Wissenschaftler*innen des Forschungsschiffs „Sonne“ zum ersten Mal in großem Stil testen.

Durch die Corona-Pandemie musste diese Erkundungsfahrt verschoben werden. Umweltschützer und die Deep Sea Conservation Coalition, welche Nichtregierungsorganisationen repräsentiert, fordern, dass auf das Sammeln von Rohstoffen in der Tiefsee verzichtet wird.

Artenvielfalt in der Tiefsee

Das Meer ist, wie alle anderen Ökosysteme ein Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Hinzu kommt, dass die Tiefsee eine große Bedeutung für das globale Klima hat, weil sie das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre aufnehmen und damit den Treibhauseffekt abschwächen kann. Deshalb stehen Umweltschützer dem Abbau von Rohstoffen sehr kritisch gegenüber.

Es geht um Nährstoffkreisläufe und dergleichen. Wir wissen noch viel zu wenig über die Tiefsee, um jetzt da schon große Maschinen runterschicken zu können, die den Abbau von Manganknollen, von Massiv-Sulfiden, von Kobaltkrusten und dergleichen vorantreiben.

Anglerfisch (Foto: IMAGO, imago images / Nature Picture Library)
Anglerfische kommen in allen Ozeanen der Erde vor. Sie leben unterhalb von 300 Metern. Generell ist jedoch sehr wenig über den Lebensraum in der Tiefsee bekannt.

Moratorium: Zeit soll genutzt werden

Mit einem Moratorium wollen Umweltschützer und Organisationen mehr Zeit gewinnen. Der Zweck: Weitere Erkundungen und Gerätetests auf Eis legen. So sollen wissenschaftliche Informationen über die biologische Vielfalt und über das gesamte Ökosystem Tiefsee gewonnen werden. Nur dann könne man man mögliche Auswirkungen und Risiken vom Tiefseebergbau noch näher beleuchten, erklärt Sandra Schöttner von Greenpeace.

Folgen für das ganze Meer

In Deutschland ist die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe für die Erkundung des Tiefseebergbaus zuständig. Der Geologe Carsten Rühlemann von der BGR kann Umweltschützer verstehen, denn vor allem beim Manganknollenabbau kann eine Suspensionswolke entstehen. Das heißt: weiche Sedimente auf dem Meeresboden werden aufgewirbelt und verdriften. Man wisse noch nicht, wie weit das Gestein im Wasser verdrifte. Das könnte negative Folgen mit sich bringen.

Manganknollen aus der Tiefsee des Pazifiks (Foto: IMAGO, imago images / blickwinkel)
Manganknollen bestehen aus verschiedenen Metallen wie Eisen, Kupfer, Nickel und Kobald. Der Abbau dieser Knollen ist mit Risiken für die Umwelt verbunden.

Die Auswirkungen dieser Suspensionswolke auf Tiere, die dann dort leben, ist unbekannt. Ob und wie solche Flächen wiederbesiedelt werden, wie schnell das geht, welche Arten zunächst zurückkommen, wann sie zurückkehren, ob die Ökosystemfunktion wiederhergestellt wird. All das ist noch nicht bekannt.

Problem des Moratoriums

Hauptgeldgeber bei der Erkundung des Tiefseebergbaus ist die Industrie. Wenn aber unklar ist, welche Perspektive die Rohstoffgewinnung in den Ozeanen in Zukunft hat, dürften diese Gelder ausbleiben. Sollte es in nächster Zeit keinen Bergbau in der Tiefsee geben, investieren die Firmen auch nicht in diesem Geschäftsfeld. Und das bedeutet wiederum, dass Forschungsprojekte einzelner Länder weniger Daten über den Meeresboden bekommen. Die Wissenschaftler*innen sind nämlich auf die speziellen Abbaugeräte zum Forschen angewiesen.

Das Forschungsschiff "Sonne" (Foto: IMAGO, imago images / Eckhard Stengel)
Das Forschungsschiff "Sonne" trägt in Deutschland dazu bei, wissenschaftliche Fragen zu beantworten. Vor allem beschäftigen sich die Wissenschaftler*innen mit dem Eingreifen des Menschen in Ökosysteme wie die Tiefsee.

Ist das Moratorium der richtige Weg?

Mit einem Moratorium wäre die grundsätzlich Frage nicht gelöst - und zwar, ob wir diese Zerstörung auf dem Planeten zusätzlich leisten wollen oder nicht. Was passiert danach?

Die würde dann danach kommen. Und dass diese Flächen so groß sind, die wir da zerstören werden bei Tiefseebergbau, zumindest beim Manganknollen-Abbau, bis zu 2-, 300 Quadratkilometer pro Jahr pro Abbauoperation, das wissen wir auch jetzt schon! Das ist auch unstrittig.

Ob ein Moratorium Erfolg bringend ist, ist zweifelhaft. Selbst, wenn die Unterstützung auch auf Seiten der Fischereiindustrie wächst, ist ein Aussetzen des Tiefseebergbaus auf internationaler Ebene ein Problem.

Es ist ganz klar, dass es hier durchaus um einen Goldrausch geht auf der hohen See. Und da will keiner zurückstehen. Das ist ganz klar, da müssen wir uns nichts vormachen!

Manganknolle aus der Tiefsee des Atlantiks (Foto: IMAGO, imago images / blickwinkel)
Schwarze Knollen, so groß wie ein Salatkopf sind der Schatz der Tiefsee. In 5000 Meter Tiefe liegen sie am Meeresboden und gelten als Rohstoffquelle.
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